Duisburg-Großenbaum. . Unter dem Label „Fluchtfahrzeug“ verkauft die Tischlerei Markus Baden mobile Küchen und Betten. Für 3100 Euro wird so der Kleinbus zum Wohnmobil.
Jung, trendy, naturverbunden und vor allem: mobil. Diese vier Eigenschaften fräst Tischler Markus Baden aus Holz. Seine mobilen Möbel machen aus jedem Kleinbus ein Wohn-Mobil. Und zwar im Handumdrehen: Fünf Minuten dauert es, einen Kleinbus auszurüsten mit Küche, Doppelbett und Tisch. Wer Urlaub machen will, braucht nur noch loszufahren. Im Fluchtfahrzeug.
Wellenreiten in Wales, Klettern auf Korsika oder ein Wanderwochenende um die Ecke: Der Name Fluchtfahrzeug ist Programm. Baden verkauft die Mittel für eine Flucht aus dem Alltag. Seine Kunden: zwischen 20 und 30 Jahren, abenteuerlustig, aber ohne viel Geld. Menschen, die es nach draußen zieht, die aber nicht mal eben 60-, 70 000 Euro für einen Camper hinlegen können. Ein teurer Markt, über den Markus Baden sagt: „Zu 90 Prozent wollen die einem das Auto mit verkaufen.“
Mit den Modulen der Duisburger Tischlerei wird jeder Kleinbus zum Fluchtfahrzeug
Der Tischler Bader will keinen Wagen verkaufen. Sein Geschäftsmodell ist das Innenleben: Egal welcher Van, seine Module passen rein. Küche, Bett und Tisch kosten zusammen gut 3100 Euro – ungleich weniger als ein kompletter Camper. Das Auto dazu können die jungen Abenteurer leihen oder billig kaufen. Und am Ende der Reise die Module für die nächste behalten – oder weiter verkaufen.
Fast jeder Kleinbus ist geeignet
Für einen Umbau zum Fluchtfahrzeug eignet sich fast jeder Kleinbus. Nur die Maße müssen stimmen: Der Laderaum sollte 2,40 Meter lang sein, das Gefährt 1,20 Meter breit.
Unter dem Spülbecken verstecken sich Frisch- und Abwassertank. Beide fassen jeweils zehn Liter.
Die Module gibt es in verschiedenen Farbvarianten: Den Korpus in Weiß oder Braun, die Fronten in Orange oder Grün.
Das Konzept kommt an: Die Resonanz auf den ersten Messen war laut Baden begeistert, inzwischen verkauft er jede Woche eines seiner Module. Die ebenso einfach sind wie funktional. Die Küche: oben Spülbecken, Arbeitsplatte, in einer Nische eine Kochplatte. Gekocht wird auf Gas; das Wasser wird von Hand ins Becken gepumpt. Auf diese Art sind die Reisenden „unabhängig vom Fahrzeug“; kein Stromfresser saugt die Batterie leer.
Das Bett wird tagsüber zur Sitzbank zusammengeklappt
Das Bett: für zwei Personen, mit einer Liegefläche von 195 mal 120 Zentimetern. Tagsüber mutiert es zusammengeklappt zur Bank, und wer will, kann am aufgesteckten Tisch sein Notebook zum Arbeiten aufstellen. Neben der Bank bleibt dann noch ordentlich Platz – zum Beispiel für zwei Mountain Bikes oder ein paar Surfbretter.
Es sind die Kleinigkeiten, die verraten, wie viele Gedanken Baden in die Entwicklung seiner Module gesteckt hat. Was ihm das Wichtigste ist: Die Schubladen öffnen nach innen und außen – keiner der beiden Urlauber muss an einem ungemütlichen Tag raus in die Kälte, um die Klappe öffnen und Kaffee kochen zu können. Die Schubladen der Küche sind selbstverriegelnd, „das System kommt aus dem Schiffsbau“. Auch eine Aussparung in der Arbeitsplatte findet sich sonst eigentlich in der Kajüte: Durch die Wischkante lässt sich auch noch der letzte Krümel weg fegen.
Ein halbes Jahr lang mit dem Prototyp auf Test-Reise
Aus geschäftlicher Sicht ist das Fluchtfahrzeug für die Tischlerei Markus Baden ein Nebenbei. Für den Inhaber ist es dennoch ein Herzensprojekt. Vor anderthalb Jahren begann er, seine Idee in Form zu fräsen. „Wir reisen viel mit Bussen“, erklärt er deren Ursprung. Bald stand ein Prototyp, der schnell auf Reisen ging: ein halbes Jahr lang testete Baden seine Wohnmodule auf Urlaubs-Alltagstauglichkeit. Sein Ziel dabei: „So simpel und stabil wie möglich. Wir wollen Wertigkeit und Unkaputtbarkeit.“
Das halbe Jahr in England und Frankreich zeigte: Ziel erreicht. Ende 2016 gingen die ersten Module in den Verkauf. Wenn es Markus Baden mal für einen Wochenendtrip irgendwohin zieht, packt er jetzt seine eigenen Module ein. Und setzt sich selbst ans Steuer eines Fluchtfahrzeugs.