Duisburg-Süd. . Demenzkranke sollten sich früh mit der Krankheit auseinandersetzen. So können sie für die Zukunft planen und weiter selbstbestimmt leben.

Gegen Grippe helfen Medikamente, den Oberschenkelhalsbruch kuriert eine Operation. Gegen Demenz ist die moderne Medizin machtlos. Doch es gibt etwas, das trotzdem hilft: Eine neue Selbsthilfegruppe im Duisburger Süden richtet sich speziell an Menschen mit beginnender Demenz.

Natürlich kann das Reden in Gemeinschaft nicht die Krankheit nicht heilen. Aber es kann den Betroffenen helfen, mit ihrer Krankheit umzugehen. Beate Gaffga weiß, wovon sie spricht; sie ist Mitglied im Vorstand der Alzheimer-Gesellschaft Duisburg. Sie sagt: „Man kriegt die Diagnose und fällt in ein Loch.“ Ängste und Sorgen ersetzen auf einmal Pläne und Wünsche für die Zukunft. Doch das soll nicht so bleiben.

Trotz Demenz mitten im Leben bleiben

Gaffga fährt fort: „Danach setzt der Wille ein, so lange wie möglich am Leben teilzunehmen und mitten im Leben zu bleiben. Die Selbsthilfegruppe stärkt auf diesem Weg. Gerade, weil man sich mit Menschen trifft, die selbst betroffen sind und damit viel besser verstehen, was in einem vorgeht.“

Es gibt viele Hilfsmittel für Demenzkranke – zum Beispiel Herde, die sich selbst alle 20 Minuten abschalten.
Es gibt viele Hilfsmittel für Demenzkranke – zum Beispiel Herde, die sich selbst alle 20 Minuten abschalten. © Jens Kalaene/dpa/Archiv

So ermöglicht die Gruppe jedem Einzelnen, für sich selbst zu entscheiden: Was kann ich? Was will ich? Wie soll es weitergehen? Die Zukunft bleibt selbstbestimmt. Zum Beispiel, was die Hilfen für den Alltag mit Demenz betrifft. Viele gibt es – aber welche will der Betroffene? Vielleicht gibt es ihm Sicherheit zu wissen, dass seine Schuhsohlen seinen Aufenthaltsort jederzeit melden können. Vielleicht fühlt er sich aber auch überwacht. Diese Entscheidung kann der Demenzkranke selbst treffen. Solange die Krankheit noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Die Diagnose Demenz sollte schon feststehen

Gaffga bedauert: „Die meisten kommen viel zu spät.“ Dabei ist es wichtig, sich frühzeitig um die Zukunft mit Demenz zu kümmern. „Solange man noch die Kontrolle hat, sich zu informieren und für später zu planen.“

Sie appelliert deshalb an Betroffene, so früh wie möglich zu kommen. Demenzkranke im Frühstadium – an sie richtet sich die neue Selbsthilfegruppe. „An die, die selber das Gefühl haben: Bei mir stimmt was nicht.“ Zum Beispiel, weil nicht mal ein Wort fehlt, weil sie sich nicht nur gelegentlich fragen, was sie eigentlich im Keller wollten – sondern oft. Wer sich an der Selbsthilfegruppe beteiligen möchte, sollte sich seiner Krankheit außerdem bewusst sein, die Diagnose sollte feststehen. Wortfindungsschwierigkeiten sind völlig in Ordnung; ein normales Gespräch sollte aber noch möglich sein.

Auch Reisen lassen sich mit Demenz verwirklichen

Gaffga macht den Betroffenen auch Mut: Die Diagnose Demenz macht aus einem Menschen keinen anderen. Die Krankheit schreitet oft über Jahre hinweg fort. Zeit, die Demenzkranke nicht abschreiben müssen, sondern die sie nutzen können: um zu leben. So, wie sie es möchten. „Es gibt noch ganz Vieles, das geht. Man kann noch lachen, man kann noch planen.“ Und die Pläne dürfen auch weiterhin groß sein: Es gibt Unternehmen, die Umzüge speziell für Senioren anbieten; andere organisieren betreute Urlaubsreisen. „Man muss nur wissen, an wen man sich für Unterstützung wenden kann“, sagt Gaffga.

Tipps dazu, Antworten auf viele Fragen können die beiden Mentoren geben, die die Treffen der Selbsthilfegruppe begleiten. Neben Beate Gaffga ist das Michael Schaus. Er ist Leiter der Tagespflege im Malteser St. Hedwig und hat das neue Angebot konzipiert. Wie Gaffga ist auch er Mitglied im Vorstand der Duisburger Alzheimer Gesellschaft, beide betreuen außerdem seit Jahren Angehörigengesprächskreise.

Absolute Schweigepflicht – auch gegenüber den Angehörigen

Die Selbsthilfegruppe richtet sich aber ausdrücklich nur an Demenzkranke; nicht an Söhne oder Töchter. „Was wir hier sagen, geht nirgendwo hin – auch nicht zu den Angehörigen“, garantiert Gaffga und verweist auf die absolute Schweigepflicht. So entsteht ein sicherer Raum für die Betroffenen, in dem sie sich mit anderen austauschen können: Mit Menschen, die genau verstehen, wie sie sich fühlen.

Weil es ihnen genauso geht.

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Die Selbsthilfegruppe für Menschen mit beginnender Demenz trifft sich einmal im Monat in Huckingen. Der genaue Ort wird bei der Anmeldung bekannt gegeben.

Die Treffen finden jeweils am zweiten Donnerstag im Monat von 17.30 bis 19 Uhr statt. Sie sind kostenfrei.

Beate Gaffga und Michael Schaus begleiten die Treffen als Moderatoren. Sie helfen bei Organisatorischem und beantworten fachliche Fragen.

Menschen mit beginnender Demenz können sich für die Selbsthilfegruppe anmelden und ein Vorgespräch vereinbaren bei der Alzheimer Gesellschaft Duisburg, Wintgensstraße 63-71, 0203/3095104. Die Geschäftsstelle ist Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr besetzt.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf alzheimergesellschaft-duisburg.de