Duisburg-Mündelheim. Seit über einem Jahr darf das Bauerncafé Ellerhof in Duisburg-Mündelheim nicht öffnen. Die Inhaberin spricht emotional über ihren Corona-Frust.
Die Szenerie wirkt nicht real. Die Sonne scheint am blauen Himmel, die Vögel zwitschern, und das erste zarte Grün kündigt den beginnenden Frühling an. Dazu passt allerdings überhaupt nicht die menschenleere Terrasse des Bauerncafés Ellerhof in Duisburg-Mündelheim. Wo sonst Radfahrer und Spaziergänger gerne Rast machen, herrscht Tristesse.
Damit ist auch der Gemütszustand von Petra Maria Findorff treffend beschrieben, die das beliebte Gartenlokal seit 2017 betreibt. Jetzt hat sie aus ihrer Sicht aufgrund der Corona-Schutzverordnung seit einem Jahr „Berufsverbot“, ausgenommen von den wenigen Monaten im vergangenen Sommer, als die Gaststätten unter Einhaltung vorgeschriebener Abstandsregeln geöffnet waren.
Kuchen, Spargel, Familienfeiern: Das Bauerncafé Ellerhof hat wegen Corona keine Einnahmen mehr
Seitdem befindet sich die gesamte Gastronomie und somit auch das Café am Ellerhof in einem nicht enden wollenden Lockdown. Vor einem Jahr rund um die Osterzeit musste die 56-Jährige im Zuge der ersten Schließungsphase viele Vorausbuchungen wieder streichen. Das wegen seiner gemütlichen Atmosphäre und leckeren Kuchen geschätzte Café wurde gerne auch für größere Familienfeiern ausgewählt, mit dieser wichtigen Einnahmequelle war es nun erstmal für viele Monate vorbei. Auch die beliebten Spargelessen mussten ersatzlos ausfallen.
Auch interessant
Betroffen davon war nicht allein die Pächterin des Bauerncafés, die seit der Übernahme eine Menge in ihr Lokal investiert hat (Mobiliar, Küchentechnik, neue Theke). Auch für die festangestellten Mitarbeiter gab es nichts mehr zu tun, schlimm erwischte es die Aushilfskräfte, die Findorff auf 450-Euro-Basis unterstützten: „Die fielen durchs Raster, dafür waren keine staatlichen Unterstützungen vorgesehen“, sagt sie.
Café-Betreiberin aus Duisburg: „Fremdbestimmt und zum Almosenempfänger degradiert“
Die bis heute anhaltende Schließung ihres Cafés hat bei der zupackenden Selfmadefrau Spuren hinterlassen, ihre früher optimistische Grundeinstellung hat einen schweren Knacks bekommen. „Ich habe immer selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen können, jetzt fühle ich mich fremdbestimmt und zum Almosenempfänger degradiert“, beschreibt sie ihren persönlichen Corona-Blues, nachzulesen auf der Facebook-Seite des Bauerncafés.
„Die Corona-Soforthilfen am Anfang sind gut gelaufen, das hat funktioniert“, erläutert die Mutter eines Sohnes und Oma zweier Enkelkinder. Keine guten Erfahrungen hat sie mit der für die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes zuständigen Arbeitsagentur gemacht. Findorff hat nach eigenen Angaben über ihren Steuerberater für das Jahr 2020 Kurzarbeitergeld bis zum 31. Dezember beantragt. Dabei ging sie davon aus, dass diese Genehmigung – auch nach der zeitweiligen Öffnung von Juni bis September – ebenfalls noch für die ab Oktober verfügte Schließung bis zum Ende des Jahres gültig war.
Arbeitsagentur forderte Kurzarbeitergeld für drei Monate Corona zurück
Das war offensichtlich nicht so, eine neue Genehmigung wäre erforderlich gewesen. Ein kostspieliger Fehler. Das bereits ausgezahlte Kurzarbeitergeld für die Monate Oktober bis Dezember habe die Arbeitsagentur zurückgefordert, für die Café-Pächterin ein Schlag ins Kontor. „Rein rechtlich war das unser Fehler, aber wenn sogar Steuerberater solche Bestimmungen übersehen, kann man doch nicht von unbürokratischen Hilfen sprechen“, ärgert sich die Gastronomin. „Die Schließung meines Lokals wurde zum Schutz der Allgemeinheit angeordnet, ich wurde nicht gefragt, dann passiert auch noch so etwas“, äußerte sich die mittlerweile zermürbte Café-Betreiberin verzweifelt.
Dabei hat Petra Findorff nicht nur ihr eigenes Schicksal im Sinn, sie macht sich große Sorgen über das, was derzeit in der Gesellschaft passiert: „Immer wieder in den Lockdown zu gehen, kann nicht die letzte Weisheit der politisch Verantwortlichen sein. Gerade werden ganze Existenzen vernichtet, Kinder nehmen großen Schaden, Menschen gehen daran zugrunde, das sieht man in keiner Talk-Show.“ Mit Blick auf die existenziellen Probleme weltweit versteht sie nicht, wie manche sich hierzulande darüber aufregen, „nur weil sie mal eine Maske tragen müssen.“ Petra Maria Findorff wirkt deprimiert, sie bekennt: „Ich habe große Angst vor dem, was noch kommt. Ich habe einfach kein Vertrauen mehr.“
>> DER ELLERHOF IN DUISBURG-MÜNDELHEIM: BAUERNHOF UND CAFÉ
- Die erste urkundliche Erwähnung des Mündelheimer „Ellerhofs“ datiert aus dem Jahr 1314.
- 1856 wurde das heutige Wohnhaus gebaut, in dem seit einigen Jahren auch das Bauerncafé untergebracht ist. Seit dem Jahr 2000 verwaltet Familie Schaumlöffel von dort aus im Auftrag der Wittlaerer Familie Blank die beiden landwirtschaftlichen Betriebe Ellerhof und Wittlaerer Hof.
- 2004 wurde von Kerstin Schaumlöffel das Bauerncafé eröffnet, das 2017 von Petra Maria Findorff übernommen wurde.