Duisburg. ABC-Großeinsatz der Feuerwehr: Bei einem Säureaustritt beim Logistiker Trans-o-flex wurden sieben Mitarbeiter verletzt. Was bisher bekannt ist.

Zu einem Großeinsatz samt Gefahrstoff-Experten ist die Duisburger Feuerwehr am Dienstagabend nach Beeckerwerth ausgerückt. In einer Lagerhalle der Logistikgruppe Trans-o-flex war Säure ausgelaufen und sieben Mitarbeiter wurden dabei leicht verletzt. Die Betroffenen wurden nach Angaben des Feuerwehr-Lagedienstes „vor Ort vorsorglich dekontaminiert“ und zu weiteren Untersuchungen in geeignete Krankenhäuser gebracht. Das bestätigt auch das Unternehmen.

Die Feuerwehr war um 20.07 Uhr zu dem Betriebsgelände des auf Gefahrguttransporte spezialisierten Unternehmens an der Straße Am Nienhaushof gerufen worden.

ABC-Einsatz bei Trans-o-flex in Duisburg: Chlorwasserstoff ausgetreten

Dort sollte eine unbekannte, stechend riechende Flüssigkeit aus mehreren Behältern ausgetreten sein. Die ersten Einsatzkräfte, die auf dem Beeckerwerther Firmengelände eintrafen, so die Lagedienstleitung, stellten demnach fest, dass mehrere 20 Liter große Kanister mit Hydrochlorwasserstoff ausliefen. Dabei handelt es sich um Salzsäure in Gasform. Diese Kanister, die im Fachjargon Gebinde heißen, seien zuvor bei Verladearbeiten beschädigt worden. Ob der Schaden tatsächlich beim Verladen entstand, kann die Firmenzentrale im baden-württembergischen Weinheim bislang nicht bestätigen.

Jedoch wurden „bei Bekanntwerden des Lecks sofort alle Mitarbeiter aus dem Gefahrenbereich der Halle entfernt“, sagt eine Unternehmenssprecherin am Mittwochnachmittag auf Nachfrage. „Es stand ausreichend Bindemittel zur Verfügung, mit dem ausgelaufenes Material gebunden und unschädlich gemacht werden konnte.“ Das haben demnach Mitarbeiter in Schutzanzügen übernommen. Obendrein sei die Luftbelastung durch Salzsäuredämpfe „schnellstens gemindert“ worden, „indem systematisch quergelüftet wurde“.

Die Feuerwehr Duisburg rückte mit 77 Einsatzkräften und jede Menge Spezialausrüstung an.
Die Feuerwehr Duisburg rückte mit 77 Einsatzkräften und jede Menge Spezialausrüstung an. © FUNKE Foto Services | Jonas Schlömer

Die sieben verletzten Mitarbeiter erlitten durch ätzende Dämpfe Reizungen der Augen und Atemwege. Die Behörden sprechen von leichten Verletzungen, auch der Firmenzentrale sind bislang keine Informationen „über schwerwiegende Erkrankungen“ bekannt. Trotz dieser Reizungen habe „das Gefahrgutmanagement jedoch prinzipiell gut funktioniert“.

Während sich Retter um die Leichtverletzten kümmerten, so die Feuerwehr weiter, wurde die ausgelaufene Säure mit Chemiekalienbinder abgebunden und dann entsorgt. Die insgesamt drei beschädigten Kanister wurden in ein Fass umgelagert und ebenfalls fachgerecht entsorgt.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Großeinsatz beim Gefahrgut-Logistiker Trans-o-flex.
Großeinsatz beim Gefahrgut-Logistiker Trans-o-flex. © FUNKE Foto Services | Jonas Schlömer

Die Einsatzstelle blieb auf die Lagerhalle beschränkt. Wie die Feuerwehr noch am Dienstagabend versicherte, sei „zu keinerlei Gefahren für die Bevölkerung“ gekommen, zudem es gab auch „keine Auswirkungen auf die Umgebung“.

Dennoch rückte die Feuerwehr nach dem Säureaustritt mit einem großen Aufgebot und Gefahrstoff-Experten an. Insgesamt 77 Einsatzkräfte trafen mit jeder Menge Spezialtechnik auf dem Betriebsgelände ein: mit zwei Einsatzleitwagen, dem „Gerätewagen Atemschutz“, dem „Abrollbehälter Gefahrgut und Sonderlöschmittel“, drei Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr – darunter die Sondereinheiten Dekontamination und ABC –, vier Rettungswagen, einem Notarzt, dem Direktions- sowie einem weiteren Führungsdienst.

Die Feuerwehrleute waren in Beeckerwerth bis etwa Mitternacht im Einsatz. Sie übergaben die Einsatzstelle anschließend an die Polizei.

Die Logistikfirma will die Unfallursache mit Videoaufnahmen aus der Lagerhalle klären

Das Zentrale Kriminalitätskommissariat (ZKK) ist mit den Ermittlungen befasst, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch auf Nachfrage mitteilt. Ebenfalls beteiligt ist das städtische Amt für Arbeitsschutz, und beide Behörden untersuchen noch gemeinsam, wie es zu dem Unfall kommen konnte.

Indes untersucht auch Trans-o-flex selbst den Unfall: „Wodurch oder warum es zu dem Austritt kam, wird noch geklärt. Wir versuchen das mit Hilfe von Videoaufnahmen zu analysieren, mit denen alle Hallentätigkeiten gefilmt werden.“ Die dafür notwendige Zustimmung durch den Betriebsrat sei bereits beantragt. „Sobald uns die Ergebnisse dieser Analyse vorliegen“, verspricht das Unternehmen, „werden wir sämtliche Maßnahmen treffen, die eine Wiederholung eines solchen Zwischenfalls verhindern.“ (mit aka)

Sieben Menschen wurden auf dem Firmengelände des Logistikers Trans-o-flex verletzt.
Sieben Menschen wurden auf dem Firmengelände des Logistikers Trans-o-flex verletzt. © FUNKE Foto Services | Jonas Schlömer

>> SPEZIALIST FÜR GEFAHRGÜTER

● Die Duisburger Niederlassung von Trans-o-flex ist eine von bundesweit 35 Standorten. Die Logistik-Gruppe hat in Deutschland und Österreich rund 1800 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent Ende 2021).

● Kernkompetenz des Unternehmens sind Logistiklösungen für den medizinischen Bereich, Kosmetik, Elektronik sowie für andere sensible Güter. Es gilt als Spezialist für Gefahrengüter, die unter anderem an Krankenhäuser oder radiologische Praxen geliefert werden.