Duisburg-Walsum. Der Kometenplatz in Duisburg ist ein Kriminalitätsschwerpunkt. Kameras sind geplant, bis dahin kommen mehr Polizisten – zuletzt sogar die Kripo.
Der Kometenplatz ist ein Kriminalitätsschwerpunkt in Duisburg. Polizeipräsident Alexander Dierselhuis sieht dort sogar die rechtlichen Grundlagen für mobile Polizeikameras gegeben und will sie aufstellen, sobald sie geliefert sind. Aktuell sollen allerdings Polizistinnen und Polizisten verstärkt rund um den Marktplatz und um das Rathaus von Aldenrade auf Streife gehen, um aggressiven Jugendbanden und Drogendealern Einhalt zu gebieten. An diesem Dienstagmorgen hat sogar die Kriminalpolizei einen Stand auf dem Wochenmarkt aufgebaut.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Die Freude über diesen Infostand, über den Polizeiwagen dahinter und über Streifenwagen, die um die Ecke geparkt sind, ist groß. „Endlich steht hier mal wieder einer“, lobt etwa ein Senior und begrüßt die Beamten freundlich. Doch über die angespannte Situation am Kometenplatz – etwa über Jugendliche, die Anwohner bepöbeln, mit Steinen beschmeißen, Mädchen verprügeln oder Haustiere zusammentreten sollen – sprechen die Duisburger jetzt nicht mit der Polizei. „Jeder liest Zeitung, jeder guckt Fernsehen, aber das Thema haben sie mit uns nur am Rande besprochen“, sagt Kriminalhauptkommissar Martin Messer, der seinen Infostand auch auf dem Weihnachtsmarkt oder auf anderen größeren Veranstaltungen aufbaut.
Kripo auf dem Walsumer Kometenplatz: Gespräche über Wildpinkler statt über Jugendbanden und Dealer
Die Marktbesucher interessiert vielmehr, wie man sein Portemonnaie gut wegstecken muss, dass es auch im Gedränge keinem Taschendieb in die Hände fällt. Was man wegen wilder Müllkippen oder wegen Wildpinklern unternehmen kann oder gegen Jugendliche, die nachts lauthals Fußball spielen und den Lederball ständig gegen Hauswände oder Garagentore knallen.
Martin Messer vom Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz kann in all diesen Fällen einen Rat geben. „Wir versuchen zu verhindern, dass manche Straftaten überhaupt entstehen, indem man auch über sein eigenes Verhalten nachdenkt“ – und etwa das Portemonnaie nicht oben in der offenen Einkaufstasche liegen lässt.
„Jedes Anliegen nehmen wir ernst“, betont Björn Lange, einer der vier Bezirkspolizisten in Walsum. Anders als die Kripo tragen er und seine Kollegen keine Zivilkleidung, sondern Uniform. Die gut sichtbare Polizei kommt gut an. Nicht nur morgens, sondern auch während der Spätschichten. Gerade die Bezirkspolizisten verstehen sich als „Verbindungsglied zwischen Bürgern mit ihren Sorgen und der Polizei“, sie sind für viele die ersten Ansprechpartner, wie früher „der Schupo an der Ecke“.
So auch jetzt auf dem Wochenmarkt, der allerdings am Dienstagmorgen nicht so gut besucht ist, wie noch am Freitag. So möchte etwa eine Rentnerin wissen, wann sie spätestens ihren Führerschein umtauschen muss. Denn aktuell ist in ihrem Lappen noch ihr Foto aus den 70ern, „als ich noch jung und knackig war“. Das möchte sie solange wie möglich behalten. Noch gut zehn Jahre hat sie Zeit, lautet die Antwort der Polizei nach einer kurzen Internetrecherche am Handy.
Sicherheitsgefühl in Walsum sei „viel besser als auf der Königstraße“ in der Stadtmitte
Dass sich allen Diskussionen um den Kometenplatz zum Trotz immer noch viele Menschen sicher fühlen und gerne in Walsum sind, erfahren die Polizeibeamten natürlich auch. „Ich habe hier überhaupt keine Angst, ich fühle mich in Walsum sehr sicher“, sagt eine junge Frau beim Einkauf am Gemüsestand. Sie komme aus der Stadtmitte und ihr Sicherheitsgefühl sei auf dem Kometenplatz „viel besser als auf der Königstraße“.
Beim Verwandtenbesuch gehört für Christina Reder und ihre beiden Kinder aus Wiesbaden auch ein Eis auf dem Kometenplatz dazu. „Dass hier ein Drogenumschlagplatz sein soll, hat uns nicht beeindruckt“, sagt die 36-Jährige. „Wir fühlen uns hier immer wohl. Ich mag den offenen und freundlichen Menschenschlag im Ruhrgebiet“, und so schlimm wie der Frankfurter Hauptbahnhof sei der Marktplatz ja wahrlich nicht.
Anwohnerin hat nachts Angst: „Ich möchte kein Messer zwischen die Rippen bekommen“
Das bestätigt ihre Gastgeberin Lidia Stypka, die „hier noch nie ein Problem“ gehabt oder Drogenhandel beobachtet habe. Doch die 65-Jährige ist auch nicht abends dort.
„Ich habe nachts Angst“, gesteht Marktbeschickerin Manuela Kügler, die selbst nur einige Straßen weiter wohnt. „Ich gehe im Dunkeln nicht mehr vor die Tür, ich möchte kein Messer zwischen die Rippen bekommen“. Sie gehe auch abends nicht mehr einkaufen. Dass Jugendliche in der Gegend „Rambazamba machen“, habe die Metzgerin bereits miterlebt – nicht nur in Aldenrade, sondern auch auf dem Franz-Lenze-Platz in Vierlinden.
Ähnliche Beobachtungen hat dort, ebenso wie am Kometenplatz, auch Bezirkspolizist Björn Lange gemacht, der hauptsächlich für Vierlinden zuständig ist. „Je mehr Anlaufstellen für Jugendliche da sind – Jugendzentren oder Sportvereine – umso besser ist es“, findet er.
Doch auch viele Polizisten und viele Streifen könnten einen positiven Effekt, „eine abschreckende Wirkung“ haben, ergänzt die Polizei Duisburg gegenüber der Redaktion und verweist auf frühere Probleme mit Jugendbanden in der Stadtmitte. Dort habe eine starke Polizeipräsenz geholfen und so seien auch Intensivstraftäter ins Netz gegangen. Dieselbe Hoffnung gibt es für den Kometenplatz – wobei morgens dort die Welt noch in Ordnung ist.
Als jedoch am Dienstagmittag die ersten Teenager aus der Schule kommen, geraten am König-Pavillon zwei Jugendgruppen aneinander. Auslöser ist, dass ein Junge gepiesackt wird und die zweite Gruppe einschreitet. Ein Rassismus-Vorwurf lässt die Stimmung brodeln. Bevor jedoch aus Brüllen und Schubsen eine Schlägerei wird, kommt der Bus an der Haltestelle an und beendet den Streit – zur Erleichterung der im Wartehäuschen sitzenden Seniorinnen und Senioren.
>> Kaufleute bemerken einen ersten Effekt
● Über die verstärkte Polizeipräsenz rund um den Kometenplatz freuen sich nicht nur Anwohner, Marktbeschicker und Kunden. Auch die ansässigen Kaufleute begrüßen dies. „Den Effekt bemerke ich ganz doll, da ist was in Bewegung gekommen“, sagt Iris Bierod vom Geschenkeladen „Eib-Design“ in der Einkaufspassage.
● Ob sich die Situation jetzt nach den Sommerferien wieder verschlimmert, müsse man jedoch erst noch abwarten. Doch bei den Kaufleuten verbreitet sich laut Iris Bierod das Gefühl: „Man hat auf uns gehört und man reagiert auf unsere Beschwerden.“