Augusta. . Am 6. Oktober 1978, also vor fast 40 Jahren, kam mit trippelnden Schritten ein Zweieinhalbjähriger in die Fernsehshow des großen Entertainers Bob Hope gewackelt, keck trug er eine kleine Golftasche über den Schultern. Tiger Woods heiße er, sagte sein Vater Earl. Der Mini-Tiger mit den Knopfaugen, der später zum umjubelten Dominator seiner Sportart werden sollte, puttete schelmisch und drosch einen Ball dynamisch in die Studiodekoration. Das Publikum johlte. Wie niedlich das war.

Am 6. Oktober 1978, also vor fast 40 Jahren, kam mit trippelnden Schritten ein Zweieinhalbjähriger in die Fernsehshow des großen Entertainers Bob Hope gewackelt, keck trug er eine kleine Golftasche über den Schultern. Tiger Woods heiße er, sagte sein Vater Earl. Der Mini-Tiger mit den Knopfaugen, der später zum umjubelten Dominator seiner Sportart werden sollte, puttete schelmisch und drosch einen Ball dynamisch in die Studiodekoration. Das Publikum johlte. Wie niedlich das war.

Gekreische bei jedem Probeschwung

Als Tiger Woods Anfang der Woche den Platz des Augusta National Golf Clubs betrat, johlte das Publikum wieder – nach drei Jahren Verletzungspause und jeder Menge Skandalen keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem fühlte sich der englische Ex-Champion Nick Faldo von „einem Güterzug an Aura“ umgeben; Tausende kreischten, feierten jeden Probeschwung. Das Publikum nimmt Woods noch heldenhafter wahr als früher – wie einen sportlich Auferstandenen. Und er sagte seinen Fans vor dem ersten der vier Major-Turniere des Jahres, das heute beginnt, was sie hören wollten: „Ich bin gekommen, um zu gewinnen.“

Der einst in der Bob-Hope-Show als Zirkuspferdchen missbrauchte Knirps hat das Welt-Golf mehr als eine Dekade beherrscht. Im Alter von 21 Jahren war das, da gewann Woods als jüngster Sieger das Golfturnier aller Golfturniere, die Masters in Augusta – mit unerreichten zwölf Schlägen Vorsprung. Bis 2008, mit 33, hatte Woods bei 14 Majors triumphiert – nur eine Frage der Zeit, wann er die 18 von Jack Nicklaus übertrumpfen würde. Zudem war er der bestverdienende Sportler der Geschichte. Sein geschätztes Vermögen: mehr als eine Milliarde US-Dollar.

Der Absturz kam im November 2009. Woods hatte mehr Affären als Majortitel gesammelt, die teuerste seiner Bettengeschichten endete in der Scheidung von Gattin Elin. Kalkulierte Kosten samt Sponsorenverluste: mehr als 100 Millionen Dollar. Es folgten eine Therapie gegen seine Sexsucht und Medikamentenmissbrauch, Alkohol- und Drogengerüchte inklusive. Im Mai 2017 wurde Woods in Florida desorientiert und fahruntüchtig am Steuer erwischt und verhaftet. Seit 2013 hatte er vier Operationen an der Wirbelsäule. Man erwartete längst den Schlussstrich unter den Leistungssport.

Seit Dezember ist er wieder da, als Jung-Senior mit 42. Seither spielt der rückenrenovierte Mann wieder wettkampfhartes Golf. In der Weltrangliste war Woods Richtung unauffindbar (Rang 674) abgefallen, mittlerweile ist er nach einem zwölften, fünften und zweiten Platz wieder als 104 gelistet. Im März fehlte gar nur ein Schlag zum ersten Turniersieg seit 2013. „Wow, was für eine aufregende Woche“, twitterte der Golfjunkie, „die Leute, die Atmosphäre, das Adrenalin. Mann, was habe ich das vermisst. Es wird immer besser.“

Die Buchmacher drehen durch

Und schon ist er bei den Wettanbietern einer der Top-Favoriten für die Masters in Augusta. „Bei Tiger genügen ein paar gute Löcher in der Vorwoche, und der Wettmarkt ist komplett auf den Kopf gestellt“, sagt ein Buchmacher, „wäre Tiger eine Aktie, hieße es jetzt: All in.“ Für Woods ist Augusta „der schönste Golfplatz der Welt“, so etwas wie der Wimbledon Centre Court für Boris Becker. Vier Mal hat Woods hier gewonnen, zuletzt 2005. USA today zählte jetzt auf, was in den 13 Jahren seitdem an Nebensächlichkeiten so passierte: 16 Grand-Slam-Titel von Tennis-Star Serena Williams, 603 Fußballtore von Lionel Messi, 27 161 Punkte von Basketballer LeBron James...

Jetzt ist das hysterische Gebrüll wieder da, wenn Woods auftaucht und seine typische Faust, wenn er spektakulär locht. Das tun auch andere schon mal, bei Tiger Woods ist es von einem Hauch Magie umweht. Die TV-Anstalten jubeln über die neue Tigermania: Spielt Woods mit, explodiert das Golfinteresse.