Duisburg. . Die großen Bäche im Duisburger Süden sind unter anderem mit Zink und Phosphat belastet. Am Rahmer Bach sollen Bäume gefällt werden – im Sinne der Natur.
Der Idylle der Bachläufe sind die Stoffe nicht anzusehen, doch die Probe im Labor bringt sie ans Licht: Zink, Cadmium und Phosphat; Stoffe, die in fließenden Gewässern eigentlich nicht vorkommen sollten, die aber in Duisburg industriegeprägte Normalität sind. „Wir werden damit leben müssen“, sagt Dr. Christa Dixkens, Biologin bei den Wirtschaftsbetrieben. Allen Bemühungen um Renaturierung und Umweltschutz zum Trotz: Diese Stoffe wird die Stadt nicht loswerden. „Das Wasser ist besser, aber noch nicht gut.“
Bremsabrieb bringt Blei ins Wasser
Gut wird es auch nicht werden. Dazu sind die Bäche zu vielen Einflüssen ausgesetzt, die sich nicht abstellen lassen: Kläranlagen leiten Wasser in die Bäche. Straßen und Autobahnen spülen Dreck hinein; durch Bremsabrieb gelangen zum Beispiel Blei und Cadmium ins Wasser. Die Landwirtschaft tut ein Übriges: „Dadurch kommt viel Phosphor und Nitrat in die Gewässer“, erklärt Dixkens; Gleiches gilt für Gartenbesitzer, die ihr Grün zum Schutz gegen Schädlinge spritzen. Andere Stoffe sind Überbleibsel von Duisburgs Vergangenheit: So ist das Vorkommen von Arsen im Haubach normal, „da haben sie früher Erz abgebaut.“
In fast allen anderen Bächen des Duisburger Südens belasten Zink, Phosphat und andere Stoffe das Wasser. In fast keinem Bach schwimmen Fische: Weil der Bachlauf in Rohren steckt wie Teile des Dickelsbachs, oder weil sie wie der Rahmer Bach oft und langfristig nicht einen Tropfen Wasser führen. Der Alte Angerbach ist auf Höhe der Kläranlage Huckingen ebenfalls verrohrt, seinen Zufluss regelt nicht das Regenwasser, sondern ein Schieber. Überdies fließt Wasser aus der Kläranlage hinein. Dixkens Fazit: „Wir haben in Duisburg kein natürliches Gewässer.“
Bäume fällen im Sinne der Natur
Und: „Man kann das Wasser auch nicht mehr in den natürlichen Zustand zurückführen.“ Eine Verrohrung zum Beispiel ist alles andere als natürlich, Fische und Kleinstlebewesen nehmen einen Bach in Betonröhren als Lebensraum nicht an. In einer Stadt aber ist es schwierig, Bächen wieder ihren Lauf zu lassen. Dixkens nennt ein Beispiel: Den Dickelsbach zu befreien, „würde bedeuten, den verrohrten Dickelsbach auf 3,7 Kilometern unter Straßen, Häusern, Eisenbahn und Parkanlagen in Duisburg-Mitte zu öffnen und sieben Meter anzuheben.“
Manches ist aber doch machbar. Die Wirtschaftsbetriebe wollen am Rahmer Bach im Sinne der Natur Bäume fällen: Nadelbäume und Pappeln sollen weg, „die gehören nicht zum Gewässer.“ Stattdessen sollen Bäume, deren natürlicher Standort ein Bachlauf ist, gepflanzt werden: Erlen und Weiden. Stein- und Köcherfliegen, deren Larven zur natürlichen Fauna eines Baches gehören, brauchen solche Gehölze für die geflügelte Zeit ihres Lebens. Solche Kleinstlebewesen wiederum sind wichtig, damit sich Fische von ihnen ernähren können. Auch Totholz einzubringen und nicht zu viel davon wegzuräumen, ist eine denkbare Maßnahme. In herumliegenden Ästen und Stämmen finden ebenfalls viele kleinste Tiere einen Unterschlupf.
Auch für den Haubach gibt es Pläen: Am FKK-Gelände soll er mehr Kurven bekommen; mäandern sagt die Fachfrau. Das gilt auch für den Dickelsbach auf Höhe des Hundevereins. Dort soll zudem eine Überflutungsfläche verbessert werden. Die WBD warten für beides auf die Genehmigung der Stadt.
Wasser nicht gesundheitsgefährdend
Es bleibt also noch Arbeit, bis bei künftigen Bewertungen die Bäche des Südens vielleicht besser abschneiden. Doch auch jetzt gibt Dixkens trotz der Belastung mit Cadmium, Zink und den anderen Stoffen zumindest teilweise Entwarnung: Das Wasser der hiesigen Bäche sei zwar „kein Trinkwasser, aber nicht gesundheitsgefährdend.“
Drei Bäche bekommen die schlechteste Note
Trübe Aussichten herrschen in den Fließgewässern im Duisburger Süden. Ökologischer Zustand: schlecht heißt es bei drei von fünf der größeren Bäche, für die die Wirtschaftsbetriebe zuständig sind. Sie werden nach den Noten für künstliche Wasserkörper bewertet. Ein „sehr gut“ gibt es dabei nicht; das ist natürlichen Gewässern vorbehalten. Die beste Note ist somit „gut und besser“, gefolgt von „mäßig“. Diesen Zustand erreicht immerhin ein Bach: die Anger. Nach „unbefriedigend“ ist die schlechteste Note „schlecht“.
Anger
Zink, Phosphat und Cadmium belasten das Wasser der Anger. Die Fischfauna ist nicht bewertet. Ökologischer Zustand: mäßig – die Bestnote im Duisburger Süden.
Dickelsbach
Silber, Zink und Kupfer, Pyren, Cadmium und Phosphat belasten den Dickelsbach. Für die Fischfauna liegt keine Bewertung vor, da der Bach trocken fallen kann. Ökologischer Zustand: unbefriedigend.
Rahmer Bach
Zink, Kupfer und Phosphat-Phosphor finden sich im Wasser des Rahmer Bachs. Die Fischfauna wird mit mäßig bewertet. Gegen diese Einstufung haben die WBD Einspruch eingelegt, weil der Bach trocken fallen kann. Ökologischer Zustand: schlecht.
Alter Angerbach
Zink und Phosphat sind auch hier nachgewiesen. Die Fischfauna ist als schlecht eingestuft, auch der Alte Angerbach kann trocken fallen. Ökologischer Zustand: schlecht.
Wambach
Ammonium-Stickstoff, Phosphat, Zink, Kobald und Cadmium schwimmen im Wambach. Für die Fischfauna liegt keine Bewertung vor, weil der Bach trocken fallen kann. Ökologischer Zustand: schlecht.