Wanheim. Auf der Terrasse von Marcus Hauschke landet Fallgut aus elf Stockwerken darüber. Der Vermieter, die Gebag, rät: einfach die Gefahrenzone absperren.
Seit November 2015 bewohnt Marcus Hauschke mit Frau und drei kleinen Kindern eine Erdgeschosswohnung im Wohnpark Biegerhof, in einem Hochhaus mit zwölf Etagen. Ihr besonderer Vorzug ist eine etwa zehn mal drei Meter große Terrasse. Sie hat allerdings einen Schönheitsfehler, denn ab und zu fallen Gegenstände von oben herunter. Und das ist für diejenigen, die sich dort aufhalten wollen, nicht ungefährlich. Jedenfalls streitet der Familienvater sich darüber mit seinem Vermieter, der stadteigenen Gemeinnützigen Baugesellschaft Gebag.
Was unten so landet, hat Hauschke in einem Eimer gesammelt: Nägel, die vom Austausch der Holzfenster in den oberen Wohnungen stammen sollen, berichtet er, Tennisbälle oder auch Mauerreste. „Selbst so ein Tennisball hat eine enorme Wucht, wenn er von der neunten Etage herunterkommt“, klagt der Mieter. Am schlimmsten aber sei der Fall jener Glasverkleidung einer Solarleuchte gewesen, die auf seiner Terrasse in unzählige Scherben zerborsten sei. Prompt habe sich ein Nachbar auch dafür entschuldigt. Sie sei seiner Frau versehentlich aus der Hand gefallen.
Nur die Hälfte der Fläche ist sicher
Hauschkes Terrasse ist nur dort überdacht, wo die beiden Wohnungen über ihm ihre Balkone haben, etwa auf der Hälfte der Fläche. „Der Hausmeister hat mir die Installation einer Markise zugesagt“, berichtet der Bewohner. Aber dann sei er von seinem Vorgesetzten zurückgepfiffen worden. Das sei zu teuer. Die nicht überdachte Fläche solle besser abgesperrt und auf Dauer in Rasenfläche umgewandelt werden.
Gebag-Sprecherin Sabine Lück stellt die Auseinandersetzung auf Nachfrage der Redaktion anders dar. „Wir haben die Markise nicht abgelehnt“, sagt sie. „Wir übernehmen nur die Kosten dafür nicht. Denn sie ist ja eigentlich ein Sonnenschutz.“ Ausnahmsweise sei man aber bereit, ihr Anbringen an der Außenwand zu gestatten.
Vorschlag der Gebag, berichtet Lück, sei gewesen, die Terrasse durch zusätzliche Gitter zu unterteilen, so dass die nicht überdachten Bereiche bei Bedarf für die Kinder unzugänglich gemacht werden könnten. „Das hat Herr Hauschke abgelehnt.“ Ein Netz sei nie Thema gewesen, würde aber, je nach Grobmaschigkeit, auch nicht helfen. Was der Gebag bleibe, sei, die Bewohner des Hauses anzuschreiben und für das Problem zu sensibilisieren.
Hauschke mit Zustand der Wohnung unzufrieden
Marcus Hauschke ist auch so mit der Wohnung nicht zufrieden. „Sie sollte vor unserem Einzug renoviert werden“, sagt er. Aber das könne er nirgendwo erkennen. So wiesen die Kacheln im Badezimmer viele Bohrlöcher auf. Wo dagegen, wie über ihm, Flüchtlinge eingezogen seien, da seien zum Beispiel die Holzfenster gestrichen worden. Aber in einem der Kinderzimmer ist die Fensterbank lose und brüchig. Im anderen Kinderzimmer gibt es eine feuchte Stelle an der Decke. Das Trenngitter zur Nachbar-Terrasse draußen sei wacklig. Und im Keller tropfe von nicht isolierten Kaltwasserleitungen bei bestimmten Temperaturen das Kondenswasser herunter.
„Der Mieter hat die Bohrlöcher in den Kacheln beim Einzug nicht bemängelt“, wundert sich die Gebag-Sprecherin. „Alle anderen Themen sind uns neu. Sie sind damals nicht angesprochen worden.“ Man habe ihre Beseitigung in Auftrag gegeben. Wohnungen für Flüchtlinge, betont sie, würden nicht anders behandelt als andere Wohnungen. „Jede Wohnung wird vor dem Einzug eines neuen Mieters wieder bewohnbar gemacht“, sagt Sabine Lück. Bei Marcus Hauschke sei das auch geschehen.