Duisburg-Großenbaum. In St. Franziskus entsteht eine experimentelle Kirche für den Duisburger Süden. Auch Casual-Fromme“ und „kirchliche Ex-User“ sind die Zielgruppe.

Dass die Kirchen, egal welcher Konfession, immer mehr Gläubige verlieren, ist keine Neuigkeit mehr. Immer öfter gehen Gemeinden oder ganze Pfarreien deswegen neue Wege, um die Kirche wieder attraktiver zu machen. Dazu gehört seit ein paar Monaten auch die Kirche St. Franziskus in Großenbaum, die Gemeinde befindet sich in der Planungsphase. Die Kirche soll, für die ganze Süd-Pfarrei wohlgemerkt, eine experimentelle Kirche werden. Was das genau heißt und was als nächstes ansteht, besprach jetzt eine eigens dafür eingerichtete Projektgruppe.

In Duisburg-Großenbaum denken 16 Teilnehmer über Liturgie und Co. nach

Pfarreimitglied Peter Geisler ist schon seit dem ersten Workshop dabei, am Sonntag erklärt er, was genau sich eigentlich hinter dem Titel „experimentelle Kirche“ verbirgt. Dass die Messen anders aussehen werden, als man es von der normalen Liturgie her gewohnt ist, ist klar. „Die Leute sollen sich ausprobieren können, die Kirche und die Messe nach ihren Vorstellungen gestalten“, erklärt Geisler.

Es geht vor allem um die Zielgruppen, über die am Sonntag viel gesprochen wird. Da gibt es zum Beispiel die „Kreativ-Unzufriedenen“, die bereit sind, selbst etwas zu ändern, das sie an ihrer Kirche nicht mögen. Dazu kommen die „Casual-Frommen“, die sich kirchlich trauen und beerdigen lassen und zu Weihnachten in der vollen Kirche stehen, aber sonst nicht viel mit der Gemeinde am Hut haben. Dann gibt es noch die „kirchlichen Ex-User“, meistens zwischen 30 und 60 Jahre alt, die sich mit der Zeit von der Institution entfernt haben.

Eine experimentelle Kirche kann nur auf der richtigen Grundlage entstehen

Welche Ideen auch immer von welcher Zielgruppe eingebracht werden können, ohne Ressourcen funktioniert auch die experimentelle Kirche nicht. Bezüglich des Geldes sei man in Gesprächen mit dem Förderverein, so Geisler, bezüglich der konkreten (Umbau-) Maßnahmen setzt man auf Experten.

Die Expertengruppen bilden sich schon am Sonntag, in einer kurzen Vorstellungsrunde nennen die 16 Teilnehmer ihr jeweiliges Fachgebiet. Die einen kennen sich mit Veranstaltungstechnik aus, die anderen wollen einen stärkeren Fokus auf Musik legen, wieder andere beschäftigen sich gerne mit Messliturgie. Konkrete Pläne für experimentelle Gottesdienste gibt es am Sonntag zwar noch nicht, aber die Expertengruppen legen schon mal eine Basis.

Die Gruppe will einen „pastoralen Überdruck“ erzeugen

Beim Treffen der Teilnehmer am Sonntag in Duisburg-Großenbaum bildeten sich die Gruppen für die verschiedenen Fachbereiche wie Veranstaltungstechnik oder Liturgie.
Beim Treffen der Teilnehmer am Sonntag in Duisburg-Großenbaum bildeten sich die Gruppen für die verschiedenen Fachbereiche wie Veranstaltungstechnik oder Liturgie. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Sehr am Herzen liegt den Teilnehmern am Sonntag, die richtige Botschaft nach außen zu senden. „Wir müssen allen klarmachen, dass diese experimentelle Kirche nur örtlich in Großenbaum stattfindet, aber ein Angebot für die ganze Pfarrei ist“, verdeutlicht ein Teilnehmer. „Deswegen“, erklärt Peter Geisler, „müssen wir pastoralen Überdruck erzeugen.“ Soll heißen: Die Projektgruppe will übertreiben, zum Beispiel mit auffälliger Außenbeleuchtung der Kirche, wann immer im Inneren eine Veranstaltung stattfindet.

Einen großen Unterschied zu anderen, neuen Kirchenformen wie zum Beispiel in der Kreuzeskirche in Essen oder in St. Bernadus in Oberhausen wird es geben, betont Geisler. Alles, was in der zukünftigen, experimentellen Kirche St. Franziskus stattfindet, wird ein kirchliches Thema haben. „Wir können viel verändern, Lichttraversen, ander Liturgie und Musik, eine andere Raumgestaltung“, erläutert Peter Geisler, „aber im Kern werden die Veranstaltungen kirchlich bleiben.“