Duisburg-Süd. Auf der Einkaufsstraße des Duisburger Südens hatten am Dienstag fast alle Geschäfte geöffnet. Viele ergreifen Maßnahmen wegen des Coronavirus’.
Auf der Einkaufsmeile des Duisburger Südens schlendern Menschen über die Straße, sitzen im Außenbereich von Cafés, greifen beim Gemüsehändler zu. Auf dem Schulhof der geschlossenen Grundschule spielen ein paar Jungs Fußball. Fast könnte man meinen, am Tag, als in der Innenstadt Forum und Königsgalerie auf Anordnung der Stadt schließen mussten, laufe im Duisburger Süden alles normal weiter. Wäre da nicht der Polizist, der auf seinem Motorrad über die Straße fährt und aufmerksam auf die Läden links und rechts guckt. Und wären da nicht die Schilder an zahlreichen Geschäften, die Änderungen für die Zeit der Coronakrise verkünden.
Bei Hoymanns Schnellimbiss hängt ein Schild, das wenige Stunden später schon wieder veraltet sein wird: Wegen Corona sind die Öffnungszeiten angepasst, Gastronomiebetriebe dürfen nur noch bis 18 Uhr öffnen. Am Nachmittag ändert sich das: Restaurants müssen nun schließen.
Mittags hatte das Café noch auf – nachmittags müssen Gastronomen schließen
Auf Abstand setzt am Mittag, als es noch erlaubt ist, Elif Korkenkorkmaz, die Inhaberin der Espressobar Inizio. Schilder auf den Tischen weisen darauf hin: Der eine bleibt leer, an dem anderen dürfen nur zwei Personen Platz nehmen. „Wir achten auch auf die Menge der Besucher“, sagt Elif Korkenkorkmaz, gerade im Außenbereich bei dem schönen Frühlingswetter sei das auch nötig. Corona hin oder her: Dort sitzen die Leute ganz gemütlich und genießen ihren Kaffee.
Frank Cornelissen, Inhaber der Reinigung, wundert sich über die Normalität auf der Münchener Straße. „Eigentlich haben alle noch auf“, hat er festgestellt. Auch er selbst. „Nur Händewaschen reicht ja auch nicht“, meint er. Auf Corona hat er reagiert, indem er einen Hol- und Bringservice anbietet. Der, glaubt er, könnte in nächster Zeit für jeden hilfreich werden: Cornelissen rechnet damit, dass eine Ausgangssperre, wie andere europäische Länder sie verhängt haben, auch in Deutschland kommen wird.
Nicht nur der Discounter an der Ecke, auch die meisten Einzelhandelsgeschäfte haben ganz normal geöffnet. „Wir sind Hilfsmittelanbieter“, erklärt Rainer Schmenk, Inhaber des Orthopädietechnikladens. Bedeutet: Das Geschäft zählt zu den wenigen, die geöffnet bleiben dürfen, auch falls bald nur noch Supermärkte, Apotheken und Co. ihre Waren verkaufen dürfen – Grundversorgung. Am Dienstagmittag sagt Schmenk: Es kämen zwar weniger Kunden, aber sie kämen. Werden es noch weniger, wird er seine Öffnungszeiten einschränken. Aber: Geöffnet bleibt.
Corona: Beim Friseur arbeiten manche Mitarbeiterinnen mit Mundschutz
Das gilt auch für den Friseur Stöckel. „Bis die Angie was anderes sagt, haben wir auf“, sagt eine Mitarbeiterin mit Mundschutz. „Wir haben gut zu tun.“ Das sieht man: Zwei Damen lassen sich gerade frisieren, eine andere macht einen Termin aus.
Bei der Buchhandlung „Was Ihr wollt“ ist die Tür verschlossen, drinnen stöbert aber gerade eine Kundin durch die Regale. Mit der Redaktion will das Geschäft nicht sprechen. Schilder im Schaufenster fordern Passanten auf: „Bitte klopfen.“
Eine Kundin probiert in Lauras Lädchen gerade Frühjahrsmode an. Es ist die letzte Kundin auf unbestimmte Zeit: Inhaberin Nadine Bock schließt an diesem Mittag. „Auf der Seite der Bundesregierung steht, dass wir schließen müssen“, sagt sie. Allerdings setzen die Länder diesen Vorschlag des Bundes von Montag unterschiedlich schnell um. Nicht nur bei Nadine Bock löst das Verwirrung aus. „Ich komme gar nicht mehr hinterher“, sagt sie. Mit ihren Fragen sei sie von einer Stelle zur anderen verwiesen worden, beantwortet habe sie niemand klar.
Modeboutique schließt am Nachmittag wegen Corona - vielleicht für immer
Blazer und Blusen will sie vorerst versuchen, über Social Media zu verkaufen, mit kostenfreier Lieferung. Auch wenn der Laden dicht ist: Die Ware kommt weiterhin, „ich habe Orderverträge.“ Die Miete hat der Vermieter ihr gestundet, die beiden Minijobberinnen verzichten in diesem Monat auf ihr Gehalt. Trotzdem: Für Lauras Lädchen wird’s schwer in Zeiten von Corona. „Ich weiß nicht, ob ich wieder aufmachen kann“, sagt Nadine Bock.
Doch etwas anderes bereitet ihr mindestens genauso viele Sorgen: die weitgehende Normalität auf der Münchener Straße. „Ich war entsetzt heute Morgen, was alles auf hatte.“ Darunter, deutet sie an, auch das eine oder andere Geschäft, dem die Stadt Duisburg schon längst die Öffnung verboten hat.