Duisburg-Hochfeld. Ehliman Hyuseins Familie stammt aus Bulgarien. Er hat viel Diskriminierung erlebt. Wie er sich in Duisburg seinen Traum vom eigenen Laden erfüllt.

Frühmorgens, wenn die selten ruhige Wanheimer Straße erwacht, steht Ehliman Hyusein in seinem Laden und brüht frischen Kaffee für die Kundschaft. Mit seinem Kiosk und Lebensmittelgeschäft hat er sich seinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllt.

Für den gebürtigen Bulgaren, der immer wieder Erfahrung mit Diskriminierung gemacht hat, ist das eine besondere Leistung. Das Ladenlokal an der Wanheimer Straße 127 hat der 20-Jährige erworben und nach einer Renovierung, inzwischen als Kiosk wiedereröffnet. Bis dahin war es ein weiter Weg: Hyusein kam mit seiner Familie nach Deutschland, als er gerade zwei war. Er wuchs in Hochfeld auf und machte sein Fachabitur.

Lange gearbeitet, um Geld zu sparen für den großen Traum

Viele Kunden kommen wegen der Süßigkeiten in das kleine Geschäft.
Viele Kunden kommen wegen der Süßigkeiten in das kleine Geschäft. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

„Eigentlich hätte ich noch Abi machen können, aber ich wollte lieber arbeiten“, sagt er. Zwei Jahre wirkte er im Lager eines großen Online-Versandhändlers mit, sparte Geld.

Von seinem ursprünglicher Plan, Klamotten zu verkaufen, rückte er bald wieder ab, Lebensmittel erschienen ihm sinnvoller. Die liegen nun in den Regalen und Tiefkühltruhen, insbesondere bulgarische Süßigkeiten sind darunter. „Viele Bulgaren kommen nur deswegen mit ihren Kindern hierher. Die Deutschen kaufen eher Alkohol.“

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Neben frischen Lebensmitteln, die der Selbstständige jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe besorgt, verkauft er auch bulgarische und türkische Salami sowie andere Wurstspezialitäten.

Kioskbesitzer hat in seiner Jugend viel Diskriminierung erlebt

Auch Nüsse gehören zum Sortiment.
Auch Nüsse gehören zum Sortiment. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Der 20-Jährige will sich abgrenzen von anderen Kiosken in der Gegend, in der er groß geworden ist. „Nicht jeder sollte einen Kiosk eröffnen: Man muss geduldig und diszipliniert sein“, meint er. Er rechnet mit einer beschwerlichen Zeit, auch wenn die Kunden in den Laden strömen. „Es geht nicht direkt nach oben, auch wenn ich schon viele Stammkunden habe.“

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Generell sei es schwer, sich in der Gesellschaft als Ladenbesitzer zu behaupten: „Ob du türkisch oder bulgarisch bist, sobald du einen Bart hast, gucken dich die Leute schief an“, sagt er und berichtet von Vorurteilen, die ihm und Bulgaren im Generellen immer wieder begegnet sind.

Viele Regeln sind zu beachten

„Auch die Versicherungen oder Energieversorger verlangen bei uns viel höhere Tarife – weil sich die Leute häufig nicht wehren können“, schildert er. Es müsste mehr Unterstützung für Migranten geben, wenn sie sich selbstständig machen wollten, findet er. „Wenn du sowas immer wieder erfährst, hast du gar keine Motivation mehr, dich anzustrengen“, so Hyusein.

Frank Abbas, der seit vielen Jahren Migranten in Hochfeld berät, kennt dieses Problem. „Es gibt verschiedene Tarife, und erst einmal wird einem der teurere angeboten. Wenn die Menschen dann wechseln wollen, wird der Tarif nach unten angepasst.“ Abbas ist mit der Auswahl, die Ehliman Hyusein bietet, zufrieden, und freut sich, dass Huysein seinen Weg gemacht hat: „Ich habe dort schon verschiedene Raki-Sorten und kleine Salamis gekauft. Die waren exquisit.“

Sein Kiosk ist täglich von 8 Uhr bis Mitternacht geöffnet, freitags und samstags sogar bis 3 Uhr in der früh.

>> Viele Zugewanderte ziehen nach Hochfeld

■ Insgesamt leben (Stand Juli 2021) 8921 rumänische und 13.819 bulgarische Staatsangehörige in Duisburg. Hochfeld ist ebenso wie Marxloh ein sogenannter Ankommens-Stadtteil, in den viele Zugewanderte aus Südosteuropa ziehen.

■ Seit Jahren gibt es allerdings auch Diskussionen darüber, wie die Integration der Neu-Duisburger gelingen kann.