Duisburg-Mündelheim. . Viele Auto- und Lkw-Fahrer umgehen den Stau an der B 288, indem sie auf Nebenstraßen ausweichen. Das war bislang illegal – aber jetzt nicht mehr.

„Wir haben hier quasi mit zwei Stauquellen zu kämpfen“, sagt Axel Heyer, Mitglied im Mündelheimer Bürgerverein, aber heute vor allem eines: Anwohner. Die beschauliche Korbmacherstraße wird seit Juli nämlich von einem wahren Verkehrschaos heimgesucht, ausgelöst durch sogenannte „Umgeher“, wie die Mündelheimer Anwohner sie nennen.

Entweder über die B 288 aus Krefeld oder Breitscheid kommend oder über die Uerdinger Straße wollen sich viele Auto- und Lkw-Fahrer die lange Wartezeit an den Ampeln der Kreuzung sparen und weichen über die Korbmacherstraße und die Straße Am Seltenreich aus. „Die sind dafür aber gar nicht gemacht“, erklärt Wolfgang Schwertner, Mitglied der CDU und Anwohner. Besonders die DPD-Fahrzeuge machten die Straße gefährlich: „Die fahren nicht durch den Ort, die rasen da durch.“

Kindergarten und Schule an der Korbmacherstraße

An der Korbmacherstraße liegen nämlich nicht nur eine Schule und ein Kindergarten. Die Straße ist auch an vielen Stellen zu eng für zwei Autos nebeneinander, geschweige denn für einen Lkw, auch der Seltenreich ist zu eng. „Das habe ich letztens erst an der Kreuzung Korbmacherstraße/Am Seltenreich erlebt“, erinnert sich Axel Heyer, „ein Lkw wollte nach links auf den Seltenreich abbiegen, aber da kamen ihm schon andere Umgeher entgegen. Die mussten dann alles bis zu Gaststätte Kreifelts durchfahren, damit der Lkw weiterfahren konnte.“ Mittags sei die Belastung durch die Lkw am schlimmsten, am Abend die durch Pkw im Feierabendverkehr.

Die Stauproblematik an der B 288 in Mündelheim ist bereits seit Jahren ein bekanntes Problem, die Umgeher in Mündelheim aber erst seit Juli. Warum? „Die Anlieger-Schilder wurden an der Ecke zur Uerdinger Straße abmontiert“, weiß Thomas Susen von der CDU. Deshalb können alle Kraftfahrer jetzt ganz legal durch Mündelheim fahren.

„Dann haben wir hier ja 30 Jahre eine illegale Straße gehabt“

Warum das nach 30 Jahren plötzlich der Fall ist, leuchtet niemandem aus der Nachbarschaft so recht ein. „Das Argument ist, dass die Straße als Gemeindestraße gewidmet wurde und eine Anliegerstraße deshalb nicht rechtens ist“, erklärt Susen. „Dann haben wir hier ja 30 Jahre eine illegale Straße gehabt“, lacht Axel Heyer.

Die schlechten Aussichten auf die Rückkehr des Anlieger-Schildes verderben die gute Laune ganz schnell. „An der Kreuzung B 288/Am Seltenreich steht das Schild sogar noch, das macht ja noch weniger Sinn“, ärgert er sich.

Die Straßen sollen für Lkw unattraktiv werden

Der CDU-Antrag auf die Rückkehr der Anliegerschilder wurde am vergangenen Donnerstag in der Bezirksvertretung zwar beschlossen, aufgrund der rechtlichen Lage ist eine Umsetzung aber unwahrscheinlich. „Da haben wir dann aber auch schon Maßnahmen im Sinn“, erklärt Thomas Susen, „die sollen den Verkehr dann entschleunigen und für Lkw unattraktiv machen.“ Mitstreiter Axel Heyer ärgert sich trotzdem. „In der Innenstadt bauen die einen Platz nach dem anderen um, aber die grundlegende Infrastruktur in den Stadtteilen zerfällt.“

<<< STREIT UM DIE RECHTSLAGE

Bezirksmanager Friedhelm Klein begründet das Entfernen der Schilder so: „Die Straße ist für den öffentlichen Verkehr gewidmet.“ Das Befahren auf Anlieger zu beschränken, sei deshalb „nach Auffassung der Verwaltung rechtswidrig“.

Dem widerspricht Hartmut Ploum (SPD): „Es gibt dieses Schild, der Gesetzgeber hat’s aus der Straßenverkehrsordnung nicht rausgenommen“, sagte er in der Bezirksvertretung.