Laar. . Verzweiflung an der Grundschule Erzstraße: Weil in der Nachbarschaft Kabel gestohlen wurden, ist die Schule vom Internet abgeschnitten - seit November. Jetzt muss deswegen sogar das gemeinsame Frühstück eingestellt werden, das ein Verein angeboten hatte. Das trifft vor allem bedürftige Kinder.

Im November vergangenen Jahres stahlen Metalldiebe in der stillgelegten Hauptschule in der Nachbarschaft der Grundschule Erzstraße zahlreiche Kabel. Darunter auch eines, das den Internetanschluss der Grundschule sicherstellte. Seitdem ist die Schule mit 200 Kindern ohne Internet. Mit schwerwiegenden Folgen.

„Wir waren so stolz, als im April der Verein ,Brotzeit für Kinder’ seine Arbeit aufgenommen hatte“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Melanie Terlinden, „seit vergangenen Dienstag haben sie die Geduld mit uns verloren.“

Datenübertragung zu Verein funktionierte nicht

Der bundesweit tätige Verein, von Schauspielerinnen-Legende Uschi Glas ins Leben gerufen, verteilte an jedem Wochentag ein Gratis-Frühstück an die Schulkinder und an alle hungrigen Laarer Kinder. Das ist jetzt vorbei.

„Die Schule hätte dem Verein regelmäßig Daten übermitteln müssen“, sagt Terlinden, „und obwohl hier viele total engagierte Lehrer und Eltern am Werk sind, klappte das einfach nicht. Es ist halt kein Internet da und die Bitten von Schulleitung und Elternschaft, es zu reparieren, verhallen ungehört.“

Computerraum wird praktisch nicht mehr genutzt

Resultat sei, dass die Kinder nun nicht mehr gemeinsam frühstücken könnten und viele sozialschwache Laarer Kinder von einem gemeinsamen Frühstück mit anderen Kindern wieder nur träumen könnten: „Das gemeinsame Frühstück hat den Kindern eine Art von Geborgenheit vermittelt, die für sie ganz wichtig war.“

Versagen zu Lasten der Kinder

Dass im Norden in Anbetracht der desaströsen kommunalen Finanzlage viele Dinge nicht möglich sind, die in Düsseldorf, Frankfurt oder München Standard sind – Schwamm drüber.

Leidensfähigkeit und Humor zeichnen uns im Revier schließlich nicht erst seit gestern aus. Wie sagte Frank Goosens ,Oppa’: „Woanders is’ auch Scheiße“.

Aber dass die Instandsetzung eines banalen, völlig selbstverständlichen Internetanschlusses ein ganzes Jahr in Anspruch nimmt? Da ist der Spaß vorbei, da kommt man selbst bei differenzierter Betrachtung nicht um das Wort „Versagen“ herum.

Vandalismus hin, knappe Kassen her: Hier liegt ein Versagen kommunaler Dienstleister vor.

Schlimm, dass dieses Versagen auf dem Rücken von teils bedürftigen Kindern ausgetragen wird, die nun kein Gratis-Frühstück einer Hilfsorganisation mehr bekommen. Christian Balke

Dass die Schule nun von „BrotZeit e.V.“ die Rote Karte gezeigt bekam, sagt Terlinden, deren Tochter in Laar das zweite Schuljahr besucht, sei nur die Spitze des Eisbergs: „Wir haben einen Klasse-Computerraum, wo die Grundschulkinder ganz toll und verantwortungsbewusst an neue Medien heran geführt wurden. Der wird praktisch nicht mehr genutzt.“ Natürlich frage ihre Tochter, wie andere Kinder auch, warum die neuen Medien keine Rolle im Unterricht mehr spielten: „Die Kinder merken, hier stimmt was nicht.“

Schulleitung vermisst Unterstützung der Stadt

Obwohl die Schulleitung und die Lehrer alles versuchten, sagt Terlinden, sei die Reaktion der Stadt aus ihrer Sicht gleich Null: „Manchmal habe ich so das Gefühl, dass da gedacht wird: Na ja, ist ja nur Laar . . .“

Online-unterstützte Leseprojekte für Kinder mit Migrationshintergrund und der gesamte Schul-Datentransfer, angefangen bei Emails bis zur wichtigen Übertragung von Schülerdaten lägen derzeit praktisch auf Eis. Terlinden: „Die Schulleitung kämpft und improvisiert im Interesse der Kinder, genau wie die engagierten Lehrer. Aber von der Stadt kriegen die Null Unterstützung. Traurig.“