Dr.Friedhelm Kwirant betreut in siener Praxis in Huckingen fünf betroffene Patienten

Als sich der deutsche Nationaltorwart Robert Enke am 10. November diesen Jahres das Leben nimmt, geht ein Aufschrei durch Deutschland, dass Depressionen in der Öffentlichkeit tot geschwiegen würden, sogar verheimlicht werden müssten.

Auch die Medikamentenabhängigkeit Michael Jacksons wird erst nach dem Tod des „King of Pop” in der Öffentlichkeit zum Thema. Einen Tag bevor Farrokh Bulsara, besser bekannt als Freddy Mercury und Frontmann der britischen Rockband „Queen”, 1991 stirbt, wurde seine Erkrankung an Aids offiziell bestätigt. Obwohl er seit 1987 das Ergebnis seines positiven Aids-Tests kannte, sah er sich gezwungen, dieses geheim zu halten und dementierte die Gerüchte um seine Infektion vehement.

Seit dem Tod Mercurys am 24. November hat sich am Verhalten gegenüber den Menschen, die mit der Erkrankung des Immunsystems infiziert sind, nichts geändert. Krankheiten werden in der Öffentlichkeit des 21.Jahrhunderts immer noch verschwiegen und Kranke stigmatisiert. Es gibt wenig Aufklärung, dafür umso mehr Vorurteile.

Anlässlich des heutigen Welt-Aids-Tages sollte dieser Artikel ursprünglich die Lebensgeschichte eines Menschen aus dem Duisburger Süden erzählen. Eines Menschen, der mit dem weltweit verbreiteten HI-Virus infiziert ist. Aus Angst vor negativen Reaktionen wie Diskriminierung und Ausgrenzung wurde jedoch das Interview kurzfristig abgesagt. Kann es sein, dass in einer scheinbar aufgeschlossenen und toleranten Gesellschaft wie der unsrigen Menschen, die an einer Krankheit leiden, konsequent ausgeschlossen und verleumdet werden? Ist es mit unseren ethischen Normen und Grundsätzen zu vereinbaren, dass Menschen, die Hilfe brauchen, in ihrer Lage allein gelassen werden?

Aids oder besser gesagt das HI-Virus ist in den meisten Köpfen eine Infektion, die lediglich Menschen in den Entwicklungsländern, Homosexuelle und Prostituierte betrifft. „Dem ist nicht so”, weiß Dr. Friedhelm Kwirant. Neben seinen „normalen” Patienten betreut der hausärztliche Internist auch HIV positive Patienten in seiner Praxis. HIV-positive Patienten aus der gesamten Niederrheingegend kämen zu ihm zur Behandlung, so Kwirant. Er betreue auch fünf Patienten aus dem Duisburger Süden. Bis 1998 arbeitete der Mediziner gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Becker-Boost in der HIV-Ambulanz der städtischen Kliniken. „Als wir uns niedergelassen haben, wurde die Ambulanz geschlossen und seitdem betreuen wir in unseren Praxen die HIV-Patienten.”

In den 80er Jahren galt Aids lange als „die Schwulenseuche”. „Das ist aber auch wieder nur ein unbegründetes Vorurteil. Ich habe auch Patientinnen, dieHIV-positiv sind und heterosexuelle Männer, die sich infiziert haben”, erzählt der Huckinger Arzt. Allgemein wären Frauen jedoch in der Minderheit und das Geschlechterverhältnis sei 20 zu 80 Prozent.

Zwar werde die Autoimmunkrankheit in den meisten Fällen durch sexuellen Kontakt übertragen, jedoch habe er auch Patienten, die Aids durch eine Bluttransfusion bekamen oder sich bei ihren Müttern mit dem Virus infizierten. Dies sei zwar eher selten, finde jedoch statt. Dr. Friedhelm Kwirant wünscht sich offensivere und präsentere Aufklärung rund um das Thema HIV: „Es wird aufgeklärt, aber nicht intensiv genug. DieAids-Hilfe versucht zwar in den Schulen aufzuklären, jedoch wird das Thema gerade in den Schulen nicht offensiv genug behandelt.” Gerade bei jungen Patienten könne man feststellen, dass „überraschend naiv an die Sache rangegangen wird”.

HINTERGRUND

Immundefektsyndrom - Das Akronym „AIDS” steht für „Acquired Immun Deficiency Syndrome” oder zu Deutsch „erworbenes Immundefektsyndrom”. Das HI-Virus nutzt nach der Infektion weiße Blutkörperchen als Wirtszelle und zerstört somit die Immunabwehr des Körpers. Weltweit sind mehr als 30 Millionen Menschen an dem Virus erkrankt. Täglich infizieren sich 7000 Menschen neu mit der Immunsystem-Erkrankung. Die neusten Zahlen und Informationen unter www.aidshilfe.de