Duisburg-Mündelheim. Die Kirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim feiert 800. Geburtstag. Die Architektur lässt Besucher staunen und bietet optische Täuschungen.

Das robuste Bauwerk hat schon so einiges erlebt. Jetzt, am sonnigen Sonntagvormittag, steht die 800 Jahre alte Pfarrkirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim aber ganz besonders im Fokus: Während einer Führung durch die Kirche am Tag des offenen Denkmals gibt die Kunstpädagogin Regina Köllner-Kolb einen Einblick in die verblüffende Architektur des katholischen Gotteshauses.

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„Hier hat jede Zeit ihre Spuren hinterlassen“, erklärt sie den Besucherinnen und Besuchern, die staunend die spätromanische dreischiffige Pfeilerbasilika betreten. Die erste von insgesamt drei Führungen am Sonntag durch die Kirche hat begonnen.

Die Pfarrkirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim ist genau 800 Jahre alt

Die Pfarrkirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim ist genau 800 Jahre alt, sie wurde 1221 erstmals in einer Urkunde erwähnt.
Die Pfarrkirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim ist genau 800 Jahre alt, sie wurde 1221 erstmals in einer Urkunde erwähnt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Erstmals im Jahr 1221 urkundlich erwähnt, vereint die Kirche farbenfrohe Freskomalereien, romanische Rund-, und gotische Spitzbögen. Besonders hervorstechend sind allerdings die Kapitelle an den zahlreichen Säulen. Besucher werden mal von Drachen-, mal von Adleraugen ins Visier genommen. „Mischwesen boten schon immer Spannung zwischen Gut und Böse“, erklärt die Kunstpädagogin.

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Weiter vorne an der Westwand der Seitenschiffe stehen zwei unscheinbare Säulen, wahrscheinlich noch aus dem Vorgängerbau. Bei genauerem Hinsehen lassen sich an ihren Kapitellen zwei Gesichter erkennen: Aus einem sind Ranken entwachsen, das andere hat sich in diesem verfangen. „Auch hier sehen wir, wie die mittelalterliche Vorstellungen von Gut und Böse die Architektur maßgeblich mitgeprägt hat. Sein und Schein liegen dicht beieinander“, so Köllner-Kolb weiter. Auch der früher als Wehrturm genutzte Kirchturm steht sinnbildlich dafür.

Tag des offenen Denkmals lädt die Duisburger zu Führungen ein

Mit mehreren Führungen präsentieren verschiedene Veranstalter in Duisburg ihre Denkmäler. Diese größte Kulturveranstaltung Deutschlands koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

Bei der bundesweiten Aktion soll diesmal auch an Rhein und Ruhr deutlich werden, wie in der Architektur von Denkmälern die Sehnsucht nach dem schönen Schein verkörpert wird und wie optische Täuschungen und Illusionen die Betrachterin und den Betrachter beeindrucken.

Die mittelalterliche Architektur des Duisburger Baudenkmals verkörpert das Gute und das Böse

Ebenfalls in St. Dionysius. Beeindruckt sind tatsächlich auch die rund zwanzig Besucher in der Mündelheimer Kirche. Die Kunstpädagogin Regina Köllner-Kolb bemerkt das und führt ihr Publikum, kurz vor Schluss, noch einmal an den Säulen und den hohen Rundbögen vorbei durch das Mittelschiff der Pfarrkirche. Natürlich seien die Darstellungen in dem Baudenkmal „nicht mehr unsere Bildsprache heute“, trotzdem hätten sich die Menschen schon immer mit der Frage beschäftigt „wo wir uns ablenken lassen und woher wir Kraft ziehen“, erklärt sie ihrem Publikum.

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Als „zentraler Ort, als Fixpunkt des Stadtteils Mündelheim“ habe die Kirche mit ihrer verblüffenden Kunst „für die Menschen früher wie heute eine besondere Bedeutung“, so die Expertin und überzeugt davon auch die Teilnehmer.

Zukunft als aktives Gotteshaus ist ungewiss

Nicht sicher ist hingegen, ob in dem denkmalgeschützten Gebäude auch zukünftig Gottesdienste abgehalten werden können. Unter dem Motto „Nicht nur die Kirche soll im Dorf bleiben – helfen sie mit!“ versucht der Förderverein St. Dionysius in Zeiten knapper Kassen den Kirchenbetrieb durch neue Mitglieder und Spenden aufrecht zu erhalten.

>> FÜNF BETEILIGTE DENKMÄLER IN DUISBURG

● Der diesjährige bundesweite Tag des offenen Denkmals am 12. September stand unter dem Motto „Schein und Sein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“.

● In Duisburg öffneten insgesamt fünf Baudenkmäler für Besucherinnen und Besucher, die bei Führungen viel Interessantes über die Historie der Gebäude erfuhren.

Beteiligt waren neben der Pfarrkirche in Mündelheim, die Restauration Schumachers in Friemersheim, das Lehmbruck-Museum, das Landesarchiv und die Evangelische Kirche Wanheim.