Duisburg. Comedian Ingo Appelt schont das Publikum nicht. Die Duisburger danken es ihm mit Lachtränen. Aber politische Witze sind nichts für die Jugend.

Der Comedian Ingo Appelt ist jetzt mit seinem Programm „Der Staats-Trainer“ bei der Kleinkunstbühne Meiderich aufgetreten. Sein Publikum im Centrum Westende trainierte er hart. „Eigentlich müsste das hier betreutes Hassen mit Ingo heißen“, ließ er die hundert Zuschauer wissen. Schließlich gehe einem so vieles im täglichen Leben auf den Sack, dass man öfter mal ordentlich die Sau rauslassen müsse.

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Sein Spezialgebiet. Deshalb müsste, fand er, schon die Begrüßung im Saal besser sitzen. „Also ich komm noch mal raus, und ihr ruft alle zusammen: Hallo Ingo, du alte Pissnelke!“ Die Zuschauerinnen und Zuschauer ließen sich nicht lumpen, schließlich wussten sie vorher, was auf sie zukommt.

Denn der Komiker mit dem derben Humor war nicht zum ersten Mal in Meiderich zu Gast. Und er lässt nicht nur Karl Lauterbach alt aussehen, er kriegt auch selber sein Fett weg. Im Supermarkt habe ihn neulich eine Frau erkannt. Aber deren Ehemann habe widersprochen: „Kann nicht, so fett ist der Appelt nicht,“ erzählte der begeisterte Hobbykoch betreten. Sein Berufskollege Chris Tall habe ihm stolz berichtet, dass er während der Pandemie vierzehn Kilo verloren hat. Appelt darauf: „Ich weiß, ich habe die gefunden.“

Politiker-Parodien verursachen Lachtränen bei der Kleinkunstbühne Meiderich

Der Komiker aus Essen fräste sich durch die aktuelle Politik und dachte dabei gern an Angela Merkel zurück. Olaf Scholz nachzumachen, sei ja auch kein Zuckerschlecken. Da parodierte er sich lieber durch die Alt-Kanzlerriege von Brandt über Schmidt und Kohl bis Merkel. Seine Zuschauer sind in seinem Alter und konnten die Reise in die Vergangenheit richtig genießen, einschließlich Lachtränen und Schenkelklopfen.

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Zwischendurch erzählte Appelt kleine Anekdoten aus dem Sendebetrieb bei RTL und dem Bayerischen Rundfunk. „Schließlich mache ich die ganze Scheiße schon seit fünfunddreißig Jahren“, erklärte er sein Hintergrundwissen. Ernst wurde er erst, als er auf den Zustand der SPD zu sprechen kam. In jungen Jahren trat er ein, da habe es noch 1,2 Millionen Parteimitglieder gegeben. Inzwischen zähle die älteste Volkspartei Deutschlands nur noch etwa 400 000 Mitglieder. „Und von denen hat vermutlich die Hälfte bloß vergessen sich abzumelden, als sie auf den Friedhof umgezogen ist,“ sagte Appelt bitter.

Er kam aber schnell wieder in Fahrt. Nicht zuletzt, weil er es genieße, endlich wieder vor richtigen Menschen zu spielen und nicht im Autokino mit Hupkonzerten statt Applaus. Aber alles hat sein Gutes. „Ich muss dringend mit euch über eure Hupen reden. Das ist ein Satz, den kriegst du normalerweise schlecht unter.“ Das Meidericher Publikum genoss die rausgelassene Sau in vollen Zügen und verpasste Ingo Appelt einen Abschiedsapplaus, der jedes Hupkonzert schlägt.