Bochum. . Viele Besucher kamen zum Historischen Jahrmarkt in die Jahrhunderthalle nach Bochum. Veranstalter: „Wir möchten das im nächsten Jahr noch ausbauen“.
Es muss viel mit Leidenschaft zu tun haben, wenn man bedenkt, dass das alte Riesenrad bis 2002 in einer Scheune in der ehemaligen DDR lag. Durch Zufall erfuhr Schausteller Werner Feldmann von dem Schatz, dessen Baujahr schriftlich auf 1902 datiert wird. „Bei dem Geschäft hat mir gefallen, dass die vielen Holzschnitzereien noch original sind“, sagte er. Bereits seit 1927 betreibt seine Familie Riesenräder, die früher allerdings „Russische Luftschaukel“ hießen, so der 37-Jährige.
Am Wochenende drehte die 13 Meter hohe Luftschaukel ihre letzten Runden für dieses Jahr auf dem Historischen Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle. Bereits zum neunten Mal öffnete die nostalgische Kirmes ihre Pforten und zog Zehntausende Besucher in ihren Bann.
Der besondere Charme des Historischen Jahrmarktes in Bochum
Zahlreiche Geschichten erzählten die Fahrgeschäfte, Kirmesorgeln und das Kasperletheater. Einige davon kennt Albert Ritter, 1. Prinzipal der Historischen Gesellschaft Deutscher Schausteller. So habe es den Lukas, den es hier zu hauen gilt, wirklich gegeben. „Ein Bursche in Baden-Württemberg hat den König beleidigt und die Büttel, so nannte man früher die Polizisten, verfolgten ihn und riefen ,Hau den Lukas’“, berichtete der Essener.
Besonderen Charme erhalte der Historische Jahrmarkt in Bochum unter anderem dadurch, dass die Jahrhunderthalle selbst aus dem gleichen Baujahr stamme wie etwa das Riesenrad von 1902. „Das Riesenrad, das Pferdekarussell und die Reise ins Paradies waren früher von Dampf angetrieben und hier in der Halle standen früher auch die Dampfmaschinen“, erläuterte Ritter die Parallelen. Was der Schausteller weiß, spürten auch die Besucher. „Ich hatte so etwas noch nie gesehen und fand es damals schon cool, dass hier alles so echt wirkt wie früher“, sagte Benita Janßen (16), die den Historischen Jahrmarkt mit ihren Großeltern schon als Neunjährige besuchte.
Deutlicher Besucherzuwachs
Besucher wie Schausteller wirkten hochzufrieden – der Historische Jahrmarkt ist eine Erfolgsgeschichte. „Bei den Nebenveranstaltungen Steampunk Festival, Pink Friday und Rock ’n’ Roll and der Raupe verzeichnen wir einen Besucherzuwachs von insgesamt 30 Prozent. Wir möchten das im nächsten Jahr noch ausbauen“, verriet Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungs-GmbH. Schausteller Albert Ritter plant im Hinterköpfchen schon etwas in Richtung „Flowerpower“. Auch die erstmals ausgerichteten Kindergeburtstage seien gut angekommen und würden im kommenden Jahr wieder angeboten, so Kuchajda.
Ein ganz besonderer Tag dürfte der Samstag auf dem Historischen Jahrmarkt für die 20 Gäste aus Bochumer Flüchtlingsunterkünften gewesen sein. Die Familien mit Kindern besuchten den Rummel auf Einladung der Schaustellergemeinschaft gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch.