Duisburg - Ungelsheim. Die Katze sitzt tagelang im Wipfel und traut sich nicht runter. Eine Kleingärtnerin entdeckt den Ausreißer und informiert den Tierrettungsdienst.

Nach der Rettungsaktion pinkelt der Kater seinem Wohltäter erst mal auf die Glatze. Baumkletterer Herbert Hoffmann, der das Tier in 20 Metern Höhe aus einem Ahornbaum holte, trägt’s mit Fassung. Schließlich hat er selbst einen Stubentiger namens Harley zu Hause – benannt nach seinem Motorrad.

„Sie hat’s nicht so gemeint“, entschuldigt Carsten Schütz vom Verein Tierrettungsdienst Schütz die undankbare Reaktion des Katers. Der saß seit mindestens drei Tagen oben in einem Baum gegenüber der Kleingartenanlage Am Schwarzen Weg und ist völlig verängstigt.

Er traute sich weder vor noch zurück und maunzte jämmerlich. Was die Aufmerksamkeit einer Kleingartenpächterin erweckte. Die Frau nahm via Facebook Kontakt zu den Tierrettern auf. Diese wiederum riefen zunächst die Feuerwehr und engagierten später dann einen Baumkletterer.

„Wenn sie wieder runter wollen, müssen sie rückwärts laufen.“

„Es stimmt nämlich nicht, dass Katzen überall, wo sie raufklettern, auch wieder runterkommen. Die verhungern da oben“, sagt Schütz. „Die Krallen von Katzen sind nach vorne gerichtet. Damit können sie sich beim Hochklettern wunderbar in die Rinde bohren. Doch wenn sie wieder runter wollen, müssen sie rückwärts laufen, und das schaffen manche nicht“, so Schütz.

Also muss der Baumkletterer ran. Eigentlich verdient er sein Geld damit, Gefahrenbäume zu fällen. Doch ausnahmsweise kümmert sich Hoffmann auch um Katzen, die sich in Gefahr gebracht haben. So wie Kater Hochhinaus in Hüttenheim.

Mit dem Kescher eingefangen

Der Baumexperte schnallt sein Geschirr an, das ihn bei der Aktion sichert, und beginnt den Aufstieg. Erstaunlich behände – trotz seiner 130 Kilo – arbeitet er sich nach oben. „Ich bin das dickste Eichhörnchen in ganz NRW“, scherzt der Klettermaxe, als er zwischendurch an einer Astgabelung eine Verschnaufpause einlegt.

Der Kater fängt unterdessen an zu fauchen, je näher Hoffmann kommt, umso lauter. Offenbar fühlt sich das Tier bedroht und ahnt nicht, dass sein Retter naht.

Kater erholt sich im Tierheim von seinem Abenteuer

Mit einem Kescher fängt Hoffmann den getigerten Europäisch-Kurzhaarkater schließlich ein. Carsten Schütz nimmt das aufgeregte Tier am Boden in Empfang.

Mit Mühe gelingt es ihm, den Ausreißer in eine Transportbox zu hieven und im Duisburger Tierheim abzuliefern. Dort erholt sich der Kater von seinem Abenteuer und hofft, dass sein Besitzer ihn bald abholt. Er ist nämlich kastriert, jedoch ohne Chip. Es kann allerdings auch sein, dass es sich um einen wilden Kater handelt, den Tierschützer kastriert haben.

Der Einsatz des Baumkletterers wird über Spenden des Vereins finanziert.

>> FEUERWEHR IST NICHT VERPFLICHTET, KATZEN ZU RETTEN

Zunächst war die Duisburger Feuerwehr zu dem Kater ausgerückt, der sich gegenüber der Kleingartenanlage am Schwarzen Weg ganz oben im Baum verkrochen hatte. Der große Kranwagen kam allerdings nicht an den „Katzenbaum“ heran und zog unverrichteter Dinge ab. Ist Katzenrettung überhaupt Sache der Feuerwehr?

„Wir sind nicht dazu verpflichtet“, sagt Andreas Trepmann auf Anfrage der Redaktion. „Doch wir leisten Hilfe, wenn kein anderer Einsatz vorliegt.“ Dabei bringe man sich aber nicht in „besondere Gefahr“, ergänzt er.

Eine Katzenrettung stellt die Feuerwehr nicht in Rechnung

Ohnehin sieht Trepmann solche Einsätze kritisch. „Es kann fünf, sechs Minuten dauern, bis eine Leiter wieder komplett eingefahren ist. Wertvolle Zeit, die uns womöglich fehlt, wenn ein Einsatz reinkommt, bei dem es um Menschenleben geht.“

Eine Katzenrettung stellt die Feuerwehr nicht in Rechnung. Trepmann begrüßt allerdings die Initiative der Tierretter, einen Baumkletterer einzusetzen und über Spenden zu finanzieren. So werde die öffentliche Kasse nicht belastet. Außerdem meint er: „Aus meiner Erfahrung kommen Katzen irgendwann von selbst runter, wenn der Hunger zu groß wird.“