Duisburg-Süd. . Preisgünstige barrierefreie Wohnungen sind im Süden jedoch Mangelware. Aufzüge gibt es auch in Neubauten nur selten. Zwei Projekte sind in Bau.
Die Nachfrage nach altersgerechten Wohnungen im Duisburger Süden ist so groß wie nie. Aktuell sind drei privat finanzierte Projekte mit barrierefreien Wohnungen im Bau beziehungsweise geplant. Doch innovative Konzepte, etwa Mehrgenerationenhäuser, sind im Süden Fehlanzeige. Und auch beim sozialen Wohnungsbau sieht es aktuell mau aus. Nur im Neubaugebiet 6-Seen Wedau hat man sich bisher verbindlich für barrierefreie Sozialwohnungen ausgesprochen.
Keine Mehrgenerationenhäuser
„Die Menschen beginnen immer früher, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das stellen wir auf den Wohnungsbörsen fest, die wir zweimal im Jahr veranstalten“, sagt Andrea Besgen-Schneebeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen. Bereits 50-Jährige erkundigen sich dort nach altengerechten Wohnungen. Eigentlich nicht verwunderlich: Die Kinder sind aus dem Haus, das Familiendomizil ist auf einmal zu groß. Man will sich noch mal neu orientieren – und dann gleich so, dass es in 20 Jahren auch noch passt.
Zur Zeit sind drei altengerechte Wohnprojekte auf dem freien Markt im Duisburger Süden. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Eigentumswohnungen oder um Mietwohnungen mit Quadratmeterpreisen um die zehn Euro. In die Wohnungen im ehemaligen, nun von Grund auf renovierten Heim für Asylbewerber an der Kaiserswerther Straße in Huckingen, ziehen im März die ersten Bewohner ein. 43 barrierefreie Wohnungen entstehen im „DU Village“ an der Düsseldorfer Landstraße 153. Und das dritte Projekt am Gesundheitszentrum Sittardsberg soll im Frühjahr starten.
Echte Mangelware sind dagegen preisgünstige barrierefreie oder zumindest barrierearme Wohnungen im Süden. Zwar ist seit 1998 für öffentlich geförderte Neubauten Barrierefreiheit vorgeschrieben. Doch davon gibt es in den südlichen Stadtteilen vergleichsweise wenige.
Preisgünstige barrierearme Wohnungen sind Mangelware
„Das Problem sind die vielen Altbestände“, bestätigt Andrea Besgen-Schneebeck. Und selbst wenn die Wohnungen modernisiert und mit barrierefreien Badezimmern ausgestattet sind, stellt sich das Problem: Wie komme ich ins Haus rein? Oft sind selbst bis zur Erdgeschosswohnung erst mal etliche Stufen zu überwinden. Dennoch rät sie, sich bei den Wohnungsgenossenschaften umzuhören.
Die Häuser an der Traunsteiner Straße stuft die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd (WoGeDu) zum Beispiel unter seniorengerechtes Wohnen ein. „Das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt denn auch Anton Köther (84), der dort wohnt. Wir haben den Senior gerade noch vor seiner Skatrunde erwischt. Die Skatbrüder, um die 20 an der Zahl, kloppen jeden Mittwoch Karten im Awo-Treff. Die WoGeDu stellt die Räumlichkeiten für den Treffpunkt kostenlos zur Verfügung und sponsert außerdem einen Teil des Betriebs.
Durch den Aufzug sind die Wohnungen auch für mobilitätseingeschränkte Menschen erreichbar. In den Gemeinschaftsräumen gibt es die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. „Wenn man zwei Tage jemanden nicht sieht, dann klingeln wir an“, sagt Anton Köther. Das hier jemand nach einem Unfall wochenlang unentdeckt in der Wohnung liegen bleibt, hält er für ausgeschlossen.
140 barrierefreie Wohnungen bei der WoGeDu
25 Jahre ist es jetzt her, dass die Häuser an der Traunsteiner Straße gebaut wurden. Noch bis 2023 sind sie in der öffentlichen Mietpreisbindung. 5,01 Euro zahlt man hier für einen Quadratmeter. Die Genossenschaft hat 4300 Wohnungen in Duisburg im Bestand, davon 660 in Buchholz und 150 in Rahm.
Komplett barrierefrei sind allerdings nur 140 Wohnungen. Selbst bei Neubauten, sofern nicht öffentlich gefördert, verzichtet man auf einen Aufzug. „Wenn man in einem Sechs-Familien-Haus die Kosten auf die Mieter umlegt, wird das einfach zu teuer“, sagt Uwe Meyer, Kaufmännischer Vorstand der WoGeDu. Also werden die beiden Erdgeschosswohnungen, die über eine Rampe zu erreichen sind, als barrierefrei vermarktet – und die Wohnungen darüber eben nicht.
<<< HILFE BEI DER WOHNBERATUNGS-STELLE
Die meisten Menschen wollen im Alter in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben. Ein Anliegen, das auch die Stadt unterstützt. Denn eine Unterbringung im Altenheim, die viele Senioren nicht komplett aus eigener Tasche finanzieren können, ist auf Dauer viel teurer. Bei der städtischen Wohnberatungsstelle für Senioren an der Schwanenstraße 5-7 in der Altstadt können sich Interessierte kostenlos informieren.
Dagmar Danes und Ute Heinrich beraten dort ältere Menschen, wie man seine vier Wände zum Beispiel nachträglich altengerecht gestalten kann. Sie wissen auch, wo man Fördermittel für barrierefreie Umbauten von Badezimmern beantragen kann. Auch ein Hausbesuch ist möglich. Vor Ort kann ein Techniker beurteilen, welche Umbaumaßnahmen im konkreten Fall möglich sind. Ist es machbar, anstelle der Badewanne eine bodengleiche Dusche einzubauen? Können Barrieren, etwa Türschwellen, beseitigt werden?
Ein ähnliches Angebot bieten auch einige Wohnungsgesellschaften an. Sie sind daran interessiert, langjährige Mieter, die bislang immer pünktlich gezahlt haben, zu behalten. Falls ein Verbleib in der bisherigen Wohnung nicht möglich ist, weil sie zum Beispiel im dritten Stock liegt, wird versucht, im Bestand eine geeignete Alternative zu finden: eine Erdgeschosswohnung oder eine Wohnung, die mit dem Aufzug zu erreichen ist. Am liebsten natürlich in der gewohnten Umgebung.
Kontakt: Wohnberatungsstelle für Senioren, Schwanenstraße 5-7, 0203/283-2874 oder 0203/283-2325, sowie per E-Mail an: wohnberatung@stadt-duisburg.de