Duisburg-Grossenbaum. . Die Gemeinde St. Franziskus will ausprobieren, wie die Kirche der Zukunft aussehen soll. Ein erster Workshop liefert auch unkonventionelle Ideen.
In den letzten Jahren hat die katholische Kirche immer mehr mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Auch in der Pfarrei St. Judas Thaddäus zeichnet sich dieser Trend deutlich ab. Alleine von 1980 bis 2012 ist die Anzahl der Gemeindemitglieder um ungefähr ein Drittel gesunken. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, hat die Pfarrei innerhalb der letzten zwei Jahre unter dem Motto „Pfarrei ohne Grenzen“ ein Konzept entwickelt, das wieder mehr Menschen zum katholischen Glauben führen soll. Bestandteil des Konzepts ist unter anderem die Umgestaltung der Großenbaumer Gemeinde St. Franziskus zur experimentellen Kirche.
Während das Konzept aktuell noch vom Bistum Essen geprüft wird, trafen sich am Sonntag bereits Gemeinderatsvertreter und Interessierte aus zahlreichen Stadtteilen, um bei einem ersten Workshop über die Umsetzung der experimentellen Kirche zu diskutieren. Denn: Wie genau die Umsetzung aussehen soll, weiß in der Gemeinde noch keiner so recht. „Um das zu diskutieren, treffen wir uns heute“, sagt Peter Geisler, engagiertes Gemeindemitglied und Leiter des Workshops. Für ihn war im Vorhinein lediglich klar: „Wir müssen offener werden.“
Workshop-Teilnehmer machen sich Sorgen um ihre Kirche
Das ist auch die Meinung bei den Teilnehmern. Die meisten machen sich Sorgen um die Entwicklung ihrer Gemeinde und wollen sich selbst einbringen, damit die Kirche wieder lebendiger wird. Auch die Dringlichkeit der Situation ist vielen bewusst. „Impulse finden ist ein Muss“, meint eine Teilnehmerin. Nur so könne man dem steigenden Desinteresse am Glauben entgegenwirken.
Um das zu schaffen, wurden Vorschläge zur Umgestaltung gesammelt. „Die Kirche muss ein Labor sein“, findet Gregor Nachtwey, einer der Teilnehmer des Workshops. Im Lauf der Diskussion kamen auch einige unkonventionelle Vorschläge zur Sprache: Ein W-LAN-Hotspot soll her, die sozialen Medien sollen künftig bespielt werden, und Gottesdienste in der Natur wurden vorgeschlagen.
Liedtexte per Beamer an die Wand werfen
Andere Vorschläge sind konventioneller: So steht beispielsweise zur Diskussion, die Bänke durch Stühle zu ersetzen und die Beleuchtung zu verändern. Außerdem wurde darüber diskutiert, die Musikauswahl zu verändern und die Liedtexte zukünftig per Beamer an die Wand zu projizieren. Die Hoffnung: Dadurch soll der Gottesdienst modernisiert werden und wieder mehr jüngere Leute zum Kirchgang überzeugt werden.
Die Veränderungen sollen aber nicht nur junge Leute anlocken: „Die experimentelle Kirche ist für alle da“, meint Brigitte Siejak. Sie ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und war maßgeblich an der Konzeptentwicklung beteiligt. Ihrer Meinung nach darf man sich bei den Umgestaltungen nicht zu sehr auf junge Menschen fixieren, da sich die älteren Gemeindemitglieder so vernachlässigt fühlen könnten.
Die experimentelle Kirche ist nach dem ersten Workshop noch keineswegs fertig; Peter Geisler nennt die Ideen „ein anfängliches Ergebnis“. Es werden also noch einige Treffen der Gemeinde folgen. Das Ziel ist, die Umgestaltungen 2030 zu beenden. Bis es in Großenbaum tatsächlich eine experimentelle Kirche gibt, wird es also wohl noch eine Weile dauern.