Duisburg-Huckingen/Buchholz. Vier Kilometer statt 400 Meter musste eine Wählerin bei der Kommunalwahl zum Wahllokal zurücklegen. Die Stadt begründet das mit Corona-Maßnahmen.

Der Ärger über die Kommunalwahl in Duisburg ist bei vielen Wählern noch immer groß. Etliche machen ihrem Frust zum Beispiel auf Facebook Luft, beschweren sich über verlegte Wahllokale und deutlich längere Wege zur Wahl. Eine Leserin machte Wahl für Wahl ihr Kreuz im Wahllokal in der Grundschule Albert-Schweitzer-Straße. Für sie bequem, sie muss dazu gerade einmal die Straße überqueren. Dieses Mal machte ihr die Stadt einen Strich durch den kurzen Gang zur Urne: Statt auf der anderen Straßenseite musste sie zur Ausübung ihres Wahlrechts in einen anderen Stadtteil fahren.

Entfernung zum Wahllokal in Duisburg: vier Kilometer statt 400 Meter

„Das ist mir unverständlich“, ärgert sich die Leserin. „Warum müssen die, die alles zu Fuß machen können, ins Auto steigen?“ 400 Meter läuft sie zu ihrem angestammten Wahllokal, am 13. September musste sie mehr als vier Kilometer fahren. Schon auf den Wahlunterlagen hatte sie gesehen, dass der Weg dieses Mal zehnmal so lang werden würde. Sie rief beim Wahlamt an, „der konnte das gar nicht fassen“. Nach einer Überprüfung habe der Mann am anderen Ende der Leitung ihr das so erklärt: Wegen Corona seien die Wahlbereiche anders aufgeteilt worden, alleine an der GGS Albert-Schweitzer-Schule seien von dieser Umstellung bis zu 450 Wähler betroffen.

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Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt Stadtsprecher Maximilian Böttner, die Neuorganisation der Wahllokale sei Corona-bedingt erfolgt: „Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Stadt alle bisherigen Standorte in Alten- und Pflegeheimen von der Planungsliste gestrichen.“ Davon seien 23 Standorte in ganz Duisburg betroffen gewesen. Die Wahllokale an diesen Standorten seien in andere, „möglichst benachbarte Standorte“, verlegt worden. Betroffen von solchen Verlegungen seien insgesamt rund 2500 Wähler gewesen.

Wahlbeteiligung in Duisburg war die niedrigste in ganz NRW

Dass es dabei auch zu solchen Verlegungen kam wie von der Leserin geschildert, erklärt Böttner so: „Die Neuorganisation muss in einem komplexen Zusammenhang gesehen werden. Ziel der Stadt war es, möglichst wenige Wähler in ein anderes, neues Wahllokal zu schicken.“ Eine maximale Entfernung, die den Wählern noch zuzumuten ist, sei „nicht definiert“. Die Stadt sei aber „um kurze Wege zum Wahllokal bemüht.“ Über die Änderungen sei in den Wahlunterlagen informiert worden, ebenso wie über die Möglichkeit der Briefwahl oder der, einen Wahlschein zu beantragen. „Mit einem Wahlschein hätten Betroffene innerhalb des jeweiligen Wahlbezirks jedes Wahllokal für ihre Wahl aufsuchen können.“

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Die Leserin hat sich von ihrem Ärger nicht von der Teilnahme an der Kommunalwahl abhalten lassen: Sie machte ihr Kreuz schließlich in der Grundschule Böhmer Straße. Ob alle 2500 Wähler einen möglicherweise kilometerlangen Umweg zum Wahllokal in kauf genommen haben, darüber lässt sich nur spekulieren. Tatsache aber ist: Mit 39,1 Prozent verzeichnete Duisburg am 13. September die niedrigste Wahlbeteiligung in ganz NRW – ein erneuter Negativrekord seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

<< WENIGER STANDORTE MIT WAHLLOKALEN

  • Bei der Kommunalwahl 2020 verteilten sich die 323 Wahllokale in Duisburg auf 149 Standorte.
  • Sechs Jahre zuvor, bei der Kommunalwahl 2014, gab es 183 Standorte, also 34 mehr. Rechnet man die 23 Altenheime heraus, die wegen Corona keine Wahllokale beherbergen sollten, reduziert sich diese Differenz auf elf Wahllokale.
  • Bei der Europawahl 2019 gab es 172 Standorte mit Wahllokalen.