Duisburg-Wedau. . Gutachten zu 6-Seen-Wedau: Lärm-Grenzwerte werden überschritten. Der ETuS Wedau hat Angst um seine Zukunft und vor Klagen der Neu-Anwohner.

Beim ETuS Wedau dürften sie davon ausgegangen sein, dass sie ihre Ruhe haben, nachdem der ursprünglich geplante Umzug in Folge des Bauprojekts 6-Seen-Wedau vom Tisch war. Jetzt kommt bei den Vereinsmitgliedern allerdings wieder Unruhe auf. Der Grund dafür ist das Lärmschutzgutachten – und zwar das, was nicht drin steht.

„Die Leute von BEG und DB sind zusammengezuckt“

Das Lärmschutzgutachten berücksichtigt zwar den Fußballplatz des Vereins inklusive 100 Zuschauern während der sonntäglichen Ruhezeit, auch die Tennisplätze wurden berücksichtigt, wo bei jedem Schlag auf den Ball ein Plopp ertönt. Was im Gutachten nicht vorkommt, kommt allerdings auch nicht gerade geräuscharm daher: die Schießanlage. Dass Schüsse aus Vorderlader und Gebrauchspistole nicht zu überhören sind, haben die Gesprächspartner von BEG und DB Immobilien an den eigenen Ohren erfahren: „Die saßen zu Gesprächen bei uns im Nebenraum und sind zusammengezuckt“, erinnert sich Günter Koch, der gemeinsam mit Siegfried Daheim die Sache 6-Seen-Wedau in die Hand genommen hat. Nach derzeitigem Planungsstand dürften auch die künftigen Nachbarn der Anlage zusammenzucken – denn die Lärmschutzmauer am ETuS endet nach aktuellen Planskizzen vor der Schießanlage. Und das bereitet den Verantwortlichen des Vereins Sorgen.

Einen Meter hinter dem Vereinsgrundstück beginnt das Neubaugebiet

Einen Meter hinter der Grundstücksgrenze des Vereins beginnt bereits das Gelände des zukünftigen Neubaugebiets. Wie nah die Häuser an die Schießanlage heranrücken werden, weiß Koch nicht. Was er weiß: wie weit die Schüsse tragen. „Wenn es ruhig ist, hören Sie das 50, 60 Meter weit.“ Beim ETuS, der seit 1932 an der Sechs-Seen-Platte zu Hause ist, haben sie von anderen Neubauprojekten ohne Lärmschutz gehört, bei denen die neuen Anwohner gegen die alt eingesessene Lärmquelle geklagt haben – und Recht bekommen haben.

Die Verantwortlichen des Vereins haben die Stadt und Gutachter bereits vor Wochen auf die Lücke im Lärmschutz und im Gutachten hingewiesen. Vom Gutachter sei keine Reaktion gekommen, von der Stadt habe es nur geheißen, die Angelegenheit werde „im Projekt besprochen“.

Verein: Schießanlage soll ins Lärmschutzgutachten rein

Günter Koch beschäftigt sich für den ETuS Wedau mit dem Thema 6-Seen-Wedau, auch mit dem Lärmschutz.
Günter Koch beschäftigt sich für den ETuS Wedau mit dem Thema 6-Seen-Wedau, auch mit dem Lärmschutz. © Michael Dahlke

Mit dem ETuS wurde bislang nicht besprochen, wie es weitergeht. Das Ziel des Vereins steht fest: Die Schießanlage soll ins Lärmschutzgutachten aufgenommen werden, „damit wir wissen, was gemacht werden muss“. Und: Die Kosten für eine Nachrüstung der Anlage sollen aus dem Projekt 6-Seen-Wedau finanziert werden. Denn die Anlage so umzubauen, dass sie weniger laut knallt, ist zwar möglich – aber teuer.

„Wir müssten sämtliche Öffnungen neu isolieren“, erklärt Koch. Den finanziellen Aufwand dafür beziffert er mit einem hohen fünfstelligen Betrag. Das könne der ETuS Wedau nicht stemmen. Zumal der Verein gerade erst 50.000 Euro wegen 6-Seen-Wedau zahlen musste: Der alte Stromanschluss habe im Zuge der Vorbereitungen des Bauprojekts gekappt werden müssen, also musste ein neuer her. Die Rechnung zahlte der Verein selber. „Deshalb mussten wir unsere Beiträge erhöhen.“

Umbau der Anlage wäre zu teuer für den ETuS Wedau

Einen weiteren teuren Umbau kann sich der Verein mit seinen knapp 900 Mitgliedern nicht leisten. Koch und Daheim hoffen deshalb auf den Plan der Erschließungskosten für 6-Seen-Wedau: Dort sind mit der Bezeichnung ETuS Wedau insgesamt gut 1,2 Millionen Euro eingepreist.

Allerdings hat das Lärmschutzgutachten, in dem neben der Schießanlage des Vereins auch die Turnhalle fehlt, Skepsis bei den ETuS-Verantwortlichen verursacht. Zwar hoffen sie, dass es sich nur um einen Fehler handelt. Sie stellen aber auch die Frage, ob womöglich Absicht dahintersteckt – und „man vermeiden will, dass potenzielle Käufer der umliegenden Häuser durch die zwangsläufigen Geräuschentwicklungen von Sportstätten vom Kauf abgehalten würden oder dieses bei der Preisfindung Berücksichtigung fände.“

<<< LÄRM-GRENZWERTE WERDEN ÜBERSCHRITTEN

Das Lärmschutzgutachten berücksichtigt Fußball-, Tennis- und Parkplätze des ETuS Wedau, nicht aber die im Norden befindliche Schießanlage sowie die Turnhalle. Schon ohne diese beiden Einrichtungen stellt das Gutachten „an den zugewandten Fassaden der ersten Gebäude“ von 6-Seen-Wedau „Beurteilungspegel von bis zu 58 dB“ fest – drei Dezibel mehr, als am Tag in Wohngebieten erlaubt sind.

Um trotz Fußball, Tennis und Parkplatzlärm an den nahegelegenen künftigen Wohngebäuden die Grenzwerte nicht zu überschreiten, haben die Gutachter die dafür nötige Lärmschutzwand berechnet: Sie müsste sechs Meter hoch und 142 Meter lang sein.

Bei einer solchen Lärmschutzwand wäre es zwar bis zum 2. Obergeschoss ruhig genug. Allerdings sind an dieser Stelle Gebäude mit bis zu vier Etagen vorgesehen. Bei den obersten beiden Stockwerken würden die Lärmgrenzwerte weiterhin um drei Dezibel überschritten. Um das zu verhindern, schlagen die Gutachter vor, die Staffelgeschosse mit einer zwei Meter hohen Verglasung einzurahmen. Alternativ müsste die Lärmschutzwand 7,5 Meter hoch ragen.

<<< DIE STADT ANTWORTET NOCH NICHT

  • Die Fragen der Südredaktion zum Thema beantwortet die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Grund ist, dass das Thema zu den Eingaben im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung von 6-Seen-Wedau gehört.
  • Diese Eingaben werden zurzeit von den Fachbereichen geprüft. Im Februar sollen sie Thema in der Ratssitzung sein.