Duisburg - Hüttenheim. . Vor 25 Jahren fusionierten Krupp und Mannesmann zu den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann. Mitarbeiter erinnern sich an die schwierigen Anfangsjahre.

Vor 25 Jahren haben Krupp und Mannesmann ihr gemeinsames Hüttenwerk HKM im Duisburger Süden gegründet. Aus der Not heraus – denn sowohl das Kruppwerk in Rheinhausen als auch die Mannesmannhütte in Hüttenheim waren Ende der 80er Jahre nur noch zur Hälfte ausgelastet. Es war also keine Liebesheirat. Zur Silberhochzeit erzählen Mitarbeiter, die die Fusion miterlebt haben, von den Ehestreitigkeiten nach der Zwangsheirat.

Hüttenheim durfte bleiben, wegen der damals modernen Kokerei. Rheinhausen wurde dicht gemacht, viele Mitarbeiter gingen in den Süden. „Ich wollte überhaupt nicht rüber“, sagt Karl-Heinz Genschow. Dennoch biss er in den sauren Apfel und wechselte als Schicht­leiter von Krupp-Rheinhausen nach Hüttenheim.

Angst um den Arbeitsplatz

Die Situation war angespannt. „Na­türlich hatte jeder Angst um seinen Arbeitsplatz“, erinnert sich Karl-Heinz Genschow. Die Mannesmänner trieb die Sorge um, verdrängt zu werden. Die Kruppianer befürchteten, keinen adäquaten Job am neuen Standort zu bekommen.

Gabriele vom Ende, heute Leiterin der Berufsbildung, spricht flapsig von Sandkastenspielen: „Keiner wollte sich sein Förmchen wegnehmen lassen“. Sie war die erste Ingenieurin im Hüttenwerk, kam aus einem mittelständischen Betrieb. „Ich war sozusagen neutral und musste die ganzen Grabenkämpfe nicht mitmachen“. Hochempfindlich reagierten die Mannesmänner, wenn die „Kruppis“, wie der Betriebsratsvorsitzende Ulrich Kimpel sie nennt, ihnen erzählen wollten, wie man Stahl produziert. Nicht wenige aus der angestammten Belegschaft beanspruchten für sich eine Art Hausrecht.

Positive Erfahrungen machte Ralf Pesch, der heute die Immobilienabteilung leitet. „Ich bin sehr nett aufgenommen worden.“ Er war einer der ersten, ist schon am 1. August 1989 gewechselt. Vorher hat Pesch 14 Jahre in Rheinhausen gearbeitet. „Ich hatte auch ein Angebot von Krupp in Bochum. Aber ich wollte nicht jeden Tag im Stau auf der A 40 stehen“. Dann lieber der tägliche Wechsel auf die andere Rheinseite, denn Ralf Pesch wohnt immer noch in Rheinhausen.

Unterschiedliche Strukturen

Manche sprechen von der Patchworkfamilie HKM, andere vom Gemischtwarenladen. Friedel Tölkes, früher Mannesmann-Betriebsratsvorsitzender, musste sich jedenfalls erst einmal an die unterschiedlichen Unternehmenskulturen gewöhnen. „Krupp ist streng hierarchisch aufgebaut, ganz anders als bei uns. Wir waren den direkten Draht auch zu den Abteilungsleitern gewohnt“.

Vor allem auf der Führungsebene waren Machtspiele anfangs an der Tagesordnung, etwa zwischen zwei Technischen Geschäftsführern, die nicht miteinandern auskamen. Die Belegschaft wuchs viel schneller zusammen.

„Wenn man jeden Tag im Stahlwerk zusammensteht, muss man sich aufeinander verlassen können. Da spielt es keine Rolle, wo der andere herkommt“. Zvonko Simunjak, bis Anfang des Jahres Ingenieur in der Neubauabteilung, erinnert sich daran, wie 2004 nach der Havarie im Stahlwerk die gesamte Belegschaft zusammenstand. Denn letztendlich hatten alle ein gemeinsames Ziel: Den Standort in Hüttenheim zu sichern.