Duisburg-Ungelsheim. . Sparkassenbus: Die meisten Älteren hätten lieber die Filiale behalten. Doch sie sind froh über einen Ansprechpartner, der am Automaten hilft

Der Sparkassenbus ist nicht zu übersehen - ein 6,5 Tonner, leuchtend rot und blank poliert. Thomas Cleef lenkt das 250 000 Euro teure Gefährt mit dem Kennzeichen DU S 47 souverän an die Haltestelle, die vor dem Ungelsheimer Marktplatz eingerichtet wurde.

Seit 4.September kommt der Bus immer Montags und Donnerstags um 11 Uhr hierher - ein fahrbarer Ersatz für die Ungelsheimer Geschäftsstelle, die im September geschlossen wurde. Die ersten Kunden, zwei Damen im fortgeschrittenen Alter, warten an diesem Vormittag bereits an der Haltestelle.

Viele Kunden der Generation 70plus

„Ich bräuchte mal Hilfe“, ruft eine der beiden, als sie wenig später vor dem Geldautomaten steht. Thomas Cleef ist sofort zur Stelle, fragt nach dem Problem. Die Frau kennt ihre Pin-Nummer nicht. „Die brauchte ich bisher ja nicht. Ich hab’ immer an der Kasse Geld abgeholt“, sagt sie. Es klingt fast wie eine Entschuldigung. Cleef erklärt ihr, wie man einen neuen Pin beantragt. „Und wenn Sie dann das nächste Mal mit diesem Pin zum Bus kommen, zeige ich Ihnen, wie es geht“, bietet er abschließend an.

Elsbeth Jäkel (91) hätte lieber die Geschäftsstelle behalten.
Elsbeth Jäkel (91) hätte lieber die Geschäftsstelle behalten. © Stephan Eickershoff

Die meisten Kunden gehören zur Generation 70plus. „Ich finde es nicht gerecht, dass die Filiale geschlossen wurde“, kritisiert Elsbeth Jäkel (91), die mit ihrer Tochter Martina zum Bus gekommen ist. Wie sie bedauern viele ältere Ungelsheimer die Schließung der Geschäftsstelle. Die meisten, die wir an diesem Morgen vor dem Bus antreffen, sind immerhin froh, dass sie nicht allein mit dem Automaten gelassen werden, sondern einen Ansprechpartner haben.

Noch im Besitz eines alten Führerscheins

Thomas Cleef ist einer von vier Mitarbeitern, die mit dem Bus unterwegs sind. Er ist sozusagen die Idealbesetzung für diesen Job: gelernter Bankmann und im Besitz eines alten Führerscheins, der es ihm erlaubt, Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen zu lenken. Die jüngeren Kollegen dürfen mit den neuen Pkw-Führerscheinen nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen fahren. „Außerdem macht Cleef die Arbeit vor Ort sichtlich Spaß. „Das ist eine sehr dankbare Aufgabe hier“, sagt er. Denn die Kunden freuen sich, wenn ihnen jemand weiterhilft.

Herr Cleef ist an diesem Morgen ein gefragter Mann. „Kann ich am Automaten Geld von meinem Girokonto auf das Sparkonto überweisen? - „Ja, klar, ich zeig’ Ihnen, wie das geht“, lautet die Antwort. „Wieviel Geld kann man denn maximal abheben?“ - „1500 Euro“. Die meisten Fragen der Kunden drehen sich um die Handhabung des Automaten und darum, was man dort alles erledigen kann.

Eine ausführliche Beratung ist nur in der Filiale möglich

„Erledigen kann man im Prinzip alles“, sagt Johannes Hümbs, Sprecher der Sparkasse Duisburg. Wer allerdings eine ausführliche Beratung, etwa zur Geldanlage, braucht, muss eine Geschäftstelle, etwa in Huckingen, aufsuchen. Immerhin kann man im Bus einen Gesprächstermin vereinbaren.

Die Filiale in Ungelsheim war zuletzt nur noch wenig frequentiert. „Das hat sich einfach nicht mehr gelohnt. Und natürlich müssen wir wirtschaftlich handeln“, so Hümbs. Es werde eben alles digitaler: „Die Hälfte unserer Kunden besucht die Geschäftsstelle nur noch einmal im Jahr“.

Jedenfalls einfacher als der Fahrkarten-Automat

„Guck’ mal, die Renate kann das“, kommentiert eine Seniorin, die beobachtet, wie ihre Bekannte, Geldscheine aus dem Geldautomaten im Portemonnaie verstaut. Abgesehen vom Automaten hat der Bus kein Bargeld an Bord. Der Geldautomat ist außen am Bus angebracht, der Kontodrucker befindet sich in dem kleinen Innenraum, wo auch ein PC für den Mitarbeiter und ein Drucker steht.

„Man muss sich halt erst daran gewöhnen“, sagt eine Kundin älteren Semesters. Immerhin sei es einfacher, Geld am Automat abzuheben als bei der Bahn ein Ticket am Fahrkarten-Automaten zu ziehen.

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Zweimal die Woche für jeweils eine Stunde

Der Sparkassenbus fährt zweimal in der Woche für jeweils eine Stunde Standorte in sechs Duisburger Stadtteilen an, darunter drei im Süden, nämlich in Ungelsheim, Serm und Bissingheim.

Ungelsheim wurde von Anfang an gut angenommen. In Serm sei es ziemlich zäh angelaufen. Nach einigen Monaten will man analysieren, wie die Standorte frequentiert werden und eventuell nachbessern.

Der Geldautomat außen am Bus ist auch für gehbehinderte Menschen problemlos zu erreichen. In den Innenraum mit dem Drucker für Kontoauszüge geht es über eine Stufe. Bei Bedarf kann ein Mitarbeiter jedoch schnell eine Rampe für Rollstuhlfahrer auslegen.

Auch Kunden anderer Geldinstitute können am Bus abheben. Sie müssen allerdings Gebühren bezahlen.