Duisburg-Ungelsheim. . Schlechte Nachricht für die Gemeinde St. Stephanus: Ihrer Kirche droht die Schließung. Der Info-Abend endet mit einem Eklat.

Das Interesse an der Informationsveranstaltung der Ungelsheimer St. Stephanus-Gemeinde war am Donnerstagabend groß: Der Gemeindesaal war bis auf den letzten Platz besetzt, als Pfarrer Roland Winkelmann die Sparmaßnahmen des Bistums Essen, von denen nun auch die Ungelsheimer Gemeinde nicht verschont bleibt, erläuterte. Er überbrachte gute und schlechte Nachrichten.

Die schlechte Nachricht betrifft die Kirche St. Stephanus. Winkelmann äußerte sich bezüglich des Fortbestands der 1958 eingeweihten Kirche pessimistisch. „Sie kennen ja die eher schwachen Besucherzahlen der Messe“, so der Pfarrer ans Plenum gerichtet. Winkelmann sieht auch wegen der Überalterung der Gemeinde eine Weiterführung des Gotteshauses zukünftig durchaus in Frage gestellt: „Eine Schließung der Kirche ist nicht unrealistisch.“ Allerdings beabsichtige die Stadt, die Kirche unter Denkmalschutz zu stellen, somit bliebe zumindest das Gebäude erhalten.

Die Awo wird neuer Mieter im Gemeindehaus

Eine Schließung konnte für das auch von anderen Gruppierungen genutzte Ungelsheimer Gemeindehaus abgewendet werden, gab Winkelmann am Donnerstagabend erfreut bekannt – die Südredaktion hatte darüber schon in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet. Im Beisein von Awo-Geschäftsführer Wolfgang Krause (“Wir kommen in friedlicher Absicht“) informierte er die Gemeindemitglieder über den Abschluss der Verhandlungen mit der Duisburger Arbeiterwohlfahrt, die ihren bisherigen Standort an der Braunlager Straße wegen der Erweiterung der St. Georges’s School aufgeben muss. Jetzt wird sie neuer Mieter des Gemeindehauses, womit dessen Erhalt langfristig gesichert scheint.

Alle Gebäude, die der Kirche gehören, stehen auf dem Prüfstand

Trotzdem: Roland Winkelmann – von der zuständigen Pfarrei St. Judas Thaddäus – machte deutlich, dass im Rahmen des strukturellen Anpassungsprozesses auch alle der Kirche gehörenden Gebäude auf dem Prüfstand stehen. Dabei seien nun, anders als in der Vergangenheit, von den betroffenen Gemeinden Rücklagen für notwendige Reparaturen und erforderliche bauliche Maßnahmen zu bilden. Dabei stoßen viele Kirchengemeinden an finanzielle Grenzen, die letztendlich auch zu einer Aufgabe von Gebäuden führen können.

Eklat in der Informationsveranstaltung: Rücktritt aus Protest

In der anschließenden Diskussion bezeichnete Ulrike Stompel-Oles vom Bürgerverein Ungelsheim die Vermietung des Gemeindehauses an die Awo zwar als „gute Lösung“. Dem Überalterungs-Argument widerspricht sie allerdings: „Der Trend kehrt sich doch um, viele junge Familien ziehen nach Ungelsheim. Wir haben alleine drei funktionierende Kindergärten. Das sind doch auch potentielle neue Gemeindemitglieder.“

Auch Claus Claaßens, der Vorsitzende des Gemeinderates, begrüßt zwar die mit der Awo gefundene Lösung für das Gemeindehaus. Überhaupt nicht einverstanden ist er hingegen mit der Vorgehensweise: „Wir haben offiziell erst heute von dem Vertragsabschluss erfahren, waren überhaupt nicht eingebunden.“ Claaßens ist darüber so verärgert, dass er nach der Veranstaltung spontan seinen Rücktritt erklärte: „So kann man das nicht durchziehen.“

<< DIESE KIRCHEN WURDEN SCHON GESCHLOSSEN

Pfarrer Winkelmann machte die rückläufige Zahl der Kirchenmitglieder anhand der Entwicklung in der Pfarrei St. Judas Thaddäus deutlich: „Vor zehn Jahren hatten wir noch 30 000 Mitglieder, derzeit nur noch 26 000.“

Im Zuge der Sparmaßnahmen des Bistums wurden im Duisburger Süden bereits die Kirchen St. Mariä Himmelfahrt (2007, Hüttenheim), Heilig Geist (2010, Buchholz) und St. Nikolaus (Buchholz, 2009 zum Caritas-Zentrum umgebaut) aufgegeben.