Duisburg-Huckingen. Haus Angerort hat eine bewegte Geschichte: Es geht um Verpfändung, Betrugsverfahren, und eine Verlobung zwischen sechs- und neunjährigen Kindern.
Bis vor einigen Jahren konnte man Haus Angerort nur vom Rhein her oder vom HKM-Werksgelände aus betrachten. Mit der Fertigstellung des Angerparks rund um die Heinrich-Hildebrand-Höhe mit der Großskulptur Tiger & Turtle wurde auch ein Weg angelegt, der die Anger auf ihrem letzten Stück bis zur Mündung in den Rhein begleitet. Nun kann man kurz vor der Aussichtsplattform Rheinportal einen Blick auf das vergessene Schloss am Rhein werfen.
Viel sieht man gerade in den Sommermonaten allerdings nicht, denn das heute eher unscheinbare Gebäude oberhalb der Anger ist größtenteils von Bäumen verdeckt. Einer alten Sage nach soll Karl der Große im Jahr 796 angeordnet haben, dort, wo die Anger in den Rhein mündet, ein Kastell anzulegen. Da Sagen für Historiker eher eine geringe geschichtliche Aussagekraft haben, geht man lieber von der ersten urkundlichen Erwähnung aus, die aus dem Jahr 1409 datiert.
Spesenrechnung dient als Beleg
Als Beleg dient ausgerechnet eine Spesenrechnung, die der Duisburger Bürgermeister und sein Schultheiß anlässlich eines Treffen auf Angerort einreichten. Die strategische Lage Angerorts direkt an der Grenze zwischen den Herzogtümern Berg und Kleve führte dazu, dass ab 1425 direkt an der Angermündung eine landesherrliche Burg errichtet wurde. Angerort wurde nach ersten unruhigen Jahren – es gibt belastbare Hinweise auf eine Verpfändung und Betrugsverfahren – mehr und mehr zu einem beliebten Treffpunkt.
Hier legten die Herzöge von Berg und Kleve ihre Erbfolgezwistigkeiten bei, verabredeten die Verlobung ihrer sechs- und neunjährigen Kinder und brachten die daraus folgende Eheverabredung unter Dach und Fach.
Übrigens existiert von der Burg eine Zeichnung Gerhard Mercators aus dem Jahr 1571. Auch Angerort blieb vom Dreißigjährigen Krieg nicht verschont. Besetzungen und Plünderungen hatten erst ein Ende, nachdem kaiserliche Truppen Einzug hielten und die Burg zu einer Festung mit Wassergräben ausbauten. Nach dem Abzug der Truppen stand der Herzog von Berg vor einem Problem. Aus Furcht vor einer erneuten Besetzung – eigene Truppen standen ihm zu der Zeit nicht mehr zur Verfügung – ließ er die Festung 1644 wieder sprengen.
1838 von Graf Spee aufgekauft
Überreste der Sprengung sind heute noch von der Rheinseite aus zu sehen. Nachfolgende Besitzer bauten Angerort im Stile eines gediegenen Landhauses wieder auf, der eigentliche Burgcharakter ging dabei allerdings endgültig verloren.
Graf Spee kaufte ab 1838 mit Blick auf die sich abzeichnende Industrialisierung die Ländereien rund um Angerort auf. Das war offensichtlich eine gute Idee, denn 1907 wurde das gesamte Areal an die Firma Schulz-Knaudt veräußert, die auf dem Gelände ein Stahl- und ein Blechwalzwerk errichtete. Das Schlösschen am Rhein diente anfangs als Werksleiter-Wohnung und wurde später zum Labor ausgebaut. Seit einigen Jahren wird das Gebäude, das sich inzwischen auf HKM-Gelände befindet, nicht mehr genutzt.