Duisburg - Bissingheim. Ohne Gewinnstreben sollte die Nahversorgung für den Ortsteil gesichert werden. Unterstützung fehlte
So schnell, wie die Idee vom genossenschaftlich organisierten Dorfladen am Dorfplatz im Herbst an die Öffentlichkeit kam, wurde sie jetzt auch wieder begraben. Im Herbst haben Andrea Kaufmann und Heiko Thyssen mit Interessierten darüber diskutiert (wir berichteten). „Diese Versammlung war ja noch ganz positiv“, erinnert sich Thyssen. Aber dann habe es auf Facebook mächtig Gegenwind gegeben. „Da wurde schließlich alles schlecht geredet.“ Entscheidend für das Scheitern des Gedankens sei aber, dass das frühere Ladenlokal des Frische-Marktes am Dorfplatz dafür nicht zur Verfügung stehe.
Das ist jedenfalls die Information des Bissingheimers. Ein Sprecher der Vonovia, wie die Deutsche Annington mittlerweile heißt, hat jedoch noch vorige Woche auf Anfrage der Redaktion erklärt, dass das Wohnungsunternehmen zum 1. April zwar sein Stadtteilbüro zum Dorfplatz verlegen will. Mit dem Lokal des Frische-Marktes habe das aber nichts zu tun, hieß es. „Am Dorfplatz ist aber nur dieses Ladenlokal frei“, wundert sich Heiko Thyssen - „wenn man mal vom ehemaligen Lotto-Laden an der Hermann-Grothe-Straße absieht.
Engagement der Bürger
125 000 Euro Startkapital für den Genossenschaftsladen hatten Andrea Kaufmann und Heiko Thyssen damals für erforderlich gehalten, um das Projekt starten zu können. „Dazu hätten wir 500 Genossen mit einer Einlage in Höhe von je 250 Euro benötigt“, sagt Thyssen. Er hält das bis heute für realistisch. „Auf dem Sparbuch bekommen die Leute doch nichts mehr für ihr Geld“, gibt der 52-jährige Geschäftsmann zu bedenken. Wäre der Laden gelaufen, hätten die Genossen davon profitiert.
Heiko Thyssen betont, dass es ihm dabei nicht um sich selbst gegangen sei. „Ich hätte davon nicht leben müssen, habe einen Hauptberuf“, sagt er. „Es sollte ein Engagement von Bürgern für Bürger sein.“ Und dazu habe man auch schon seine Fühler zum Fachverband der Genossenschaftsläden ausgestreckt.
Stadt setzt auf neues Zentrum
Aber dann seien die großen Bedenken aus Bissingheim gekommen, dass so ein Laden keine konkurrenzfähigen Preise anbieten könnte und sich der Betrieb dort nicht lohnen würde. „Dabei hätte man dort Langzeit-Arbeitslosen eine Chance zum Wiedereinstieg geben können - mit hohen Lohnkostenzuschüssen des Jobcenters“, erklärt der Wahl-Bissingheimer. Er zog vor drei Jahren hier zu.
„Wir leben eben in einer Zeit, in der jeder nur an sich selbst denkt“, sagt Heiko Thyssen. Der Gedanke „Gemeinwohl vor Eigennutz“ habe auch in diesem Fall nicht gegriffen.
Das Problem der Nahversorgung ist in Bissingheim 2013 aufgekommen, als der Betreiber des dortigen Frische-Marktes aufgab. Auch die Überlegung, im oder am Wedauer Bahnhof einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln, ist bislang nicht weitergekommen. Die Stadt Duisburg selbst setzt auf ein ganz neues Zentrum auf dem Gelände des früheren Rangierbahnhofs.