Duisburg. Vor 25 Jahren gründeten die Krupp Stahl AG und die Mannesmann-Röhrenwerke AG eine gemeinsame GmbH. Das Fusionskind: die Hüttenwerke Krupp Mannesmann.

Geschichte wird nicht immer mit großem Auftritt und öffentlichem Getöse gemacht - sie geschieht zuweilen ganz still und unbemerkt: So geschehen bei einem wichtigen Kapitel Duisburger Industrie-Geschichte. Als in Duisburg der 1. Januar 1990 das Licht der Welt erblickte, es war ein verregneter Montag, da wurde mit einem schlichten Schilderwechsel an den Toren der Huckinger Mannesmann-Röhrenwerke AG die bis dahin bedeutendste Veränderung Duisburger Industriegeschichte vollzogen: Aus den Mannesmann-Röhrenwerken wurden die „Hüttenwerke Krupp-Mannesmann“ (HKM). 25 Jahre ist dies jetzt her.

Die Aufgabe für das aus der Not einer bitteren Stahlabsatzkrise geborenen Fusionskindes: Die beiden Unternehmen – Krupp Stahl AG und Mannesmann-Röhrenwerke AG – mit kostengünstigem Vormaterial in höchster Qualität sicher zu versorgen.

Mit diesem Kapitel endete ein Stück Industriegeschichte, das sich in den 80er Jahren mit der Stahlkrise andeutete, doch eine noch viel größere Fusion sollte dieser später noch folgen.

Zusammenlegung von Kapazitäten

Die dramatischen wirtschaftlichen Folgen dieser Krise zwangen die Stahlindustrie zu Fusionen und Zusammenlegung von Kapazitäten. Betroffen waren auch die Duisburger Standorte Rheinhausen (Krupp Stahl) und Huckingen (Mannesmannröhren-Werke). Beide Produktionsstätten waren leistungsfähige integrierte Hüttenwerke. Seit den 80er Jahren waren sie aber bei einer Kapazität von jeweils vier Millionen Jahrestonnen nur zu 50 Prozent beschäftigt und damit nicht überlebensfähig.

Eine Suche nach Partnern begann. Ende 1987 beschlossen Krupp und Mannesmann die Zusammenführung ihrer Duisburger Stahlstandorte auf dem Gelände der Hüttenwerke Huckingen. Eine sorgsam vorbereitete Entscheidung. Den Ausschlag für Huckingen gaben vor allem die effizientere Energiewirtschaft durch die moderne Kokerei und die Rundstranganlagen.

Am 1. Januar 1990 wurden dann die Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH gegründet. Mit 4300 Mitarbeitern und einer Investition von 150 Millionen Euro sollte sie künftig vier Millionen Tonnen im Jahr produzieren.

Die damalige Geschäftsführung prognostizierte dem Hüttenwerk eine erfolgreiche Zukunft: „Wenn zwei gute Adressen in der Stahlerzeugung ihr Know-how vereinen, muss daraus einfach eine noch bessere neue Adresse erwachsen.“ Es galt, zwei unterschiedliche Unternehmen mit unterschiedlichen Kulturen zusammenzuführen.

Der Neustart verlief aber nicht reibungslos. In ihrem ersten Jahr (1990) produzierten die 4600 Mitarbeiter – 1100 davon stammten aus dem Werk Rheinhausen – statt der anvisierten 4 Millionen nur 3,6 Millionen Tonnen.

Kampf um Arbeitsplätze 

Dieser Fusion vorausgegangen war ein beispielloser, viel beachteter Kampf der Rheinhauser Krupp-Stahlarbeiter um den Erhalt ihres Stahlstandortes. Vergebens. Am 3. Mai 1988 wurde unter Moderation von NRW-Ministerpräsident Johannes Rau die Gründung der Gemeinschaftshütte HKM besiegelt. Die große Frage aber lautete: Was geschieht mit all den Stahlkochern, wenn die beiden Firmen fusionieren?

Dazu sagt heute HKM-Arbeitsdirektor Peter Gasse, damals Geschäftsführer der IG Metall-Verwaltungsstelle Duisburg: „Nach einem schwierigen Start ist Schritt für Schritt der Aufbau einer eigenen Identität gelungen, ohne dass eine betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen wurde.“ Aus dem ehemaligen Kind der Not ist ein erfolgreiches Stahlunternehmen geworden, das das volle Vertrauen seiner Gesellschafter besitzt.

Die Gesellschafterstrukturen von HKM haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Heute halten Thyssen Krupp Steel Europe AG 50%, Salzgitter Mannesmann GmbH 30% und Vallourec & Mannesmann Tubes S.A.S 20% der Anteile an der Hüttenwerk Krupp Mannesmann GmbH.

Werk Rheinhausen wurde endgültig stillgelegt

Wie richtig dieser Weg des Zusammenschlusses war, zeigte das Jahr 1994: Das Werk Rheinhausen wurde endgültig stillgelegt und die Produktion bei HKM erreichte 4,5 Millionen Tonnen. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann hatten den Neuanfang geschafft: Die Arbeitsabläufe waren eingespielt, die Verfahrenswege für die Erzeugung der unterschiedlichen Gesellschafter-Produkte wurden routiniert angewandt und aus den Mitarbeitern war eine Gemeinschaft geworden.

Diese Erfolgsgeschichte fand national und international Beachtung, auch dadurch, dass HKM in der deutschen Stahlbranche mit den geringsten Kosten produzierte.

„Allein in den letzten fünf Jahren“, so sagt heute Rolf Höffken, Geschäftsführer Technik, „sind mehr als 500 Millionen Euro in den Standort Huckingen investiert worden.“ Vom Gründungsjahr 1990 bis heute sogar mehr als eine Milliarde Euro.

Und die Arbeitsplätze? Aktuell, so kann man in der Firmenchronik lesen, sind von ehemals 4300 Mitarbeitern rund 3000 im Hüttenwerk beschäftigt. 500 neue Arbeitsplätze sind bei HKM zuarbeitenden Unternehmen entstanden und weitere 1300 durch Industrieansiedlungen auf dem HKM-Werksgelände. Mit einem leichten Plus von 200 Arbeitsplätzen arbeiten heute insgesamt 4800 Mitarbeiter bei bzw. für HKM.

Damit, so die Sprecherin des Unternehmens, seien die Weichen für viele weitere erfolgreiche Jahre gestellt.