Duisburg-Bissingheim. Nach fünf Jahren ist Schluss: Die Bissingheimer Kultkneipe Anne Tränke schließt. Inhaber Michael Krebs findet klare Worte: „Oma Anne ist tot.“
Fünf Jahre hatte sich Michael Krebs gegeben, um das Konzept der Event-Kneipe Anne Tränke auf den Prüfstein zu stellen. Dazu wird es nun gar nicht mehr kommen. Nach fünf Jahren steht unwiderruflich fest: Oma Anne ist an den Folgen von Corona gestorben. Am kommenden Samstag, 31. Oktober, öffnet die Bissingheimer Kultkneipe zum letzten Mal.
Intim-Comedy, Tanzveranstaltungen, Bingo-Abende, Live-Musik, Rock’n’Rollator – das alles wird es in Bissingheim nicht mehr geben. „Das Schlimme ist, wir können niemanden die Schuld geben“, sagt Michael Krebs. „Schuld ist etwas, das wir alle gar nicht sehen können.“
Die Entscheidung, Anne Tränke für immer zu schließen, ist erst in den letzten Tagen endgültig gefallen. „Wir haben uns die ganze Sache nicht leicht gemacht, haben zusammen gesessen, haben überlegt, gerechnet, aber letztendlich wurde schnell klar, dass die Kneipe nur noch ein Subventionsgeschäft ist. Also müssen wir jetzt die Reißleine ziehen.“
Am Montagabend folgte eine kurze Bekanntmachung über die bevorstehende Schließung an der Eingangstür. Die offizielle Todesanzeige über das Ende von Oma Anne veröffentlicht Michael Krebs noch auf Facebook.
Duisburger Kultkneipe Anne Tränke öffnet Halloween zum letzten Mal
Und die Entscheidung ist endgültig. „Wir sind gerade dabei, den Pachtvertrag aufzulösen“, sagt Michael Krebs, dem die ganze Sache ziemlich zusetzt. „Zum Glück kommt uns der ETuS Bissingheim da sehr entgegen.“ Der Abschied nach außen wird kurz und schmerzlos werden. „Eine Abrissparty wird es nicht geben. Wie auch? Alles, was das Gastronomie-Geschäft ausmacht, ist nicht erlaubt.“ Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung dürfen maximal noch 35 bis 40 Leute in die Kneipe. „Donnerstag bis Samstag sind unsere letzten Öffnungstage. Es ist so traurig.“
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Nach dem ersten Lockdown, in dem schon alle Rücklagen aufgebraucht wurden, haben sich die Brüder Krebs und das Team überlegt, wie Anne Tränke weiter gehen kann. „Wir haben in Schutzmaßnahmen investiert, versucht, kleinere Events auf die Beine zu stellen. Wir haben die Öffnungszeiten und Tage angepasst. Wir haben wirklich alles versucht, dass Ding am Laufen zu halten, aber es macht so keinen Sinn mehr.“
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Die klassische Laufkundschaft gibt es in Bissingheim eben nicht. „Wer sich zu Oma Anne verirrt hat, der wollte auch da hin“, sagt Krebs. „Unser Kerngeschäft waren nun mal die Tanzveranstaltungen und die Events.“
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Und davon gab es einige in den letzten fünf Jahren. „Meine absoluten Highlights waren die Intim-Comedy-Abende“, blickt Krebs traurig zurück. „Wir hatten Hochkaräter wie Torsten Sträter oder Knacki Deuser bei uns, es gab viele tolle Konzerte. Es ist so schade, dass alles jetzt so endet“, ist Michael Krebs frustriert. Eigentlich hatte er vor, das Event-Kneipen-Konzept im Paket zu veräußern und sich dann mit einem zufriedenen Gefühl zurückzulehnen. „Und jetzt müssen wir gucken, was mit dem ganzen Equipment passiert. Corona ist unser wirtschaftlicher K.O.-Schlag.“ Vielleicht wird sich der Hocker-Rocker Markus Krebs wenigstens einen Ersatzhocker aus der Kneipe mit nach Hause nehmen, oder den Rollator – als Andenken an Oma Anne.