Duisburg. 150 Angestellte von Stadt, Wirtschaftsbetrieben, Sparkasse, Sana-Klinikum haben am Mittwoch gestreikt. Sie fordern mindestens 150 Euro mehr Geld.
Angriffslustig, wie man die Figur aus den Comics kennt, thront die riesige Hulk-Nachbildung auf der Lkw-Ladefläche. Sie ist das Symbol der Teilnehmer des Streiks auf dem Duisburger Rathausplatz. 150 Beschäftigte im öffentlichen Dienst und in den Kliniken haben am Mittwoch ihre Arbeit niedergelegt, um für höhere Löhne zu protestieren – denn die Corona-Pandemie verschärft ihre Situation.
Insgesamt, so schätzt Organisator Markus Renner, dürften es mehr als 1000 Menschen sein, die sich an dem Warnstreik beteiligen. Sie arbeiten in der Stadtverwaltung, bei den Wirtschaftsbetrieben und beim Jobcenter. Außerdem vertreten sind Mitarbeiter des Sana-Klinikums, der Sparkasse Duisburg und des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Auch Hallenbäder sind geschlossen. Der Nahverkehr wird diesmal nicht bestreikt.
Gewerkschaft Verdi will für Angestellte des öffentlichen Dienstes 4,8 Prozent mehr Gehalt
Coronabedingt ist der sichtbare Protest auf eine knappe halbe Stunde beschränkt, in der die Teilnehmer unter anderem eine Menschenkette rund um das Rathaus bilden – natürlich fassen sie sich dabei nicht an den Händen, sondern halten in vorgeschriebenen Abständen ein Band fest.
„Alle anderen, die mitmachen, streiken daheim“, erklärt Renner, der innerhalb der Gewerkschaft Verdi Beschäftigte der Stadtverwaltung vertritt. Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes verlangen eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat. Auszubildende sollen auf einen Zeitraum von mindestens einem Jahr gesehen 100 Euro mehr erhalten. Außerdem fordert Verdi eine Angleichung der Löhne in Ost und West; Azubis in dualen Ausbildungsgängen sollen in die Tarifbindung integriert werden.
Gewerkschaft: „Vom Klatschen bekommt man beim Einkaufen nix“
„Gerade die Stadtverwaltung ist innerhalb der Corona-Krise funktional geblieben“, erklärt Renner. „Die Mitarbeiter haben genau wie das Pflegepersonal in den Krankenhäusern viel geleistet und wurden dafür nur beklatscht. Jetzt ist es Zeit, die Wertschätzung auch mit Geld auszudrücken – denn vom Klatschen bekommt man beim Einkaufen nix.“
Die Lohnentwicklung hänge der Wirtschaftsleistung seit Jahren hinterher. „Es ist ungünstig, dass wir gerade in Corona-Zeiten streiken müssen, wenn die Arbeitsbereiche ohnehin unterbesetzt sind. Man hat unser Angebot, die nächste Tarifrunde gegen eine Einmalzahlung auf kommendes Jahr zu verschieben, allerdings abgelehnt“, sagt Renner mit Blick auf die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VAK), an die sich die Forderungen richten.
Schon zwei Verhandlungsrunden ohne Angebot
In zwei Verhandlungsrunden sei noch kein Angebot gekommen. „Wir hoffen, dass die Zeichen nun von den Verantwortlichen verstanden werden.“ Dem schließt sich auch Christian Kruse in seinem Redebeitrag auf der Kundgebung an. Er ist Sprecher der Vertrauensleute innerhalb von Verdi und arbeitet bei der Stadtverwaltung. „Gerade im Gesundheitsamt ist die Belastung gestiegen, weil die Leute da ständig mit der Verfolgung von Kontaktketten beschäftigt sind.“
Immer wieder würden Mitarbeiter in dieses Amt beordert, die dann an ihren eigentlichen Stellen fehlten. „Und das ist überall so: Die Belastung ist dort besonders hoch, wo Personal fehlt. Wir sind am Rande des Machbaren“, sagt er. „Auch die Wirtschaftsbetriebe hatten während des Lockdown viel Arbeit, weil die Leute alle gleichzeitig ihre Keller entrümpelt haben.“ Fortbildungen seien in der Krise nicht möglich: „Die Räume werden alle vom Gesundheitsamt genutzt.“
Die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und der VAK findet am 22. und 23. Oktober statt.