Duisburg. Kabarettist Konrad Beikircher begeisterte nach schwerer Krankheit mit seinem neuen Programm im ausverkauften Gleis drei in Duisburg-Großenbaum.

Ausverkauft hieß es am Donnerstagabend im 80 Plätze bietenden kleinen Veranstaltungssaal der Event-Location „Gleis drei“ am Großenbaumer Bahnhof. Und das bei rasant steigenden Corona-Zahlen. Verwundern darf das trotzdem nicht, denn immerhin stand mit Konrad Beikircher ein Urgestein des deutschen Kabaretts auf der Bühne, das seit mehr als 30 Jahren mit seinem hintergründigen Humor sein Publikum begeistert.

Ausverkauftes Haus im Duisburger Gleis drei

Dass der bekennende Rheinländer mit Südtiroler Wurzeln überhaupt schon wieder die Kabarettfreunde zum Lachen bringen kann, ist schon ein kleines Wunder. In der für Kleinkünstler beruflich besonders schwierigen Corona-Zeit hat der in Bonn lebende Beikircher gesundheitlich eine Menge durchgemacht. Er war selbst an Corona erkrankt, hatte eine Lungenembolie, dazu litt er an Nierenkrebs und zuletzt wurde auch noch ein Tumor an der Thymusdrüse entfernt.

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Beikircher, der wie kein Zweiter die „Rheinische Lebensphilosophie“ verinnerlicht hat, ließ sich davon nicht kleinkriegen, nutzte die freien Nachmittage in der Reha, um an seinem neuen Programm zu arbeiten. Damit steht er jetzt auf der Bühne, der Titel „Kirche, Pest und neue Seuchen“ könnte aktueller nicht sein.

Ausverkauft war der Kabarett-Abend im Gleis drei mit Konrad Beikircher.
Ausverkauft war der Kabarett-Abend im Gleis drei mit Konrad Beikircher. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dem noch 75-Jährigen, der nach seinem Bonner Musik-, Psychologie- und Philosophie-Studium im Rheinland „hängen blieb“, war die Spielfreude bei seinem Auftritt in Großenbaum anzumerken. Das war ja doch schon etwas anderes, „als vor acht Pkw“ im Autokino aufzutreten.

Beikircher: „Corona, was für ein schönes Wort für so ein Drecks-Virus.“

Beikircher, der sich auch als Musiker längst einen Namen gemacht hat, ließ sich auch von den durchaus hörbar vorbeifahrenden Zügen nur kurz irritieren. So ist das nun mal, wenn man in einem noch funktionstüchtigen Bahnhof auftritt. Der gebürtige Brunecker ging natürlich sofort, zumal selbst betroffen, auf die immer noch grassierende Pandemie ein und wurde dabei fast poetisch: „Corona, was für ein schönes Wort für so ein Drecks-Virus.“

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Mit den politisch Handelnden in dieser Krise ist er überhaupt nicht zufrieden. Er erinnerte an das Sprichwort „Wo gehobelt wird, fallen Späne“. Dazu der Kabarettist: „Mir würde ja einer schon reichen.“ Beikircher wurde kurz ernsthaft, als er seine Meinung zu der aktuell sich zuspitzenden Situation deutlich machte: „Ich bin für eine Impfpflicht, die Zeiten für differenzierende Betrachtungen sind vorbei.“ Er stellte aber klar, dass die Menschheit immer schon mit Pandemien und Seuchen klar kommen musste, erwähnte Lepra, die bereits 6.000 Jahre vor Christus bekannt war, die Pest, die viele hundert Millionen Tote forderte, Cholera, die Spanische Grippe und viele mehr. „Die größte Seuche ist aber der Mensch, der schlägt alle Rekorde“, schlussfolgerte der rheinische Südtiroler, der damit Kriege und andere von Menschen ausgelöste Katastrophen meinte.

Angesichts der aktuellen Pandemie kam er ins philosophieren: „Es fühlt sich an, als habe der Herrgott auf den Reset-Knopf gedrückt. Es ist vieles aus dem Ruder gelaufen, wir leben hier im Überfluss, wir sollten der Menschheit mehr helfen, als wir es tun.“

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Der Bogen zu einem weiteren Thema war schnell geschlagen: „Wenn nur dat Corona gewesen wär, da kam dann aber auch noch der Woelki dazu“. Den „Musterschüler“ vom früheren Kölner Kardinal Meisner nahm Beikircher so richtig aufs Korn. Dabei sprach er das Verhalten Woelkis bei der Zurückhaltung der Veröffentlichung von Gutachten in Zusammenhang mit dem Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln an: „Der hat ja soviel untern Teppich gekehrt, der war ja nur noch am Fegen.“

Dabei habe er nur nach dem rheinischen Grundsatz gehandelt: „Nur wat unterm Teppich is, is vom Tisch.“ Der vielfach ausgezeichnete Kabarettist hat sich auch schon Gedanken über eine neue Verwendung des sich gerade in einer Auszeit befindenden Kölner Kardinals gemacht. Er glaubt nämlich nicht daran, dass Woelki sein hohes Kirchenamt in Köln wieder antreten wird. Im „normalen Glauben“, wie eingefleischte rheinische Katholiken ihre Religion gerne bezeichnen, gäbe es doch viele Schutzheilige. Beikircher hat da noch Lücken ausgemacht: „Es gibt noch keinen Schutzpatron für Demente, da wäre der Woelki geradezu ideal.“ Den Grund lieferte der Wahl-Bonner direkt nach: „Wenn einer vergessen kann, dann er.“

>>TERMINE IM GLEIS DREI

20. Januar: Kai Magnus Sting „Hömma, so isset“; 10. März: Benjamin Eisenberg „Pointen aus Stahl“; 31. März: Dagmar Schönleber „Respekt“.

Eintrittskarten können wie folgt bestellt oder erworben werden: Per Email an gleisdrei-kabarett@t-online.de; telefonisch unter 0177 8582220 oder an den Vorverkaufsterminen im „Gleis drei“ (Termine werden im Newsletter bekannt gegeben).