Duisburg-Wedau. . Der Stand-up-Paddling-Selbstversuch während der Mondfinsternis zeigt: Bei den derzeitigen Temperaturen ist auch Reinfallen kein Problem.
Es ist ein Gefühl von Erhabenheit, stehend und gut fünf Zentimeter über dem Wasserspiegel zu gleiten, in dem sich der Sternenhimmel spiegelt. Das Paddel wie Neptuns Zepter in der Hand, den leichten Wind um die Nase. Über sich der finstere Mond, der soeben im blutroten Erdschatten verschwunden ist. Und unter sich?
Leider nicht die sieben Meere, doch immerhin die Sechs-Seen-Platte. Am Freitagabend haben sich gut 30 Wassernixen und -männer an der Aloha-Station an der Masurenallee 302 eingefunden, um zu paddeln oder einfach an dem kleinen noch sonnenwarmen Sandstrand bei Musik und Getränken den Blutmond anzustarren.
Eine Stehelampe zur Orientierung
Mancher schnappt sich ein Brett und dann geht’s raus auf den in mysteriöses Dunkel getauchten See. Selbst wenn man vom Neumond naturgemäß wenig sieht. Heike Tepoel, Gastgeberin und Stehpaddlerin, hat am Strand eine Stehlampe aufgestellt, die bunte Lichtperlen wie eine Discokugel ausstrahlt und als Leuchtturm dient. Zurück findet man also auf dem dunklen See immer.
Doch das Besondere ist dieses Gleiten während man steht und so hohen Haupts über das Wasser schauen kann. Tiefenentspannt, man kommt runter. Etwas Balance und Technik ist auf dem etwa 80 Zentimeter breiten und drei Meter langen Brett gefragt, die Beine sollten möglichst in der Mitte des Borads stehen, erklärt Heike Tepoel. Dann ist es ähnlich wie beim Inlinern: Mit Gewichtsverlagerung und mit dem langen Paddel steuert man die Richtung und bestimmt durch Rudern das Tempo: zwei rechts, zwei links – Stricken ist schwerer.
Richtig schön - wenn’s klappt
Stephan Ennemann und Tochter Lavinia sind das erste Mal beim „Sup“, kurz gesagt für „Stand-up Paddling“. „Es macht richtig Spaß. Das Gleiten ist sehr schön – wenn’s denn klappt“, meint Stephan Ennemann. Und wenn man reinfällt? „Auch schön, bei diesen Temperaturen.“ Der Duisburger und seine Tochter haben die Paddler an der Aloha-Station nur kurz gesehen und wussten direkt: „Das müssen wir probieren.“
Stehpaddeln klingt vielleicht nach Müßiggang, doch man kann damit auch sportlich unterwegs sein, verrät Roger Tepoel. Das ständige Ausbalancieren trainiert Rücken, Bauch, Hüften, die Tiefenmuskulatur, das Paddeln hingegen die Oberarme und Schultern. Dafür gibt es auch schmalere und kürzere Bretter. Andere wiederum nutzen das Brett für ihre Yoga-Übungen – solange aus dem „Bogenschützen“ kein Seepferdchen im Wasser wird. Experten schaffen einen Kopfstand beim Gleiten.
Roger und Heike haben den Sport vor etwa zehn Jahren entdeckt, 2012 gründeten sie „Aloha-Sup“ auf dem bis dahin brachliegenden Gelände. „Wir haben alles selbst gestaltet, jede Menge Sand angeschleppt“, schildert Roger. Den Geräteschuppen haben sie zum kleinen Clubhaus umfunktioniert, ausrangierte Stühle bunt bemalt, Kissen und kleine Tische hingestellt. Die Mischung aus „shabby-chic“ Strandgutmöbel unter Wedauer Bäumen wirkt urig und gemütlich. Roger ist seitdem vom Stehpaddeln fasziniert: „Es wie auf Wasser zu laufen und gleichzeitig zu tauchen. Bei klarem Wasser siehst du jeden Fisch.“