Josef Krings, ehemaliger OB von Duisburg, hat Hilfe für seinen Nachfolger Sauerland gefordert. Der amtierende OB sei traumatisiert, die Atmosphäre im Rathaus vergiftet. Auch ein Rücktritt könne die Probleme nicht mehr beheben.
Josef Krings, ehemaliger Oberbürgermeister von Duisburg, hat beim politischen Nachtgebet in Marxloh über sein Verhältnis zu seinem Amtsnachfolger Adolf Sauerland gesprochen. Über ihn zu reden, fällt Alt-OB Josef Krings immer noch nicht leicht, zumal der immer fair mit ihm umgegangen war.
An diesem Abend geht es um einen Menschen, dessen Schicksal Krings nahegeht und für den er nur den Rat hat, sich echte Freunde zu suchen, Menschen, die zu ihm ohne Hintergedanken ehrlich sind.
In der Marxloher Friedenskirche sitzen viele Menschen, die sich mit den Folgen der Love Parade auseinandersetzen wollen. „Politisches Nachtgebet“ heißt die Veranstaltung, die seit mehr als zehn Jahren immer am ersten Montag im Monat stattfindet. Selten ist die Aktualität so groß wie dieses Mal. Denn zur selben Zeit tagt der Stadtrat und beschließt, Sauerland, den einst bewunderten und inzwischen so ungeliebten Oberbürgermeister, zum Rücktritt aufzufordern.
Sauerland hat eine Geste zur rechten Zeit verpasst
Für Josef Krings ist die Sache nicht so einfach. Er sieht Adolf Sauerland schon differenzierter, sagt, dass er ihn mag. Er habe aber eine Geste zur rechten Zeit verpasst, wie etwa Willy Brandts Kniefall. Das Dilemma jetzt löse man nicht mit einer Ratssitzung. Nun sei das Elend riesengroß: „Im Rathaus ist die Atmosphäre völlig vergiftet. Das ist inzwischen auch mit einem Rücktritt nicht mehr erledigt.“
Aber nicht nur das sagt er zu Adolf Sauerland, der bis zu jenem Tag so populär gewesen war: „Ich bewundere ihn für das, was er geschafft hat. Und ich bewundere ihn, wie er das Immigrantenproblem angegangen ist.“ Marxloh sei besser aus der Krise gekommen als andere Stadtteile in Duisburg. Der Alt-OB weiß: „Menschen in Führungspositionen werden oft hofiert. Aber hat Sauerland nicht einen Menschen, der ehrlich zu ihm ist. Für mich ist er traumatisiert, braucht Hilfe.“
Aber das alleine reicht nicht. Das weiß er, das wissen die Menschen, die in der Aussprache immer wieder vom Weg des Abendthemas abgekommen sind: Wer übernimmt Verantwortung und wie geht es weiter im Duisburg in der Zeit nach der Loveparade?
Patentrezepte hat er nicht, auch Hans-Peter Lauer Pfarrer in Marxloh, nicht. Aber beide sehen den Tanz um die Massen, den Tanz ums goldene Kalb der Gegenwart, mit Skepsis und Schaudern. Lauer: „Die Love Parade hätte nicht nach Duisburg gepasst, selbst wenn sie gelungen wäre.“
„Duisburger Stärke ist Zuverlässsigkeit“
Und das ist auch die Richtung, in die Josef Krings denkt. Die Idee zum erfolgreichen Logistikzentrum ist vor vielen Jahren entstanden, als er noch Oberbürgermeister war und man nicht so recht wusste, wie es in der Zeit nach Krupp in Rheinhausen weitergehen könnte. Das könnte als Beispiel für die Zukunft dienen.
Krings mag aber auch Kultur, die muss sein. Das Museum Küppersmühle tut ihm gut. Aber nur in der heutigen Form, was jetzt da mit dem Schuhkarton oben drauf geplant sei, sei eine neue Form von „Größenwahn“, für die die städtische Wohnungsgesellschaft Gebag und damit am Ende der Duisburger Bürger zur Kasse gebeten werde.
Solcherlei Gigantismus passe nicht nach Duisburg. Sicher: „Wir müssen wieder stolz sein auf Duisburg, aber das wird noch eine Weile dauern, da bin ich sicher.“ Duisburger Stärke ist Zuverlässsigkeit: „Wir müssen schauen, was uns die Universität zu bieten hat. Das ist ein riesiges Potenzial an Wissenschaft.“
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