Seit 33 Jahren ist hier kein Personenzug mehr entlang gefahren: Die Ratinger Weststrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg dient nur noch dem Güterzugverkehr. Das soll sich wieder ändern. Die Städte Duisburg, Düsseldorf, Ratingen, der Kreis Mettmann und der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) wollen die Strecke für den Personennahverkehr wieder reaktivieren. In der gestern unterschriebenen „Wedauer Erklärung“ fordern sie das NRW-Verkehrsministerium auf, „eine regional dringend notwendige, durchgängige Bahnverbindung von Düsseldorf über Ratingen nach Duisburg zu ermöglichen“.

Wichtig für Großbauprojekt

Oberbürgermeister Sören Link betonte, dass dies „keine lokalpolitische Entscheidung“ ist, sondern nur gemeinsam zu schaffen sei. Für Duisburg sei die Reaktivierung der Strecke wichtig mit Blick auf das Großbauprojekt in Wedau. „Der Sportpark-Duisburg und die Stadtteile Bissingheim und Wedau profitieren von dieser Bahnverbindung, die dauerhaft die jetzige RB 37 – Entenfangexpress im Volksmund genannt – ersetzt. Für die Entwicklung des Duisburger Südostens und die kurze Anbindung an Düsseldorf ist diese Strecke dringend notwendig“, sagte Link bei der Unterzeichnung der Erklärung.

Noch steht das Projekt am Anfang. Aber es hat gute Chancen auf Erfolg, sind sich die Vertragsunterzeichner sicher. 2012 wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ende 2015 wurde das Vorhaben durch den VRR beim Land zur Aufnahme in den künftigen ÖPNV-Bedarfsplan 2017 angemeldet. Die Investitionskosten würden bei rund 70 Millionen Euro liegen. Bis April nächsten Jahres soll ein Zukunftskonzept entwickelt sein. Täglich pendeln zehntausende Menschen in der Region, die Autobahnen sind überlastet. Durch die Reaktivierung der Ratinger Weststrecke erhoffen sich der Kreis Mettmann, Ratingen und Düsseldorf eine Verlagerung der Pendlerströme auf die Schiene und Duisburg eine gute Anbindung des neuen Wohn- und Gewerbegebiets in Wedau. Letztes sei ein „weiteres gutes Argument“ für die Weststrecke. „Der neue Standort braucht eine regionale Schienenanbindung“, betonte auch Thomas Lennertz, Geschäftsführer der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft.

Wie viele Pendler die Strecke wirklich nutzen würden, darüber gibt es noch keine Prognosen. „Meistens wechseln Pendler bei einer neuen Strecke von einer anderen rüber. Für eine Kalkulation ist es zu früh“, so Martin Husmann, Vorstandssprecher des VRR. Die Städte sind jedenfalls überzeugt, dass es eine Menge sein werden. „Wir haben täglich eine Millionen Fahrten raus aus Düsseldorf“, erklärte Stephan Keller, Beigeordneter der Stadt Düsseldorf. 80 Prozent davon würden mit dem Auto erledigt.