Duisburg-Hamborn. Nach 28 Jahren schließt Margit Meier Ende November ihre beliebte Buchhandlung in Duisburg. Dies sind die Gründe für diesen schweren Schritt.

„Ich bin bald 68“, sagt Inhaberin Margit Meier. Lachend ergänzt sie: „Da ist es ja gestattet, etwas kürzer treten.“ Jetzt wird sie ernst: „Aber ein paar Jährchen hätte ich schon noch drangehängt. Doch die Zeiten haben sich geändert, auch Hamborn hat sich verändert.“

Als sie vor 28 Jahren gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Ursula Ridder die Buchhandlung gegründet hat, „wurden uns etwa Kinderbücher aus der Hand gerissen. Heute sind sie fast Ladenhüter.“ Und die ältere Stammkundschaft werde auch immer weniger, ergänzt Ridder, die vor fünf Jahren in Rente gegangen ist.

Duisburger Buchhandlung „Lesezeichen“ in Hamborn schließt Ende November

Durch Corona, den Ukraine-Krieg, den drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten hätte sich die wirtschaftliche Situation für eine kleine, individuelle Buchhandlung vor Ort noch einmal drastisch verschärft. „Und die Lieferkosten von den Verlagen sind ebenfalls rapide in die Höhe gegangen“, nennt Margit Meier einen weiteren Kostenfaktor.

Die Schwestern Ursula Ridder und Margit Meier haben die Buchhandlung „Lesezeichen“ 1995 gegründet.
Die Schwestern Ursula Ridder und Margit Meier haben die Buchhandlung „Lesezeichen“ 1995 gegründet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

In ihrem Alter wollte sie da kein weiteres Risiko mit ungewissem Ausgang eingehen. „Dennoch“, so sagt sie jetzt, „hätte hier eine Buchhandlung für jüngere, engagierte Betreiber durchaus noch Chancen. Vielleicht in einem etwas kleineren Ladenlokal mit weniger fixen Kosten.“ Über den Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sie eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger gesucht. Leider vergeblich.

„Hamborn? Ist das da, wo die Schießerei stattgefunden hat?“, habe sie von einer potenziellen Interessentin am Telefon zu hören bekommen, die dann schnell ein „Nein, danke“ folgen ließ. Die negativen, zum Teil „aufgebauschten überregionalen Berichte“ hätten Hamborn geschadet. Dass der Stadtteil viele schöne, lebens- und liebenswerte Seiten hat, käme viel zu kurz.

Margit Meier: „Hamborn muss mehr Werbung für sich machen“

Selbst für Touristen sei Hamborn eine Hausnummer, meint sie. Spontan nennt sie die Abtei Hamborn und das Kloster als lohnende Ziele. Der Botanische Garten sei immer noch eine grüne Oase und die gute Nahversorgung mit besten Einkaufsmöglichkeiten gebe es auch nicht überall. „Hamborn muss mehr Werbung für sich machen“, lautet ihr Fazit.

Margit Meier gibt die Buchhandlung schweren Herzens auf. „Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, aber für mich persönlich gibt es keine andere Wahl.“ Erinnerungen an fast drei Jahrzehnte „Lesezeichen“ in Hamborn werden wach. Am 4. November 1995 haben die Schwestern ihre Buchhandlung „Lesezeichen“ in einer ehemaligen Metzgerei an der Emscherstraße eröffnet.

Die Entscheidung zu schließen ist der Buchhändlerin nicht leicht gefallen

Beide lachen wieder: „Das war der Tag, an dem Michael Jackson in der Rhein-Ruhr-Halle auftrat. Der hatte wohl ein paar Besucher mehr als wir bei der Eröffnung.“ Viele Freunde und Wegbegleiter haben den Mut der beiden Frauen bewundert, zugleich aber die bange Frage gestellt, ob das wohl gut geht. Es ging gut.

Margit Meier ist gelernte Datenverarbeitungskauffrau und kannte sich schon damals mit Computern und der beginnenden Digitalisierung aus. Ursula Ridder ist gelernte Buchhändlerin und hat damals in einer kleinen Buchhandlung in Hiesfeld in Teilzeit gearbeitet. Mit Computern hatte sie „absolut nichts am Hut“.

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„Wir waren also die ideale Kombination“, sagen sie. Schnell stellte sich der Erfolg ein. Die kleine „Ex-Metzgerei“ platzte aus allen Nähten. Menschen kamen, stöberten in den Büchern und ließen sich beraten. Zwei Jahre später zogen die beiden auf die andere Straßenseite in ein größeres Ladenlokal. Und vor 15 Jahren ging es ein paar Meter weiter Richtung Altmarkt an den heutigen Standort an der Emscherstraße 213.

Eine große Kinderbuchecke kam hinzu – natürlich mit entsprechendem Kindermobiliar. „Da gab es so manche kindliche Schmökerstunde“, erinnern sie sich. Aber wie gesagt, die Zeiten haben sich geändert. Am 30. November ist „Schicht im Schacht“. Zum Bedauern vieler Hamborner. „Erst kürzlich kam ein junger Mann herein, mit Tränen in den Augen und einem Blumenstrauß“, berichtet Margit Meier. „Vielen Dank für alles“, waren seine einzigen Worte.

>>> Im „Lesezeichen“ haben viele Autoren-Lesungen stattgefunden

  • Im Laufe der Jahre hat die Buchhandlung „Lesezeichen“ viele bekannte Autoren zu Lesungen nach Hamborn geholt. Mit 30 Besuchern waren diese stets ausverkauft.
  • Zu Lars von der Gönna, Oliver Spieker und Jens Dirksen ist der Kontakt nie abgebrochen: „Die waren total begeistert.“
  • Der Spaß und die schönen Momente überwiegen. Nur die Zeit der Schulbuchbestellungen waren laut Margit Meier stressig.