Duisburg-Untermeiderich. In einer Meidericher Werkstatt hat ein Duisburger eine neue Heizungstechnik ausgetüftelt. Diese Unternehmen wollen das sparsame System nutzen.

Durch eine Panne fängt alles an, wie so oft. Dem Duisburger Automechaniker Ismail Ersoy fällt aus Versehen ein Schweißgerät in die Wassertonne. Aber nicht nur das Wasser kocht sofort los, auch sein Kopf kommt aus dem Grübeln nicht mehr raus. So kam er auf eine geniale Idee, sagt der 44-jährige Tüftler.

Heute brodelt das Wasser im Kessel einer neuen Anlage in Ersoys früherer Motorrad-Werkstatt in Untermeiderich. Das Produkt: Eine Heizung, die ihre Energie aus Wasser und Strom günstiger und deutlich effektiver erzeugen soll als eine Wärmepumpe. Die Anlage erhitzt das Wasser stufenlos auf die Temperatur, die normale Heizkörper benötigen. Wird der Strom durch eine Solaranlage produziert, handelt es sich um eine emissionsfreie Heizung.

Duisburger erfindet neue Heizung – in der Türkei ist sie schon im Einsatz

„Die Anlage verbraucht weniger als die Hälfte des Stroms, den eine Wärmepumpe benötigt“, sagt Ersoy. In der Türkei heizen bereits rund 8000 dieser Kessel größere und kleinere Häuser, konstruiert nach seiner Idee. Sein Onkel hat die Technik in seinem Betrieb in Istanbul entwickelt. „Auch die Ziraat-Bank will ihre Filialen in der Türkei damit ausstatten“, sagt der Duisburger. Die Heizungen wurden bereits in Wohncontainern für die Opfer des schweren Erdbebens im Frühjahr in der Türkei eingesetzt.

Bisher hat der Vater von drei Kindern rund 200.000 Euro in seine Idee investiert, unterstützt durch seine wohlhabende Großfamilie in der Türkei. Nun will er das Heizungssystem in Deutschland verkaufen und dafür die Endfertigung nach Duisburg verlagern. Der Grund: „Da soll ,Made in Germany’ draufstehen.“

Innovatives Gerät beim Europäischen Patentamt zum Patent angemeldet

Die Heizung werde bislang nach deutschen Standards in Istanbul hergestellt. Um sie auch in Europa verkaufen zu können, hat Ersoy sein Gerät vom TÜV Nord und dem niederländischen Institut Kiwa mit Sitz in Rijswijk prüfen und zertifizieren lassen. Er wirbt nun mit dem CE-Zeichen, hat das Gerät beim Europäischen Patentamt in München zum Patent angemeldet und eine Firma gegründet. Der Name: „Epeu – Next Level GmbH“.

„Mein Onkel hat bereits mehrere Patente, für mich wäre es das Erste“, sagt der gelernte Automechaniker. Er ist im Gespräch mit Baufirmen, mit Architekten und großen Unternehmen als mögliche Partner. Der Referenzmarkt für das Geschäft soll Duisburg sein. „Wir kommen aus Duisburg und wollen von hieraus wachsen“, sagt Ersoy.

Geschäftsmann wird durch die Duisburg Business & Innovation unterstützt

Der frisch gebackene Geschäftsführer wird dabei von der städtischen Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI) unterstützt. Sie berät, vermittelt Kontakte und hilft bei der Suche nach einer Produktionsstätte. DBI-Chef Rasmus C. Beck überzeugt vor allem der nachhaltige Ansatz, wenn die Energie für die Heizung aus regenerativen Quellen stammt. „Klimaschutz ist wichtig für die Wirtschaftsentwicklung. Deshalb begrüßen wir innovative Lösungen im Energiebereich und begleiten Unternehmen auf dem Weg einer erfolgreichen Ansiedlung in Duisburg“, so Beck.

Ismail Ersoys Erfindung ist in der Türkei schon im Einsatz – erfolgreich, wie er sagt. Jetzt wurde ein Gerät in einer Duisburger Shell-Tankstelle installiert.
Ismail Ersoys Erfindung ist in der Türkei schon im Einsatz – erfolgreich, wie er sagt. Jetzt wurde ein Gerät in einer Duisburger Shell-Tankstelle installiert. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ob die Heizung wirklich so wirtschaftlich arbeitet wie versprochen, prüft gerade der Sanitärmeister Mika Brescakovic in seinem Haus in Kamp-Lintfort, wo er das Gerät installiert hat. „Wir lesen täglich die Verbrauchsdaten aus und vergleichen sie mit dem Verbrauch einer Wärmepumpe und von Öl- und Gasheizungen“, sagt dessen Bruder Tuka Brescakovic. „Dass die Anlage gut läuft, ist klar. Nun geht es um die Frage der Wirtschaftlichkeit.“

Gerät läuft bereits in einer Shell-Tankstelle in Duisburg

Vor wenigen Tagen hat auch Sanitärmeister Phil Pollmann aus Oberhausen die Heizung in die Shell-Tankstelle an der Rheinhauser Straße in Hochfeld eingebaut. „Sie läuft. Warmwasser haben wir auch“, sagt Pollmann. Die Tankstelle gehört zum Netz des Mineralölanbieters Fred Pfennings aus Baesweiler bei Aachen und wird nun ganz frisch von Ersoy als Pächter betrieben. Die angegliederte Werkstatt führt der Duisburger bereits seit langem. „Seit sieben Jahren ist die Ölheizung kaputt. Jetzt ist es dort wieder warm. Da bin ich richtig stolz drauf“, sagt der Automechaniker.

Der Unternehmer Pfennings könnte ein potenzieller Kunde des neuen Systems werden. „Er beobachtet die Entwicklung und will dann entscheiden“, sagt Ersoy. Das wäre ein immenser Auftrag: Immerhin betreibt die Pfennings-Gruppe ein großes Netz mit Shell-Tankstellen in Deutschland.

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Weitere mögliche Kunden und Partner sind für Ersoy etwa die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag, die Stadtwerke oder auch Thyssenkrupp Steel, die im Duisburger Norden ein Bürocontainer-Dorf für den Bau des neuen Hochofens errichten. „Aber auch private Hausbesitzer können sich bei uns melden. Wir werden dann eine Sanitärfirma für die Installation vermitteln“, sagt Ersoy.