Duisburg-Buchholz. Die Debatte um belastete Straßennamen in Duisburg nimmt Fahrt auf. Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske greift eine Idee für den Süden auf.

Die Debatte um Straßennamen, die Personen etwa aus der deutschen Kolonialzeit oder Unterstützer des NS-Regimes ehren, kommt jetzt auch in Duisburg in Fahrt. Die Anregung von Leserinnen dieser Zeitung, die Grundschule Lüderitzallee in Buchholz umzubenennen, will Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske (SPD) aufgreifen.

Vor dem Hintergrund der „Black lives matter“-Bewegung hatte zunächst der Duisburger Musiker und Autor Harald Jüngst ein Nachdenken über Straßennamen wie Lüderitzallee und Waterbergweg in der Afrikasiedlung in Buchholz angeregt. Adolf Lüderitz hatte in der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts die Kolonialisierung des heutigen Namibia angestoßen, am Waterberg hatten deutsche „Schutztruppen“ einen Völkermord an den Herero begangen, die sich gegen die Kolonialmacht aufgelehnt hatten.

Lüderitzallee: Anwohner und CDU strikt gegen neuen Namen

Nach Adolf Lüderitz wurde die Allee im Duisburger Süden 1936 benannt.
Nach Adolf Lüderitz wurde die Allee im Duisburger Süden 1936 benannt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Lüderitzallee – das ist ein Herzensthema von mir“, sagt Beate Lieske. Allerdings sei sie mit dem Versuch einer Umbenennung bereits gescheitert. Es habe einen „Sturm der Entrüstung“ der Anwohner gegen die Umbenennung ihrer „Heimatstraße“ gegeben – inklusive Unterschriftensammlung. Und auch die CDU hatte in der Bezirksvertetung Süd die Änderung vehement abgelehnt. Durchsetzen konnten sich SPD, Grüne und Linke aber damit, den von der Verwaltung für eine neue Straße vorgeschlagenen Namen „Lüderitzpfad“ abzulehnen und sie stattdessen „Mandelas Pfad“ zu nennen.

Beate Lieske versteht, dass es ein großer bürokratischer Aufwand für die Anwohner sei, wenn ihre Adresse geändert werde, allerdings nicht, dass man keine Lust habe, sich mit der Geschichte des Kolonialismus zu befassen. Erklärende Tafeln unter einem Straßenschild seien auch zu klein, um die historischen Hintergründe der Namensnennung zu erläutern. Die Lüderitzalle heißt seit 1936 so, war also in der NS-Zeit „fester symbolischer Teil der nationalsozialistischen Expansionspolitik“, so Stadtarchiv-Leiter Dr. Andreas Pilger.

Neuer Name für die Grundschule soll gemeinsam gefunden werden

„Aber die Anregung, wenigstens die Grundschule Lüderitzallee umzubenennen, werde ich aufgreifen“, sagt Beate Lieske. Selbstverständlich werde sie die Schule und das Schulverwaltungsamt einbeziehen und wolle alle mitnehmen: „Das ist doch ein gutes Thema für Viertklässler, die können sich doch selbst einen Namen ausdenken.“ In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung am Donnerstag, 20. August, werde sie das Thema ansprechen.

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Bereits am 13. August brachten die Linken das Thema mit einem Prüfantrag in die Bezirksvertretung Mitte. Die Verwaltung sollte beauftragt werden, die Duisburger Straßennamen auf „rassistische, faschistische, antisemitische oder andere diskriminierende Bezüge“ zu prüfen. Die CDU verwies auf mögliche Kosten für ansässige Gewerbetreibende, sollte ein Straßenname tatsächlich geändert werden, die SPD war höchstens Bereit „Probleme im Einzelfall zu prüfen“. Nach einer politischen Grundsatzdiskussion wurde der Prüfantrag abgelehnt.

>>>GUTACHTEN VORGESTELLT

  • In Düsseldorf wurde bereits im Januar ein Gutachten vorgestellt, in dem die Umbenennung von zwölf Straßen angeregt wird, darunter die nach Adolf Lüderitz benannte.
  • Der wissenschaftliche Beirat zählt Lüderitz „zu den frühen Wegbegleitern des deutschen Kolonialismus“, den er aggressiv vorangetrieben habe.