Duisburg-Süd. Ein Linken-Ortsverein wird mit neuem Vorstand reaktiviert. Mit 16 Jahren ist Felix Wittmeier stadtweit das jüngste Vorstandsmitglied einer Partei.
Vater und Sohn gehören nicht nur derselben Partei an, sie sitzen dort auch beide im Vorstand: Vater Ulrich Schmies (59) ist neben Mirze Edis Sprecher für den Ortsverband Die Linke im Duisburger Süden. Schmies’ Sohn Felix Wittmeier (16) — er trägt den Namen der Mutter – ist Stellvertreter. Vater und Sohn Schmies/Wittmeier haben eine erstaunliche Karriere hingelegt. Sie traten vor rund einem Jahr in die Partei ein und übernehmen nun schon eine Leitungsfunktion – in einem Ortsverband mit insgesamt 45 Mitgliedern ist das möglich.
„Ich bin wahrscheinlich der Radikalere“, schätzt Felix Wittmeier. Der Schüler, der Klasse 11 des Mannesmann-Gymnasiums besucht, lässt keine Demo in erreichbarer Entfernung aus – jedenfalls, wenn sich die Demonstranten für die Belange von Flüchtlingen einsetzen. Er engagiert sich in einer Flüchtlingsunterkunft in Neudorf. „Ich bin der Meinung, der Süden sollte weitere Flüchtlinge aufnehmen. Hier können die Menschen besser integriert werden als in den strukturschwachen Stadtteilen im Duisburger Norden“, meint das stadtweit jüngste Vorstandsmitglied einer Partei.
Sein Vater Ulrich Schmies, der als Referent für Katastrophenschutz im NRW-Innenministerium arbeitet, bildet zusammen mit Mirze Edis die neue Doppelspitze der Linken im Süden. Man will wieder mehr in Erscheinung treten, ist nun einmal im Monat an einem Stand auf der Münchener Straße ansprechbar. „Die Arbeit lag in letzter Zeit ziemlich brach“, räumt Edis, 3. stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei HKM und außerdem Ratsherr, ein. Man will in erster Linie Edis Ehefrau Deniz, die Die Linke in der Bezirksvertretung Süd vertritt, zuarbeiten.
Fast alle Vorstandsmitglieder sind Neulinge in der Politik
Die Vierte im Vorstand ist Sylvia Haselmeyer (50). Die gelernte Buchhalterin war zuvor in der Tierschutzpartei. „Die hatten mir zuwenig Soziales im Programm“, begründet die Huckingerin ihren Wechsel. Eigentlich hätte Die Linke gerne weitere Frauen in den Vorstand geholt – allein, es gab keine Bewerberinnen. Bis auf Edis sind alle Vorstandsmitglieder Neulinge auf der politischen Bühne.
Die Berührungsängste mancher mit den Linken kann Schmies nicht nachvollziehen. „Die Linken sind nicht zwangsläufig linksextrem“, sagt er. „Ansonsten wäre diese Partei nichts für mich, schließlich bin ich Landesbeamter.“
Er plädiert für bezahlbaren Wohnraum im Süden: „Wir können uns nicht nur auf das Düsseldorfer Klientel konzentrieren.“ Die Linke fordert eine Mischung im geplanten Neubaugebiet Angerbogen II: nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch Sozialwohnungen. Eine Umsetzung dieser Forderung ist unwahrscheinlich. Planungsdezernent Tum hat schon signalisiert, dass er dagegen ist.
Auch die Flüchtlingspolitik ist ein Thema. Dazu der Vorstand: „Wir sollten die Flüchtlinge in leerstehenden Wohnungen zum Beispiel in Hüttenheim oder in LEG-Häusern rund um die Mündelheimer Straße verteilen. So klappt die Integration viel besser als in separaten Heimen.“ Einigkeit besteht auch in der Ablehnung rechtsradikaler Tendenzen. „Das macht vielen Menschen mit Migrationshintergrund Angst“, weiß Edis.
Auch zum XXL-Bad haben die Linken eine klare Meinung. „Wir lehnen das Bad wegen des Investorenmodells ab. Bei solchen Modellen ist für die öffentliche Hand noch nie etwas herausgekommen.“