Duisburg-Huckingen. . Die Sekundarschule Am Biegerpark soll einen zweiten Standort bekommen. Dabei wollten 25 % der Fünftklässler eigentlich auf eine andere Schule.

Die Sekundarschule Am Biegerpark soll wachsen; von vier auf sechs Züge. Dieser Plan der Verwaltung steht schon länger fest, inzwischen hat die Bezirksvertretung Süd ihm einstimmig – bei einer Enthaltung – zugestimmt. Das geplante Wachstum der Schule steht im Widerspruch zu ihren Anmeldezahlen: Denn den derzeit angebotenen vier Zügen steht eine Nachfrage von nur zwei Zügen entgegen. Dreimal so viele Plätze wie nachgefragt soll sie also ab dem Schuljahr 2019/2020 anbieten und dafür einen Zweitstandort dort bekommen, wo zurzeit die Hauptschule Beim Knevelshof in das letzte Jahr ihres Bestehens geht.

Bezirksmanager Friedhelm Klein argumentierte für die Verwaltung in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertreter, der zusätzliche Standort sei „die einzige Möglichkeit, die Sechszügigkeit herzustellen. Ansonsten ist der Bestand der Sekundarschule in der Form nicht möglich.“

MMG und Gesamtschule Süd müssen Schüler ablehnen

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Diese Aussage trifft bei der SPD-Fraktionsvorsitzenden Beate Lieske auf Skepsis: „Warum wird die Sekundarschule um zwei Züge aufgebläht?“, fragt sie. „Die Anmeldezahlen sagen: Die Eltern wollen die Schüler auf Gymnasium und Gesamtschule schicken.“ Ablehnungen von dort „werden künstlich der Sekundarschule zugeführt“, kritisiert sie.

Diese Zahlen (siehe Grafik) geben Lieske zum Teil recht: Während Mannesmann-Gymnasium (8) und Gesamtschule Süd (35) für das Schuljahr 2018/19 insgesamt 43 Schüler ablehnen mussten, bekam die Sekundarschule Am Biegerpark 37 Schüler zugewiesen, die nicht auf ihre Erstwunsch-Schule gehen können; darunter 29, die lieber die Gesamtschule Süd besucht hätten.

In ganz Duisburg sind Sekundarschule und Realschule nicht gefragt

Die Verwaltung argumentiert: „Die Nachfrage am integrierten Schulsystem [...] erfordert eine Erweiterung des Angebots auf sechs Züge.“ Mit integrierten Schulen sind Gesamtschule und Sekundarschule gemeint; also die beiden Schulformen in NRW, bei denen Schüler im Anschluss an die Grundschule nicht einer bestimmten Schulform zugeordnet werden wie bei Gymnasium und Realschule, sondern gemeinsam unterricht werden.

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In der Tat kommen Sekundarschule Am Biegerpark und Gesamtschule Süd zusammen auf ein Angebot von zehn Zügen, dem eine Nachfrage von zwölf Zügen gegenübersteht. Allerdings kommt die Nachfrage nach den integrierten Schulformen im Bezirk Süd nicht durch die Sekundarschule zustande, sondern durch die Gesamtschule. Das entspricht der Situation in Duisburg insgesamt: Gesamtstädtisch „ist bei den Schulformen Realschule und Sekundarschule die Nachfrage niedriger als das Angebot“, steht in einer Verwaltungsvorlage.

Bezirksregierung muss die Erweiterung genehmigen

Verwaltung: Umbau ohne Mehrkosten

Der Umbau der bisherigen Hauptschule Beim Knevelshof zum Zweitstandort der Sekundarschule Am Biegerpark soll nach Angaben der Verwaltung keine zusätzlichen Kosten im Haushalt verursachen. „Als Ganztagshauptschule bietet der Standort bereits die notwendigen Voraussetzungen, um von der Sekundarschule als Teilstandort genutzt zu werden“, heißt es in der Vorlage. Umbaumaßnahmen entfielen; „für die Einrichtung des Teilstandortes entstehen maximal Kosten für Ersatz- und Neubeschaffung von defektem Mobiliar“.

In der Sitzung der Bezirksvertretung wurde dazu Skepsis laut. Ein Beispiel nannte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Michael Kleine Möllhoff: Bei naturwissenschaftlichen Räumen gebe es sicherlich unterschiedliche Ansprüche zwischen Haupt- und Sekundarschule. Überdies ist die Umplanung immerhin so aufwendig, dass die Stadt einen externen Schulraumplaner damit beauftragen will.

Nimmt die Sekundarschule Am Biegerpark den bisherigen Hauptschulstandort Beim Knevelshof in Betrieb, sind laut Schulgesetz NRW zwei Varianten denkbar: Entweder die Jahrgänge werden auf die beiden Standorte aufgeteilt. Oder: Gibt es mindestens fünf Parallelklassen pro Jahrgang, dürfen je zwei davon an den Teilstandort ausgelagert werden, das aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. So oder so: Zusätzlicher Bedarf an Lehrerstellen darf nicht entstehen.

Die Erweiterung der Sekundarschule Am Biegerpark muss von der Bezirksregierung Düsseldorf noch genehmigt werden, das sieht das Schulgesetz NRW so vor. Abzuwarten ist, ob die Anmeldezahlen von Sekundarschule Am Biegerpark und Gesamtschule Süd dort Stirnrunzeln auslösen. Denn im Schulgesetz steht: „Der Wille der Eltern ist bei der Feststellung des Bedürfnisses zu berücksichtigen.“ Die Frage ist, ob der Elternwille sich auf das integrierte System bezieht oder auf die Schulform. Wird gegen den Elternwillen verstoßen, legt sich das Schulgesetzt fest: „Die Genehmigung ist zu versagen.“