Duisburg-Huckingen. . Ihre Krankheit ist Krebs-Patientinnen oft anzusehen. Make-up kann die Nebenwirkungen der Chemotherapie überdecken – und verhilft zu Lebensmut.
Gesund schminken können sie sich nicht, die zehn Frauen, die sich an diesem Nachmittag im Malteser-Krankenhaus St. Anna zusammengefunden haben. Was sie aber können, ist: Von der Visagistin lernen, wie sie die Zeichen der Krankheit überdecken können, wie Rouge und Lidschatten helfen können, gesund auszusehen – und sich so besser zu fühlen. „Look good – feel better“ heißen die Seminare, die das Krankenhaus viermal im Jahr anbietet, um Krebspatientinnen zu neuer Lebensfreude, neuem Lebensmut zu verhelfen.
Auf dem Tisch liegen Töpfchen und Tiegel, Stifte und Döschen; vor jedem Platz steht ein Kosmetikspiegel. Davor sitzen die Teilnehmerinnen: gespannt, vorfreudig – aber auch skeptisch. Still ist es, als Visagistin Carmen Heining anfängt, die Produkte vorzustellen. Den Teilnehmerinnen legt sie das eigene Bad als persönliche Wellness-Oase ans Herz: „Das ist Ihre Zeit morgens. Genießen Sie die, machen Sie ein kleines Verwöhnprogramm draus.“
Nebenwirkung der Chemotherapie: Haare, Wimpern, Brauen fallen aus
Ein Verwöhnprogramm für Körper und Seele. Der Kampf, den die Chemotherapie mit dem Krebs im Körper ausficht, ist vielen Patientinnen im Gesicht anzusehen: Die Haare fallen aus, die Wimpern, die Augenbrauen. „Man kriegt ein ausdrucksloses Gesicht“, fasst Breast Care Nurse Gudrun Krüger zusammen, die die Schmink-Workshops im St. Anna organisiert. Wie oft zieht Frau die Augenbrauen verärgert zusammen oder überrascht nach oben – alltägliches Mienenspiel, das auf einmal nicht mehr sichtbar ist. Stattdessen wird die Haut unrein, sieht kränklich aus. Nebenwirkungen, die sich mit Schminke gut kaschieren lassen.
„Schatten oder Hautrötungen kann man gut mit Concealer abtupfen“, rät die Visagistin. Die Frauen schauen in die Spiegel, schauen prüfend, wischen und tupfen. Bald tuscheln und kichern die Ersten. „Ich schmink’ mich sonst nie“, verrät eine der Teilnehmerinnen etwas unsicher. Die anderen sprechen ihr zu, Komplimente klingen durch den Raum: „Das sieht wunderbar aus – schön frisch!“ Bald wird zwischen Puder und Rouge aus dem anfänglichen Gekicher ein mehrstimmiges Lachen.
Mit dem Augenbrauenstift das Mienenspiel zurück holen
Lebensfreude vermitteln – das scheint zu klappen. „Das Schminken hebt das Selbstwertgefühl der Frauen“, erklärt die Krankenschwester. „Es ist ein Schutz für sie. So fühlen sie sich sicher, wenn sie rausgehen.“ Rausgehen ohne Angst vor fragenden Blicken auf den kahlen Kopf, vor Sätzen wie „Du siehst aber nicht gut aus heute.“
Ellen Behnke-Narz geht selbstbewusst mit der Krankheit um. Anfang des Jahres bekam sie die Diagnose, „zum zweiten Mal“. Sie wusste, was auf sie zukommt, „dass ich Haare, Brauen, Wimpern verlieren werde“. Heute ist sie hier, um sich zeigen zu lassen, wie sie ihre Augenbrauen so nachzeichnen kann, dass es natürlich wirkt, dass das Mienenspiel ins Gesicht zurückkehrt. Auf ihrem Kopf trägt sie bewusst keine Perücke, kein Haarteil, sondern ein buntes Tuch, selbst genäht. „Ein bisschen pfiffig“, sagt sie. „Nicht wehleidig.“ Für Ellen Behnke-Narz ist der Krebs eine Phase: Die Phase ist jetzt da, also muss sie durch. Jammern bringt nichts. Mit ihren bunten Tüchern und etwas Make-up im Gesicht will sie zeigen: „Ich stehe zu der Krankheit. Man kann auch mit Krebs mitten im Leben stehen – und gut aussehen!“
>>> NÄCHSTER SCHMINK-WORKSHOP IM AUGUST
Der nächste Schmink-Workshop für Krebspatientinnen am Malteser-Krankenhaus St. Anna, Albertus-Magnus-Straße 33, findet statt am Montag, 7. August, von 14.30 bis 16 Uhr.
Krebspatientinnen, die teilnehmen möchten, sind gebeten, sich vorher anzumelden: 0203/7551863.