Duisburg-Bissingheim. . Vertreter der Städte hoffen auf eine Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr. Der VRR prüft die Umsetzbarkeit zum wiederholten Male.
Die Älteren könnten sich erinnern: Neben dem Entenfang-Express gab es früher noch eine weitere Bahnstrecke, die Bissingheim touchierte, die sogenannte „Ratinger Weststrecke“. Die führt von Duisburg über Ratingen nach Düsseldorf und soll jetzt wieder in Betrieb genommen werden. Zugegeben, „jetzt“ mag in der Angelegenheit ein wenig euphemistisch sein, nicht nur, weil es mindestens noch ein paar Jahre dauern kann, sollte die Strecke überhaupt reaktiviert werden. Sondern auch, weil der Eiertanz um die Weststrecke schon seit der Jahrtausendwende läuft.
Eiertanz um Machbarkeit läuft seit der Jahrtausendwende
Um dem ganzen Chaos Herr zu werden, hatten die Duisburger Grünen am Mittwoch zu einer Informationsveranstaltung nach Bissingheim eingeladen und mit Vertretern der Grünen, der Städte und der Wirtschaft aus jeweils Duisburg, Ratingen und Düsseldorf viele Experten nach Bissingheim gelotst. Lediglich die Duisburger Stadtverwaltung hat keinen Vertreter geschickt. „Ich lasse das mal so stehen. Sie entscheiden, was sie damit machen“, kommentiert der Grüne Sebastian Ritter trocken.
Claudia Leiße aus der Ratsfraktion der Grünen in Duisburg präsentiert eine Zusammenfassung der Geschichte und des aktuellen Stands. Schon 2002 gab es eine Studie zur Machbarkeit der Weststrecke, mit positivem Ergebnis. „2009 hat eine Studie des VRR allerdings das Gegenteil behauptet“, erklärt Leiße. Ein Jahr später war die Strecke dann plötzlich nur noch „im Moment nicht umsetzbar“, 2015 gehörte sie schon fest in den Transeuropäischen Netzplan (TEN). Aktuell läuft ein neuer Gutachtenprozess des VRR, der verzögert sich aber mindestens bis 2020, im schlechtesten Fall bis 2022.
Die Vertreter der Städte und des VRR sprechen sich allesamt äußerst positiv zur Weststrecke aus, genauso die Vertreter der Wirtschaft. Martin Husmann, Geschäftsführer des VRR, sagt, dass „der Vertrag den Städten vorliegt, wir warten noch auf die Unterschriften. Dann werden wir eine Ausschreibung für Ingenieurbüros durchführen.“
Forderung nach einem neuen dritten Gleis
Jochen Kral, Verkehrsdezernent der Stadt Ratingen, und Klaus Lorenz, Verkehrsreferent der Stadt Düsseldorf, versprechen, dass die Unterschriften der Stadtverwaltung so schnell wie möglich auf dem Vertrag landen. Kral betont, dass an den neuen Halte- und Knotenpunkten der Weststrecke neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen sollen.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf legt vor allem Wert auf den Wachstum der Landeshauptstadt, auch mit Blick auf die Attraktivität von 6-Seen-Wedau für Düsseldorfer und die ideale Verbindung nach Düsseldorf durch die Weststrecke. Die IHK Duisburg beeilt sich, einzuwerfen, dass „natürlich auch Duisburg wachsen will.“ Der unverständliche Unmut vieler Duisburger über den lukrativen Zuzug aus Düsseldorf ist auch der Duisburger Wirtschaft nicht verborgen geblieben.
Uneins sind sich die Vertreter der Wirtschaft und auch der Politik indes bezüglich der Notwendigkeit eines neuen, dritten Gleises. „Auf dieser Strecke hat der Güterverkehr Priorität, da können wir eine S-Bahn-Taktung (alle 20 Minuten) vergessen“, erklärt Klaus Lorenz, Axel Mauersberger, Geschäftsführer des Unternehmerverbands Ratingen, fordert sogar: „Wir brauchen unbedingt ein drittes Gleis“.
Die Zukunft der Strecke bleibt leider noch abzuwarten, zu viele Eventualitäten liegen noch auf dem Weg, bis der erste Zug rollt. Im Bilde sind dafür aber jetzt die Duisburger, Ratinger und Düsseldorfer, und Politik, Wirtschaft und Stadtverwaltung sind einstimmig für die Reaktivierung der Weststrecke.