Duisburg-Grossenbaum. . Der Greenkeeper von Golf & more verrät, wie er raspelkurze Grashalme pflegt – drei Millimeter. Früher hat er Bundesliga-Stadien in Form getrimmt.

Der deutsche Hobbygärtner stöhnt schon über die paar Quadratmeter Rasen, die er einmal in der Woche niedermäht. Bei Golf & more sind es gleich 80 Hektar Spielfläche, die in Form getrimmt werden wollen. Und das jeden Tag; bei Wettkämpfen auch mal zweimal pro Tag. Ein nerviger Job? Nicht für Stefan Kaiserek. Er lässt auf den 80 Hektar seinen Ehrgeiz ins Kraut schießen – und sonst nichts.

Head Greenkeeper lautet die offizielle Bezeichnung von Stefan Kaiserek, und das Head im Titel ist auch im übertragenen Sinne sinnvoll: Zeichnet Kaiserek mit seinen Rasenmähern und anderen Maschinen doch verantwortlich für die Kopfbehaarung des Golfplatzes. Er ist der Barbier des Rasens: schneidet, zupft, glättet.

Täglich wachsen bis zu 1,5 Millimeter Gras nach

Wenn er fertig ist, hat der Golfplatz eine Frisur: Das Green mit seinen vier Millimeter kurzen Halmen, der Abschlag mit seinem zehn Millimetern, das Fastway mit seinen 16 Millimetern. Fünf unterschiedliche Längen gibt es auf dem Platz. Wenn er fertig ist, fängt er wieder von vorne an. Die 1 bis 1,5 Millimeter, die jeden Tag nachwachsen, müssen schließlich wieder ab.

Golf ist nicht nur eine Herausforderung für den Spieler. Nicht nur für Ausdauer, Geschicklichkeit, Koordination – sondern auch für das, was die Sportler bei ihrem Hobby permanent mit Füßen treten: fürs Gras. Das Grün kommt hier an die Grenzen seine Belastbarkeit: „Photosynthese schafft das Gras auf dem Green fast nicht“, sagt Michael Luber. So kurz ist es da geschoren, dass es aussieht wie Kunstrasen. Vier Millimeter misst es gerade mal. Höchstens. „Für die Club-Meisterschaft gehen wir auf 3,3 Millimeter“, sagt Stefan Kaiserek.

Die Gräser stammen alle aus Deutschland

Das ist Stress für die Halme. Aber guter Stress, betont Geschäftsführer Michael Luber: „Mit dem Gras ist es wie beim Menschen, das musst Du stressen. Wenn Du trainierst, bist Du fit, sonst wirst Du krank.“ Nach dieser Regel sind die Halme auf den zwei 9-Loch-Anlagen bei Golf & more eindeutig fit. Exotischer Gräser mit wilden Namen bedarf es übrigens nicht, damit das funktioniert. Ganz im Gegenteil: An die lokalen Bedingungen am besten angepasst sind Gräser, die vor Ort auf natürliche Art Wurzeln schlagen. Und so sind alle ausgesäten Sorten in Deutschland heimisch.

Die Topmodels unter den Gräsern sind die auf dem Green: Sie sind am dünnsten, dann stehen sie besser. Zur perfekten Haltung verhilft ihnen außerdem Sand. Top Dressing nennt es sich, oder auch sanden, wenn Kaiserek 0,8 Liter Sand pro Quadratmeter auf den raspelkurzen Halmen ausbringt: Die Körner setzen sich in die Zwischenräume und sorgen so für perfekten Stand. „Das ist Feinsand, Quarzsand, 0,1 bis 1 Millimeter.“

Nur zwei Schulen in Deutschland bilden Greenkeeper aus

Welcher Sand in welcher Körnung Gräsern Standfestigkeit verleiht, wie Streifen in den Rasen gemäht werden, welche Grassorten welchen Dünger vertragen: Das und mehr hat er während seiner zweijährigen Ausbildung zum Greenkeeper gelernt. Nur zwei Schulen in Deutschland bieten sie an: eine in Bayern, eine in Kempen. Was Stefan Kaiserek während dieser Zeit gelernt hat, mähte er früher in den Rasen von Fußball-Bundesligisten – und seit zwölf Jahren auf den Großenbaumer Golfplatz. Mit Maschinen, die zwischen 60- und 70 000 Euro kosten.

Was der Greenkeeper abmäht, lässt er einfach liegen. „Das ist Dünger.“ Zusätzliche Wachstumshilfe braucht der Rasen trotzdem – aber weniger als der eines Hobbygärtners. Herbizide? Fehlanzeige. „Unkraut schneiden wir raus.“ Und selbst beim Wasser ist der Golfplatz nicht so verschwenderisch, wie der Laie glauben würde: Ein eigener Brunnen versorgt die Anlage. 2017, sagt Kaiserek, hat er 8000 Kubikmeter Wasser versprüht. Was das Gras nicht trinkt, sickert zurück ins Grundwasser.

In seiner Freizeit ist Kaiserek übrigens ein passabler Golfspieler. Nur eins ist bei ihm zu Hause tabu: Ein Garten kommt ihm nicht ins Haus. Noch mehr Rasenmähen, das muss nun wirklich nicht sein.

<<< GOLF & MORE WILL WEITER WACHSEN

2001 hat Michael Luber mit einem Freund den Club Golf & more gegründet. Für sie war es der perfekte Standort, für den sie extra aus dem Süden der Republik ins Ruhrgebiet gezogen sind: „In 20, 30 Minuten hast Du 1,3 Millionen Menschen drum herum.“

Bisher gibt es auf der Anlage zweimal neun Löcher. Ein dritter Neun-Loch-Platz ist geplant.

Allen Heimgärtnern rät Luber: Zwar höher mähen als auf dem Golfplatz – aber so oft wie möglich. Am liebsten: täglich.