Duisburg. Sylvia Tönnies, Chefin des Café Winzigschön, will sich von Corona nicht unterkriegen lassen. So gehen Duisburger Gastronomen mit dem Lockdown um.

Das Café Winzigschön, vor der Corona-Pandemie ein beliebter Treffpunkt in Duisburg-Duissern, öffnet seit Beginn des zweiten Teil-Lockdown das erste Mal wieder, um kleine Speisen sowie Getränke „to go“ anzubieten. Für die Chefin Sylvia Tönnies ein Zeichen an die Gäste. „Der Laden sah so traurig aus, ich möchte ihm wieder Leben einhauchen.“ Am ersten Öffnungstag gab’s ein freudiges Wiedersehen.

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Die vergangenen Wochen waren schwierig. Im ersten Lockdown hatte Sylvia Tönnies das Bistro an der Moltkestraße komplett geschlossen halten, im Sommer allerdings geöffnet. „Das ist ein Treffpunkt, den man sonst in Duissern nicht findet. Es ist schön, der Plausch steht im Mittelpunkt und dazu gibt’s kleine Speisen“, erklärt Mila Langbehn, warum sie das Winzigschön in den vergangenen Wochen vermisst hat. Sie wohnt ein paar Straßen weiter und hat den „französischen Camembert im knusprigen Brotlaib mit Walnüssen“ vorbestellt. Dazu eine Suppe für zwei Personen. „Ich find’s gut, dass die im Glas abgefüllt ist, so vermeiden wir Verpackungsmüll“, sagt die Künstlerin.

Zugesagte Hilfen des Bundes erst teilweise an Duisburger Gastronomen ausgezahlt

Mit ihren Freunden, aber auch Geschäftspartnern, trifft sie sich während des Lockdown gerne auf Abstand zum Spazieren gehen. „Im Frühjahr habe ich alle meine Aufträge verloren“, blickt die Gartenbauarchitektin zurück. Doch statt sich unterkriegen zu lassen, hat sie sich neue Projekte überlegt und Fördergelder mobilisiert. Nun hat sie gut zu tun, aber sie weiß: Andere können nicht so positiv nach vorne schauen - ihnen schlägt der lange Lockdown aufs Gemüt.

Die Stühle im Café Winzigschön sind hochgestellt. Die Speisen kann man von einer Wochenkarte vorbestellen und Kleinigkeiten mitnehmen.
Die Stühle im Café Winzigschön sind hochgestellt. Die Speisen kann man von einer Wochenkarte vorbestellen und Kleinigkeiten mitnehmen. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Dahlke

Auch für die Winzigschön-Betreiberin Sylvia Tönnies waren die vergangenen Wochen schwierig. „Ich habe mittlerweile die Novemberhilfe und ein Teil des Dezembergeldes bekommen, aber ohne meinen Mann würde ich das nicht schaffen“, sagt sie. Ihr Café ist gemütlich, aber nicht groß. Als die Gastronomie zwischendurch öffnen durfte, musste sie die Tische auf Abstand stellen und darauf achten, dass es nicht zu voll wurde. „Das ging, aber wenn die Vorgaben noch strenger werden, lohnt es sich vielleicht kaum noch“, beschreibt die Duissernerin die Schwierigkeiten vieler Gastronomen.

Spendenkampagne für das „Evergreen“ gestartet

Einige, darunter das Thai-Restaurant Samui, hatten zwischendurch sogar ihr „to go“-Geschäft eingestellt, weil es sich nicht lohnte, auf die Gäste zu warten. Seit Februar, „nach einer kurzen Atempause“, wie sie auf Facebook schreiben, stehen sie für die Gäste wieder mittags und in den Abendstunden am Herd.

„Duisburg Kontor“ hat zwar den Duisburger Deckel ins Leben gerufen - eine Art Gutschein, bei dem Gäste einen selbst gewählten Betrag bezahlen und später können die Kunden dann auf ein Glas, einen Kaffee oder für ein schönes Abendessen vorbeischauen. Doch damit wird das Problem nur aufgeschoben. Wer im vergangenen Frühjahr einen Deckel kaufte und ihn nun einlösen möchte, gibt deshalb nicht mehr aus.

Sebastian Heider vom Café Evergreen hat mittlerweile bereits die zweite Crowdfunding-Kampagne gestartet. Dafür öffnet er täglich, außer montags, die Türen. „Die Leute merken sich das, dass man in der Corona-Zeit da ist. Und die Bereitschaft uns zu unterstützen, ist jetzt eigentlich noch größer als vor einem Jahr. Die Leute sind müde“, weiß er. Heider realisiert die Spendenkampagne über die Plattform „Gofundme“, das habe den Vorteil, dass man das Geld auch ausgezahlt bekommt, wenn das Ziel nicht erreicht ist.

Kunden reagieren positiv auf die Wiedereröffnung

Sebastian Heider vom Café Evergreen freut sich über die Solidarität seiner Kunden.
Sebastian Heider vom Café Evergreen freut sich über die Solidarität seiner Kunden. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

„Man muss sich immer etwas einfallen lassen, um im Gespräch zu bleiben.“ Also fordert er Kinder auf, für das Café Bilder zu malen. Am „Dog Day“ bekamen Hundebesitzer ein Getränk zum halben Preis. Das Evergreen bietet Frühstücksboxen an und hat verschiedene Kaffee-Flatrates aufgelegt. Die Mittlere bietet Gästen jeden Tag eine Kaffeespezialität und kostet 59,90 Euro. In der „Mini-Version“ für 29,90 Euro bekommt man Espresso oder normalen Kaffee. Aficionados wählen die Luxus-Variante für 150 Euro und bekommen zusätzlich einen Kunstprint. „Ich war richtig überrascht, dass einige die Teuerste genommen haben. Die werden später an unserer Hero-Wand verewigt“, verspricht Sebastian Heider.

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Sylvia Tönnies freut sich, dass sich ihre Gäste freuen. „Als ich in der vergangenen Woche die Tafel mit unseren Speisen beschriftet habe, kamen ganz viele positive Reaktionen.“ Die Arbeit aktuell läuft im „Winzigschön“ freilich etwas anders. Bis mittwochs können die Kunden ihre Bestellungen per E-Mail schicken oder telefonisch aufgeben. Dann wird produziert. Ein bisschen Improvisation ist nötig, sonst gehen die Essen ja immer nacheinander raus. Zu den Speisen bekommen die Abholer dann eine Anleitung, wie die Sachen am besten erhitzt und zubereitet werden. „Es ist so schön, dass hier wieder geöffnet ist“, freut sich jedenfalls ein Gast. Mit gutem Essen sei für ihn der Lockdown direkt ein bisschen erträglicher...

>> LECKER DURCH DEN LOCKDOWN

  • Auf der Tafel des Café Winzigschön an der Moltkestraße 18 kann man nachlesen, was die Wochenkarte zu bieten hat. Die „erotische Currywurst“ ist ein Standardgericht, auch der Camembert steht in der Gästegunst oben. Für den 6. März wird eine Kokos-Möhren-Suppe mit Kroepoek annonciert. Bestellt werden kann bis Mittwochabend per E-Mail an bestellung@winzigschoen.de oder telefonisch unter 0171/5304824.
  • Das Café Evergreen (Wallstraße 20) bereitet jeden Tag Frühstücksboxen vor, die nach Wunsch gefüllt werden können. Kaffee gibt’s dienstags bis sonntags in der Zeit von 10 Uhr bis 16 Uhr.
  • Das Thai-Restaurant Samui (Kuhlenwall 54) öffnet montags bis freitags von 12 Uhr bis 14.30 Uhr sowie von 17 Uhr bis 20.30 Uhr. Am Samstag und Sonntag ist von 17 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet. Abends gilt die „große Karte“, mittags können Gäste auch aus der Mittags- oder Sonderkarte auswählen.