Duisburg-Ruhrort. Tierisch irisch ging es auf dem ersten Celtic Gems Festival in Ruhrort mit Fotoausstellung, Workshops, Whiskey-Tasting und Musik zur Sache.
Das hohe Zwitschern der kleinen Tin Whistles hört man schon vor der Tür des alten Gemeindehauses. Mitorganisator Heiner Heseding vom Kreativquartier bleibt auf der Straße stehen und lauscht entzückt. „Hammer, was die seit heute Morgen für Fortschritte gemacht haben“, stellt er fest, „die haben nur rumgefiept und jetzt spielen sie schon richtig schön zusammen.“
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Vollbracht hat das kleine Blechflötenwunder der Workshop-Leiter und Ideengeber des Festivals Mick Haering. Der klopft den neun frischen Blechflötisten den Takt mit dem Fuß vor, sie spielen das Lied der glücklichen Landstreicher „tramps and hawkers“. Ihre Gesichter sind hochkonzentriert, die Köpfe tief über die Blätter mit der Griff-Tabulatur gebeugt. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass die allermeisten von ihnen bis zu diesem Tag noch nie eine irische Flöte in der Hand gehabt haben.
Die mystische Insel
Für die richtige Stimmung im Übungsraum sorgen auch die Irland Fotos von Multitalent Mick Haering an den Wänden. Die gewinnen, nicht zuletzt durch ihre starke Bearbeitung der grünen Insel eine mystische Seite ab. Sie zeigen stille Weiden, magisch leuchtende Häuser und einsame Ruinen im satten Grün, von denen nur die Grundmauern und Giebel übergeblieben sind.
Auch im Fiddle-Workshop eine Etage tiefer wird eifrig geübt. Hier sitzen keine blutigen Anfänger zusammen, sondern Menschen, die ihr Können auf der Geige um Grundkenntnisse des „Irish fiddle style“ erweitern möchten.
Die jüngste Teilnehmerin ist 11 Jahre alt. Wiebke Burmeister ist sehr angetan von ihren Schülerinnen. „Das waren jetzt schon drei Viertel vom B-Teil, bald sind wir durch“, ermutigt sie die Mitgeiger. „Jetzt müssen wir nur noch den Rhythmus etwas klarer kriegen, dann ist alles fein.“ Die Teilnehmerinnen ahnen, dass sie diese Melodie nicht so schnell wieder vergessen werden. „Das spiele ich bestimmt heute Nacht im Traum immer noch weiter“, glaubt eine, die anderen nicken.
Zwei Türen weiter beginnt gleich im Saal der Soundcheck für das Konzert der Bands Iontach und Piper´s wine am Abend. Die drei Workshopleiter werden mit Geige Flöte und Trommel als Festivalband auch zu hören sein. Die Trommler haben ihren Workshop im katholischen Gemeindehaus neben der Maxikirche. „Alle Workshops ausgebucht und schon 150 Karten fürs Konzert im Vorverkauf weggegangen, das ermutigt uns für künftige keltische Projekte“, freut sich Heseding, der den ganzen Tag zwischen beiden Austragungsorten hin- und herläuft.
Die Anfänger auf der „Bodhrán“, der irischen Rahmentrommel, staunen gerade über die unterschiedlichen Klangfarben, die Dozent Guido Plüschke dem Klangkörper mit verschiedenen Effektsticks entlocken kann. „Jetzt nehme ich mal einen mit Borsten“, sagt er und fegt zu Demonstrationszwecken einen ganz unirisch-jazzigen Rhythmus aufs Trommelfell.
Ein Hauch von Harry Potter
Dann greifen auch die anderen wieder zu ihren Instrumenten. „Nicht vergessen, die Betonung auf der Eins und der Vier, also Wu-pper-tal-Bie-le-feld“, schmunzelt Plüschke. Von der Seitenwand blicken ehemalige Gemeindepfarrer aus ihren düsteren Ölgemälden herab. „Ist wie bei Harry Potter hier, ich schwöre, zwei von denen habe ich aus den Augenwinkeln heute schon lächeln sehen“, ist sich Plüschke sicher.
Im Saal des Gemeindehauses wartet Eyck Thormann auf Brot und Käse. Der Botschafter des irischen Whiskeys verkostet heute mit 35 Teilnehmern fünf bis sechs gute Tröpfchen aus der Midleton Distillery. „Der Redbreast sprich Rotkehlchen steht bei fast jeder irischen Familie im Schrank“, sagt er. Brot und Käse zum Neutralisieren der Geschmacksknospen werden aus dem „Anker“ geliefert. Dann können die Freunde des drei Mal destillierten irischen Whiskeys ja kommen.
>>> NOCH MEHR IRISCHE LIVEMUSIK
Wer auf die nächsten keltischen Kostbarkeiten nicht lange warten möchte, dem seien an dieser Stelle die monatlichen Sessions mit irischer Livemusik in der Ruhrorter Traditionsgaststätte „Zum Anker“ am Neumarkt empfohlen.
Dort geht jeden zweiten Dienstag im Monat ab 19 Uhr die Post ab. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen – für die Musiker geht im Laufe des Abends der Hut rum.