Duisburg-Mittelmeiderich. Die Meidericher Schiffswerft wird 125 Jahre alt. Das Familienunternehmen ist international bekannt – für diese Meilensteine in der Schifffahrt.
Ein Duisburger Bankier gründet am 13. September 1898 eine Schiffswerft und legt damit den Grundstein zu einer langen, erfolgreichen Unternehmensgeschichte. Sein Name: Alwin Hilger. Bis heute, 125 Jahre später, ist die Meidericher Schiffswerft in Duisburg ein Begriff – und noch immer ein Familienunternehmen. Rund 430 Spezialschiffe hat die Firma bisher gebaut.
Fahrgast-, Schul- oder Hotelschiffe, Kirchen-, Polizei- und Feuerlöschboote, Eisbrecher, schwimmende Pumpstationen, Spezialtanker oder Schwimmgreifer sind nur einige Beispiele dafür, welche Schiffe made in Duisburg auf den verschiedensten Gewässern Europas unterwegs sind.
Meidericher Schiffswerft im Duisburger Hafen feiert ihren 125. Geburtstag
Ein Blick in die Geschichte: Zu Beginn ist die junge Werft am Kaiserhafen ansässig und nur auf die Reparatur von Binnenschiffen bedacht. Nach der Fertigstellung der neuen Hafenbecken zieht sie 1908 ans Hafenbecken A, dem heutigen Standort, um. Gründer Alwin Hilger stellt in dieser Zeit den Ingenieur Jakob Graff ein und ernannte ihn 1914 zum alleinigen Geschäftsführer.
Sein Können verhilft der Werft schnell zu einem sehr guten Ruf über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus – im gesamten Rheingebiet von der Schweiz bis nach Holland schätzt man die Duisburger Schiffswerft, die inzwischen nicht mehr nur Schiffe repariert, sondern auch neue baut. Die Pionierarbeit des Werftleiters wird belohnt: Jakob Graff steigt zum Gesellschafter der Firma auf.
Fahrgastschiff in einzelnen Sektionen gebaut und in der Schweiz zusammengesetzt
Hans-Jürgen Walzer ist der Enkel des Gründers. Nach den Meilensteinen in der Geschichte der Meidericher Schiffswerft gefragt, fallen dem 86-Jährigen drei Ereignisse ein: Da wäre der Bau des ersten 1400-Tonnen-Kahns nach dem Längsspantensystem 1923. Für ihn persönlich bedeutsamer ist die „Berner Oberland“, die seit 1996 auf dem Thunersee in der Schweiz unterwegs ist.
„Das Fahrgastschiff ist für 1000 Passagiere zugelassen und damit das größte, das unsere Werft jemals verlassen hat. Wir haben es in Duisburg in einzelnen Sektionen gebaut und erst in der Schweiz zusammengebaut sowie dort auch den Innenausbau erledigt“, erinnert sich Hans-Jürgen Walzer. Dazu gehört zum Beispiel auch eine für die damalige Zeit modernste Kücheneinrichtung.
Bau des Schulschiffs Rhein war ein Meilenstein für die Duisburger Werft
Das Projekt erforderte gute Logistik und präzises Arbeiten. Die verschiedenen Schiffssektionen wurden 1996 mit einem Schubleichter bis nach Basel gebracht, dort auf Lkw verfrachtet und nach Thun gefahren. Die Dimensionen kann man sich kaum vorstellen. „Wir haben den Maschinenraum in Meiderich in zwei Stücken gebaut und erst in Thun zusammengeschweißt. Das war eine tolle Sache“, erzählt der 86-Jährige.
Für den damaligen Geschäftsführer der Werft bedeutete dieser Auftrag aber auch: Er musste für sein Team in Thun für Unterkunft und Verpflegung sorgen. „Die Mitarbeiter waren ja mehrere Wochen in der Schweiz. Sie haben schließlich in Wohncontainern neben der dortigen Werfthalle gewohnt. Erst die Schiffbauer und Schweißer, dann die Schreiner, die den Innenausbau erledigt haben.“
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Der dritte Meilenstein für die Werft ist das Schulschiff „Rhein“, das bis heute im Stadthafen in Duisburg-Homberg vor Anker liegt. Alle junge Menschen in Deutschland, Österreich und den deutschsprachigen Gebieten der Schweiz, die den Beruf des Binnenschiffers, Hafenlogistikers oder Bootsbauer erlernen, landen hier, um ihre Berufsschulzeit im Blockunterricht zu absolvieren. Genau genommen handelt es sich schon um die „Rhein 2“. „Für den Arbeitgeberverband der Deutschen Binnenschifffahrt war es nach 100 Jahren ein Jahrhundertereignis, ein neues Schulschiff in Auftrag zu geben“, sagt Walzer.
Auch andere Schiffe, die in Meiderich gebaut wurden, sind Duisburgern ein Begriff. Da wären zum Beispiel die „Wilhelm Lehmbruck“ oder die „Gerhard Mercator“. Ein ganz besonders prominentes Schiff hat die Meidericher Schiffswerft vor einigen Monaten erst kritisch unter die Lupe genommen und an einigen Stellen aufgemöbelt: die „Oskar Huber“, Duisburgs bekanntes Museumsschiff. Der historische Radschleppdampfer muss regelmäßig gewartet werden, damit er weiter in Ruhrort vor Anker liegen darf.
Der Schiffsneubau ist in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund getreten. Aber wie seit 125 Jahren versteht sich die Meidericher Schiffswerft auch heute noch als „Servicestelle für die in Duisburg verkehrende internationale Schifffahrt“. Wann immer ein Binnenschiff ein Problem hat und einen Stopp einlegen muss, sind Mitarbeiter aus Duisburg zur Stelle, um zu helfen. Aufträge kommen aus ganz Deutschland. „Außerdem haben wir einen optimalen Standort im größten Binnenhafen Europas. Bevor ein Schiff hier neu beladen wird, können wir es schnell ins Dock oder auf die Helling nehmen und reparieren“, so Walzer.