Huckingen. . Uwe Kurz’ Hobby: Als Eusebius van den Boom lebt er in einer anderen Welt, in einer Zukunft der Vergangenheit, die es so nie gegeben hat.

Uwe Kurz schreibt gerne Kurzgeschichten. Meistens immer dann, wenn er jemand anderes ist. Der aus einer anderen Zeit. Der aus der Zukunft einer Vergangenheit, die es so nie gegeben hat. Uwe Kurz ist Eusebius van den Boom. Erfinder, Kreativer – Steampunker. Sie lesen richtig. Und fragen sich, was ein Steampunker ist? „Steampunk ist Abenteuer, Romantik, verrückte Wissenschaft“, beschreibt Eusebius van den Boom ganz einfach, was gar nicht so leicht zu fassen ist.

Der Dampf ist die treibende Kraft

Die Fantasie ist angeregt – und scheint keine Grenzen zu kennen: Steam, das englische Wort für Dampf, die treibende Kraft, der Antrieb, in dieser Zukunft einer Vergangenheit. Der Punk steht einfach für das Anderssein. Und diese Welt, in der sie leben, ist auch anders, voll von besonderer Atmosphäre. Eusebius schreibt auf seiner Homepage, die ganz weltlich im Internet zu finden ist: „Der Steampunker liebt die Technik, aber hasst die Fabrik. Man wehrt sich gegen den heutigen Zeit- und Modegeist, die Ex-und-hopp-Mentalität der heutigen hochtechnisierten und schnelllebigen Welt, indem den seelenlosen Massenprodukten liebevoll im Do-It-Yourself-Verfahren eine Einzigartigkeit, ein neues Leben eingehaucht wird.“

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Sie verkleiden sich, tragen Frack und Rock, Korsett und Zylinder, aber bitteschön immer mit Goggles. Sie sind wichtig, diese Brillen, die aussehen wie von Schweißerhand. „Man macht schließlich Zeitreisen“, erklärt Eusebius van den Boom, wie er da sitzt, in seiner Wohnung im Duisburger Süden. Mit Katze. Die Steampunker dieser Region treffen sich sehr regelmäßig, Eusebius van den Boom ist Mitglied der „Dampfkraftgesellschaft Rheinprovinz“. Sie reisen irgendwie immer noch durch die Gegenwart, dieser Eusebius van den Boom zusammen mit Klarissa van Velsen, seiner Frau, die eigentlich Ulrike heißt. Und den anderen Steampunkern dieser Region, dieses Landes. Überhaupt gilt dabei immer: „Wir können machen, was wir wollen.“ Punks eben.

Viele Anregungen aus dem richtigen Leben

Und hört man ihm zu, will man auch gleich alles wissen. Am besten, man greift dann direkt zu van den Booms Kurzgeschichten in gebundener Form. „Stationen: Ein Lebenslauf“ heißt sein Werk. „Es enthält viele Anregungen aus meinem richtigen Leben“, sagt dieses Mal nicht Eusebius van den Boom, sondern Uwe Kurz. Kurz war schon mal Maler, Praktikant in einer Glashütte, Schmied, Gaukler – jetzt ist er akademischer Sprachtherapeut mit eigener Praxis in Buchholz. Doch zurück zu seinen „Stationen“. Denn Uwe Kurz und auch Eusebius van den Boom wollten keinen Roman schreiben, keine lange Geschichte erzählen. „Kurzgeschichten sind Fast Food für den Geist“, sagt der 55-Jährige. Lesen kann man überall, zwischendurch, mal eben wieder eine Station des Eusebius van den Boom erleben.

Man lernt ihn besser kennen. Liest auch, dass Eusebius van den Boom ein kleiner Tüftler und Bastler ist, der wahrlich Großes schaffen kann. Liebevoll, detailgetreu, absolut funktionsfähig. Da steht doch glatt eine Wetterstation in der Ecke und sagt ganz zuverlässig das Wetter voraus. Sie ist voll von alten Teilen, denn „es kommt nix weg“. Vieles kann man eben noch gebrauchen, von diesen Dingen gefertigt im 21. Jahrhundert, zusammengefügt für ein Jahrhundert, das es nie gab. Da wird auch mal ein Wecker zum Entscheidungshelfer: ja, nein, vielleicht? Eine einfache Frage gibt eine einfache Antwort, man drückt, der Pfeil hält an. Alles selbstgemacht.

Eines ist Uwe Kurz bei all dem Dampf wichtig: „Wir sind eine illustre Gruppe, aber wir stehen mit beiden Beinen auf dem Boden.“

Wer tiefer in die Welt des Eusebius van den Boom eintauchen möchte: Es gibt eine Homepage, auf der alles und noch mehr über den Steampunker des Südens zu finden ist: steampunk-archiv.de.

Eusebius van den Booms Werk trägt den Titel „Stationen: Ein Lebenslauf“. Die broschierten Steampunk-Kurzgeschichten sind im Verlag Edition Roter Drache erschienen. Preis: 12 Euro.