Duisburg. Einen Ort in Duisburg zieren jetzt Motive aus der Kultserie „Stranger Things“. Was hinter der Aktion steckt und warum sich Fans beeilen müssen.
Die Augen des Mädchens drehen sich nach oben, ihr Körper hängt bewegungslos in der Luft. Auf den Ohren trägt sie Kopfhörer – eine lebenswichtige Vorkehrung, kann doch der Klang ihres Lieblingsliedes den Schurken Vecna daran hindern, die Teenagerin Max in ihren Gedanken zu töten. Die ikonische Szene aus der Kultserie „Stranger Things“ ziert jetzt eine Mauer in Meiderich: Streetart-Künstlerin Anna Littsa hat mit ihrer Tochter und weiteren Sprayern Motive aus der Serie in den Graffiti-Tunnel gemalt.
Erst vor kurzem war das Finale der vierten Staffel beim Streaming-Anbieter Netflix zu sehen. Nachdem viele „Stranger Things“-Fans von der dritten Staffel noch enttäuscht waren, wecken die neuen Folgen wieder Begeisterung. Sie betten die mysteriösen und bedrohlichen Ereignisse im fiktiven Ort Hawkins endlich in eine größere Geschichte ein.
Nach „Harry Potter“ nun „Stranger Things“: Duisburgerin hat Leidenschaft für Fantasy
Die eingangs beschriebene Szene ist schnell so populär geworden, dass sie der britischen Sängerin Kate Bush mit ihrer Single „Running Up That Hill (A Deal with God)“ 37 Jahre nach der Veröffentlichung zu Platz Eins in den Billboard Charts verhalf.
Dass sich Anna Littsa alias „Foxy“ der Kultserie annimmt, ist keine Überraschung. Die aus Russland stammende Duisburgerin hat eine Leidenschaft für Fantasy- und Horrorfilme, die sie im Graffiti-Tunnel schon öfter ausgelebt hat. Erst im Dezember sorgten sie und andere Künstler mit Motiven aus der „Harry Potter“-Reihe für Aufsehen. Spektakulär war vor allem die brennende Hogwarts-Schule, gemalt von „Mr. Oreo“ – eine Szene aus dem finalen Kampf der jungen Zauberer gegen den bösen Lord Voldemort und seine Verbündeten.
Nun also „Stranger Things“. Auch die Netflix-Serie strotzt vor Fantasy- und Gruselelementen. In den Meidericher Graffiti-Tunnel haben es neben der von Vecna besessenen Max der tragische Held Eddie, die Vaterfigur Hopper und schließlich Vecna selbst geschafft.
Schmierereien am Graffiti-Tunnel in Meiderich verärgern Künstler
Beteiligt waren neben Littsas Tochter (Künstlername Demokura) die Sprayer „Alt“, „Magic“ und „Jaber“ sowie zwei weitere Freunde. Die Werke sind verblüffend schnell entstanden: Maximal fünf Stunden hätten sie gebraucht, sagt Anna Littsa, plus ein bisschen Feinarbeit am folgenden Tag.
Wer die Bilder aus dem „Stranger Things“-Kosmos vor Ort bestaunen will, muss sich wie immer beeilen: Im Graffiti-Tunnel darf jeder sprühen – es ist üblich, bestehende Werke einfach zu übermalen. Zwar genießt „Foxy“ in der Szene großen Respekt, sodass ihre Bilder durchaus ein paar Tage länger stehen als andere. Aber gerade Kindern und Jugendlichen ist es oftmals ganz egal, wie schön ein Werk ist – mit Eddingstift oder Sprühdose setzen sie Schmierereien ohne jeden künstlerischen Anspruch darüber.
Bei den leidenschaftlichen Sprayern ruft das Ärger hervor. „Man sollte anderer Leute Arbeit schätzen und nicht aus Neid oder Dummheit zerstören“, sagt Anna Littsa. Manchmal dauere es keine fünf Minuten, bis ein ambitioniertes Bild mit Sprüchen oder Symbolen bekritzelt sei. „Das tut uns weh.“
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Sie appelliert auch an Eltern, ihren Kindern Respekt vor der Kunst zu vermitteln, verweist auch auf die Workshops, die sie und andere Künstlerinnen und Künstler anbieten: „Da lernen Kinder, richtig Graffiti zu malen. Das ist viel besser, als sie etwas schönes beschmieren zu lassen.“