Neumühl. . Der Beifall aus der Bevölkerung für rechtspopulistische Hetze gegen Asylbewerber Anfang Oktober hat Vereine, Kirchen und gemäßigte Parteien im Stadtteil alarmiert. Bei einer Diskussionsveranstaltung in der evangelischen Gnadenkirche unterzeichneten ihre Vertreter die Neumühler Erklärung. Sie wollen sich gegen weitere ausländerfeindliche Hetze wehren.
Hell strahlt sie von innen heraus an diesem trüben Herbstnachmittag, die Neumühler Gnadenkirche. Die gut gefüllten Sitzreihen unter den eindrucksvollen neoromanischen Rundbögen erinnern an diesem Nachmittag freilich mehr an einen Tagungsraum denn an ein Gotteshaus. Vertreter der Neumühler Bürgerschaft, von Vereinen, Verbänden und politischen Parteien, haben sich am frühen Abend des Reformationstages eingefunden um – wie passend – auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde Zeugnis abzulegen.
Traurige Berühmtheit erlangt
Sie alle unterschreiben an diesem Abend die „Neumühler Erklärung“. Die soll aus ihrer Sicht klarstellen, was eigentlich selbstverständlich ist oder es zumindest sein sollte: Dass Menschenwürde und das im Grundgesetz fest verankerte Grundrecht aus Asyl auch in Neumühl respektiert werden. In Neumühl ist das seit dem 5. Oktober aber nicht mehr selbstverständlich. Sonst wären sie nicht alle hier. Sonst wäre der Stadtteil nicht zu trauriger Berühmtheit gelangt. Gewöhnlich freuen sich Einwohner von Städten oder Stadtteilen ja, wenn ihre Heimat aufgrund einer hervorgehobenen Eigenschaft überregionale Bekanntschaft erlangt. Darauf, dass Rechtsradikale und Rechtspopulisten derzeit bundesweit leuchtende Augen bekommen, wenn von Duisburg-Neumühl die Rede ist, würden viele freilich gern verzichten.
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Das Internet und die Pamphlete der rechtsextremen Szene strotzen nur so vor volkstümelnder Bewunderung für jene Neumühler, die sich am 5. Oktober mit Rechtspopulisten der Splitterpartei proNRW verbrüdert und deren Parolen lauthals mitskandiert hatten. In den Internetauftritten der Rechtspopulisten von proNRW sind diese ganz fassungslos, dass sie im Duisburger Norden – einst bundesweites Synonym für Solidarität, Integrationskraft, Toleranz und die linke Arbeiterbewegung – auf derartige Sympathien trafen: „Das haben wir noch nirgendwo erlebt“, steht da unter anderem zu lesen.
Weitere Proteste am 9. November
Alle Menschen, die am Reformationstag der Einladung von Pfarrer Peter Gördes in die Gnadenkirche gefolgt sind, hoffen freilich, dass es nicht wieder geschehen wird am 9. November. Dann wollen die Rechten das nächste Mal im Norden aufmarschieren.
Nachdem die Teilnehmer die Neumühler Erklärung unterzeichnet haben, regt Pfarrer Peter Gördes an, dass man sich am 9. November ebenfalls an der Gnadenkirche treffen solle. Dann werden Vereine, Verbände, Politik und Kirchen des Stadtteils dem Aufzug der Radikalen mit einem kreativen und durchdachten Konzept begegnen, an dessen Details noch intensiv gefeilt wird.