Duisburg. Weil sich die Duisburger Feuerwehr nicht zuständig fühlte, kam Hilfe für einen kollabierten Mann in Ratingen später als möglich.

„Ich dachte immer, wenn man die Nummer 112 wählt, wird einem geholfen“, sagt Glenda Attwood. Solche Hilfe benötigte sie am 29. März, einem Sonntag. Aufgeregt sprach sie da mit der Leitstelle der Feuerwehr Duisburg. Aber was ihr von dort als Hilfe angeboten wurde, entsetzt sie bis heute. Denn es ging um ih­ren Lebensgefährten Andreas Jahn. Es ging um sein Leben. Der 49-Jährige hatte sie von seiner Wohnung in Ratingen-Tiefenbroich aus gegen 15.50 Uhr in ihrer Wohnung in Großenbaum um Hilfe gebeten, weil es ihm schlecht ging. Noch während des Telefonats brach er am anderen Ende der Leitung zusammen.

Aus Sicht von Glenda Attwood hat der Disponent der Feuerwehr damals gleich zwei Fehler begangen, die ihren Freund das Leben hätten kosten können. Er verwies sie an die Feuerwehr Düsseldorf. Ratingen aber liegt im Kreis Mettmann. Und er gab ihr die Rufnummer 19 222 durch, mit der sie bei Verwendung der Düsseldorfer bzw. Ratinger Vorwahl sich von dort Hilfe rufen sollte. Zur zuständigen Rettungsdienst-Leitstelle in Mettmann aber wurde ihr Hilferuf nicht weitergeleitet.

Zweimal wiederbelebt worden

Das ist aber nach Darstellung von Daniela Hitzemann, der Sprecherin des Kreises Mettmann, bei Einsätzen, bei denen sich Zuständigkeiten mit anderen Leitstellen überschneiden, gängige Praxis. „Die Leitstellen sind miteinander vernetzt. Das geht“, sagt sie. Die Nummer 19 222 dagegen sei eine Rufnummer für Krankentransporte, wenn es also nicht um Leben und Tod geht.

Andreas Jahn hat an jenem Tag einen Hinterwandherzinfarkt erlitten. Nach kurzer Zeit erwachte er noch einmal aus seiner Ohnmacht und schleppte sich zu seinem Vater ins Haus nebenan. Dort brach er endgültig zusammen.

Dreimal telefonierte die 51-Jährige in diesen Minuten erneut mit der Duisburger Feuerwehr, wie sie berichtet. Aber sie erreichte nicht, dass die Ratinger Kollegen von dort informiert wurden. „Ich war selbst zu aufgeregt, mir die andere Nummer zu merken“, gesteht sie.

Etwa sechs Minuten Verzögerung

Erst ihre in Ratingen lebende Tochter setzte den entscheidenden Notruf an die Mettmanner Leitstelle ab. Der Ratinger Rettungsdienst traf wenige Minuten später bei ih­rem Freund ein. Vor Ort und später erneut auf dem OP-Tisch musste Andreas Jahn wiederbelebt werden. Mittlerweile hat er auch die Reha-Klinik verlassen. Folgeschäden hat er keine davongetragen. Aber es hätte sein können. „Die Hilfe hat sich durch das Hin und Her bestimmt um fünf bis sechs Minuten verzögert“, sagt Glenda Attwood fassungslos.

Glenda Attwood beschwerte sich bei der Feuerwehr. Deren Chef Oliver Tittmann schrieb ihr zurück. Er entschuldigte sich, dass ihr die Leitstelle mehrfach die Feuerwehr Düsseldorf als falschen Ansprechpartner genannt hat. Umständlich erklärte er ihr, dass bei einer Weiterleitung ihres Notrufs nach Mettmann wie beim Spiel „Stille Post“ Übermittlungsfehler passieren könnten. Künftig leite man Notrufe aber weiter.

Gegenüber der Redaktion stellt die Stadt den Vorfall so dar, als sei Attwood sich nur im Zweifel gewesen, ob ihrem Freund etwas zugestoßen sei. Dazu Attwood: „Dann hätte ich doch nicht vier Mal die Nummer 112 angerufen.“