Duisburg - Süd. . Seit mehr als 25 Jahren arbeiten Landwirte und Stadtwerke Duisburg zusammen, um möglichst wenig Nitrat ins Grundwasser gelangen zu lassen. Mit Erfolg.

Wenn es auf dem Acker aussieht wie Kraut und Rüben, dann ist das Grundwasserschutz. Was die Landwirte zwischen ihren Ernten im Herbst und Frühjahr vor sich hin wuchern lassen, hat durchaus seine Ordnung: Es sind die sichtbaren Triebe einer Kooperation zwischen örtlichen Bauern und den Stadtwerken. Seit mehr als 25 Jahren sorgt deren Zusammenarbeit für saubereres Grundwasser.

Womit der Landwirt oben in Form von Dünger seinen Pflanzen Gutes tun will, das wirkt sich weiter unten negativ auf das Grundwasser aus: Regen spült Nitrat und Stickstoff, den die Pflanzen nicht vertilgt haben, in den Boden, wo er schließlich im Grundwasser versickert. Und von dort ins Rohwasser der Stadtwerke gelangt.

Durch die Kooperation sparen die Duisburger Stadtwerke jedes Jahr Millionen

Was der Grundversorger als Trinkwasser in die Duisburger Wasserhähne fließen lässt, darf aber nicht mehr als 50 Milligramm Nitrat enthalten, weil der menschliche Körper daraus für ihn schädliche Stoffe herstellt. „Man kann das auch technisch entfernen, das ist aber sehr viel teurer“, sagt Christian Heß, bei den Stadtwerken für den Wasserschutz verantwortlich. Die Nitratentfernung des gesamten Wassers würde die Stadtwerke vier bis fünf Millionen Euro im Jahr kosten – und wäre damit deutlich teurer als die Prävention, auf die Stadtwerke und Landwirte mit ihrer Zusammenarbeit setzen.

Die Landwirte sind mit der Kooperation ebenso zufrieden wie Christian Heß (rechts) von den Stadtwerken.
Die Landwirte sind mit der Kooperation ebenso zufrieden wie Christian Heß (rechts) von den Stadtwerken. © Funke Foto Services

Zwischenfrucht heißt das Zauberwort. Ließen die Bauern ihre Felder vor der Kooperation zwischen der Ernte im Herbst und der erneuten Aussaat im Frühjahr brach liegen, bringen sie heute dazwischen Pflanzen ein wie Rauhafer, Bienenweide, Ramtillkraut. Sie verbrauchen den im Boden verbliebenen Dünger und wirken so als natürlicher Filter für das Grundwasser. Die Zwischenfrüchte werden nicht geerntet, sondern vor der nächsten Aussaat kurz über dem Boden zerkleinert. Abmulchen nennen die Bauern das. Der Dünger, der trotz der Zwischenfrüchte im Frühjahr noch übrig ist, steht dann der neuen Einsaat zur Verfügung.

Die Nitratwerte haben sich verringert

Das Konzept ist erfolgreich: Vor Beginn der Kooperation überschritt zum Beispiel das heute nicht mehr existente Wasserwerk Rumeln die Nitrat-Grenzwerte, andernorts maßen die Stadtwerke zwischen 30 und 35 Milligramm pro Liter. Heute ergeben die Messungen der Stadtwerke Werte von maximal 20 Milligramm pro Liter.

Für ihren Mehraufwand werden die Landwirte von den Stadtwerken entschädigt: Pro Hektar gibt’s für die Teilnahme an der Kooperation zwischen 50 und 100 Euro. Zwischen 40 und 50 Bauern und gartenbauliche Betriebe beteiligen sich inzwischen, darunter 21 aus dem Duisburger Süden. Hinzu kommen 40 aus dem Düsseldorfer Norden und 21 aus dem Raum Ratingen. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Fläche von insgesamt 20 Quadratkilometern – das entspricht fast zehn Prozent des Duisburger Stadtgebiets.

Landwirt Ferdi Schmitz, dessen Familie in vierter Generation den Holtumer Landhof betreibt, ist mit der Kooperation ebenso zufrieden wie die Stadtwerke. „Der Boden ist unser Kapital. Wir wollen ihn fruchtbar halten, nicht auslaugen.“

Maßnahmen vom Regenwurm bis zum Gewässerschutzberater 

Die Kooperation zum Wasserschutz zwischen Stadtwerken und Landwirten beschränkt sich nicht auf die Wirkung der Zwischenfrucht. Eine weitere wichtige Maßnahme klingt zunächst unwahrscheinlich: „Wir pflügen nicht mehr“, sagt Robert Greilich vom Holtumer Landhof.

Der Grubber gräbt die Erde nur halb so tief um wie ein Pflug.
Der Grubber gräbt die Erde nur halb so tief um wie ein Pflug. © Funke Foto Services

Stattdessen wird gegrubbert. Der Grubber zieht zwar auch Furchen in den Acker, dringt dabei aber nur halb so tief in die Erde ein wie ein Pflug: 15 statt 30 Zentimeter tief. Das hilft dabei, den Stickstoff nicht tiefer als höchstens 30 Zentimeter in den Boden eindringen zu lassen, damit er das Grundwasser gar nicht erst erreicht. Denn: „Jede Bodenbearbeitung setzt Nitrat frei, setzt Stickstoff frei“, sagt Peter Franken senior vom Postenhof. Von der reduzierten Bodenbearbeitung profitieren auch die Bauern: „Man hat mehr Regenwürmer im Boden“, hat Robert Greilich beobachtet. Die tierischen Helfer verstärken den Effekt noch: Je lockerer das Erdreich schon ist, desto weniger muss der Bauer nachhelfen.

Stadtwerke sind einer der größten Verpächter von Land im Duisburger Süden

Offensichtlicher ist der Sinn einiger weiterer Maßnahmen: Seit 2007 verzichten die an der Kooperation beteiligten Landwirte auf Pflanzenschutzmittel, die fürs Grundwasser schädlich sind. Außerdem geben Bodenproben im Herbst und Frühjahr den Bauern Aufschluss darüber, wie viel Nitrat sich noch im Boden befindet. So können sie präziser planen, wie viel Dünger sie aufbringen müssen. Ein Gewässerschutzberater hilft bei Fragen; Investitionen in grundwasserschützende Geräte wie den Grubber werden von den Stadtwerken finanziell gefördert.

Die Stadtwerke sind übrigens nicht nur als Wasserversorger in die Zusammenarbeit eingebunden. Sie sind auch ein großer Verpächter von Land im Duisburger Süden und den angrenzenden Gebieten. Im gesamten Wasserschutzgebiet gehören ihnen 150 Hektar von insgesamt 2000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche.